RZECZPOSPOLITA: Kurze Antwort, große Aufregung
Eine lakonische Antwort des amerikanischen Präsidenten in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC schlage Wellen, schreibt in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Andrzej Łomanowski. Moskau wisse im Grunde nicht, wie es sich in dieser Situation verhalten solle, meint der Publizist. In dem erwähnten Interview kündigte Biden an, für seinen Versuch seine Präsidentschaftskandidatur zu untergraben würden Putin "einen hohen Preis zahlen". Auf die Frage, was die Konsequenzen sein würden, warnte Biden: "Sie werden es in Kürze sehen." Nach Ansicht des amerikanischen Geheimdienstes habe sich Russland bei der Wahl im November für den damaligen US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt und sich bemüht, Biden zu schaden.
Über Putin sagte Biden darüber hinaus, er glaube nicht, dass der russische Staatspräsident eine Seele habe. Auf die Frage, ob er Putin für einen Mörder halte, sagte er: „Das tue ich”.
Die russische Propaganda sei daraufhin instruiert worden, dass man dem kurzen Satz des amerikanischen Politikers eine Welle von Hass und Verachtung entgegensetzen solle, schreibt Łomanowski weiter. „Marasmus eines alten Mannes”, „Demenz” – diese Worte solle man nun in Kommentaren im Internet in Bezug auf Biden verwenden, lautete die Instruktion. Neben Zorn spüre man unter Politikern der russischen Regierungspartei aber auch eine gewisse Enttäuschung. Als ob sie auf einen Neustart in den Beziehungen mit den Vereinigten Staaten rechneten.
Offiziell verhalte sich der Kreml aber sehr zurückhaltend. Geht es nach dem Publizisten sei diese Haltung nachvollziehbar. Die russische Regierung wisse nicht, wie sie sich in einer solchen Situation eigentlich verhalten sollte. Moskau wisse nicht, inwieweit die überraschende Aussage des US-Politikers teil einer neuen Russland-Politik der USA sein werde. Eine Antwort werde Putin aber zum Teil schon nächste Woche bekommen. Dann solle Washington weitere Sanktionen gegenüber Russland bekannt geben.
Die russische Wirtschaft sei zu schwach, um einen offenen Streit mit den Vereinigten Staaten zu riskieren. Zwar habe Finanzminister Anton Siluanov versichert, dass Russland die Situation problemlos hinkriegen werde, es sei ihm aber nicht gelungen, jemandem mit seinem Optimismus zu beeindrucken. Mit Hoffnung würden russische Experten zwar auf die steigenden Öl- und Gaspreise blicken, doch das Geld aus Rohstoffexport könne den Bedarf nicht decken und werde die Wirtschaft nicht ewig ankurbeln können. Unter anderem aus diesem Grund warte Russland eine klare Antwort ab, schreibt Andrzej Łomonowski in der Tageszeitung Rzeczpospolita.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Wo sind die polnischen Gerechten?
Die polnische Botschaft in Australien protestiert gegen eine israelische Ausstellung, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Zum zweiten Mal übrigens. Es handle sich um eine Ausstellung, die Diplomaten würdigt, die während des II. Weltkriegs Juden geholfen haben. Bei der Exposition habe man den Beitrag von polnischen Diplomaten nicht berücksichtigt, beschwert sich der polnische Konsul in Australien Michał Kołodziejski. Die Ausstellung sei im Jahr 2018 auf Antrag des israelischen Außenministeriums vorbereitet worden. Seitdem reise sie um die Welt.
Vergangene Woche habe man sie bereits zum zweiten Mal in Australien gezeigt. Der polnische Konsul habe jedoch festgestellt, dass es bei der Ausstellung weiterhin keine polnischen Namen gäbe.
Als die Ausstellung vor zwei Jahren zum ersten Mal gezeigt wurde, habe Kołodziejski mit Verwunderung festgestellt, dass unter den Diplomaten die mit dem Titel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet worden sind, keine polnischen Bürger zu finden seien. Man habe an Diplomaten aus aller Welt erinnert, auch aus Ländern, die mit Hitlerdeutschland kollaboriert hätten, sagt er dem Blatt. Polnische Namen habe es aber keine gegeben. So durch entstand der Eindruck, dass bis auf Polen die ganze Welt Juden rettete. Konsul Kołodziejski sei übrigens zu der feierlichen Eröffnung nicht eingeladen worden.
Die israelische Seite erklärte dem polnischen Diplomaten, dass sich die Ausstellung auf Personen die mit dem Titel Gerechter unter den Völkern konzentrierte und Aleksander Ładoś von der Berner Gruppe mit diesem Titel nicht ausgezeichnet wurde. Die Verleihung des Titels an Konstanty Rokicki wiederum sei in Gang gesetzt, als die Ausstellung bereits fertig war. Auf die Frage aber, wieso solch gravierende Persönlichkeiten wie Henryk Sławik oder Jan Karski ebenfalls ausgelassen worden seien, konnte die israelische Seite nicht antworten. Man habe vor zwei Jahren aber versichert, dass die Ausstellung demnächst korrigiert werde. Nach zwei Jahren habe sich die allgemeine Aussage der Präsentation jedoch nicht geändert. Und so reise die Ausstellung um die Welt und verbreite ein falsches Geschichtsbild, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Jakub Kukla