Deutsche Redaktion

"Pandemie hat internationale Ordnung neugestaltet"

26.02.2021 12:11
Pleiten von Unternehmen und ganzen Branchen und in der Folge Staatsfinanzkrisen. Familiäre Probleme, zunehmende Depressionen, die Notwendigkeit, viele Gewohnheiten zu ändern. Dies seien nur einige der Auswirkungen der Pandemie, die Hunderte von Millionen Menschen an eigener Haut erleben, schreibt Witold Sokała in der Zeitung Dziennik Gazeta/Prawna.
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DGP: Pandemie hat internationale Ordnung neugestaltet

Pleiten von Unternehmen und ganzen Branchen und in der Folge Staatsfinanzkrisen. Familiäre Probleme, zunehmende Depressionen, die Notwendigkeit, viele Gewohnheiten zu ändern. Dies seien nur einige der Auswirkungen der Pandemie, die Hunderte von Millionen Menschen an eigener Haut erleben, schreibt Witold Sokała in der Zeitung Dziennik Gazeta/Prawna.

Dazu gehören Folgen, die wir erst langfristig spüren werden. Sokała nach, werde dies die Verringerung der Bildungsqualität betreffen, und das von der Grundschule bis hin zum Diplomstudiengang, was aus übereilt eingeführten Formen des Fernlernens resultieren soll. Dies berge, dem Autor nach, nicht nur die Gefahr einer größeren Anzahl von Unfällen, die von z.B. weniger gut ausgebildeten Ingenieuren verursacht werden könnten, sondern auch eine zunehmende Anfälligkeit von Gesellschaften, die intellektuell nicht mehr durchblicken könnten, für Manipulation und Informationsangriffe.

Und selbst wenn die aktuelle Pandemie endgültig vorbei sein wird, heißt es weiter, würden ihr weitere folgen, wie die Weltgesundheitsorganisation wiederholt gewarnt haben soll. Hinter der nächsten Seuche könnten vielleicht natürliche Ursachen stecken, vielleicht aber auch halt menschliches Versagen bei der ungeschickten Forschung an biologischen Waffen, die nur auf dem Papier verboten seien. Nicht auszuschließen bleibe heutzutage auch, warnt der Autor, vorsätzliches Handeln.

COVID-19 sei auch zu einem beschleunigenden Faktor bei der Rekonstruktion der internationalen Ordnung geworden, überzeugt Sokała. Bisher hätten viele Menschen ihr Sicherheitsgefühl - und damit ihre politische Loyalität - an lokale und subkulturelle Gemeinschaften oder Großunternehmen, für die sie arbeiten, gebunden. Letztendlich seien es aber die Regierungen der Nationalstaaten, die durch das Pandemie-Chaos wieder an Rückhalt in der Bevölkerung gewonnen haben.


Rzeczpospolita: Wenn De Gaulle uns nicht verraten hätte

Die Rzeczpospolita befasst sich mit dem Mythos des französischen Generals Charles De Gaulle in Polen. Wie wir lesen, hätten die Franzosen allen Grund ihren einstigen Präsidenten zu lieben. Statt den Krieg zu verlieren, dessen Folgen noch heute die internationale Politik prägen, gehören die Franzosen dank ihm zum engen Kreis der Gewinner.

Sie haben eine prominente Stellung im UN-Sicherheitsrat. Sie seien auch, behauptet Jerzy Haszczyński, in vielen Institutionen der Welt überrepräsentiert. Mehrere Generationen hätten auch dank De Gaulle ruhig gelebt, mit steigenden Einkommen, konnten die Welt genießen und frei bewandern. Zur gleichen Zeit aber, lesen wir, sollen mehrere Generationen in anderen Ländern in kommunistischer Demütigung, ohne Chance auf Entwicklung, die Verwirklichung ihrer Träume und eingeschlossen, überdauern müssen. Dieser Zustand sei natürlich nicht direkt die Schuld des französischen Staatsmannes gewesen. De Gaulle soll jedoch großen Einfluss darauf gehabt haben, dass Polen unter die Fittiche der Sowjets gefallen war, schreibt Haszczyński.

Sein Einfluss auf Polens Übernahme durch Stalin, sei jüngsten historischen Forschungen nach grösser gewesen als es bisher den Anschein hatte. Dem französische Historiker Henri-Christian Giraud nach, soll De Gaulle bereitwillig gewesen sein, Polen an Stalin zu verkaufen, und habe sogar schon begonnen Geschäfte mit ihm zu machen, während die Sowjets noch Verbündete des Dritten Reiches waren. Giraud komme in seiner Forschung zu dem Schluss, dass der Kreml den General als Führer des Freien Frankreichs anerkannt habe, weil De Gaulle ihm geholfen habe, Churchills Plan zur Befreiung Mitteleuropas durch die Alliierten zu torpedieren.

Man könne die Zeit zwar nicht zurückdrehen, schreibt Haszczyński, aber könne sich die Frage stellen, ob das Übel aus der Vergangenheit weiterhin Gewinne bringen solle. Als Fazit weist der Autor auf den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sogar moralistischen Einfluss von Paris auf das Polen des 21. Jahrhunderts hin.



Piotr Siemiński