Deutsche Redaktion

Eiszeit zwischen Polen und Deutschland

28.06.2021 12:12
In Anlehnung auf einen Artikel in „Der Zeit” schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita von einer Eiszeit in den Beziehungen zwischen Warschau und Berlin.
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RZECZPOSPOLITA: Eiszeit zwischen Polen und Deutschland

In Anlehnung auf einen Artikel in „Der Zeit” schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita von einer Eiszeit in den Beziehungen zwischen Warschau und Berlin. Polen, bislang ein zentraler Partner Deutschlands in der EU, sei in Berlin in Ungnade gefallen, heißt es. Die wichtigen Regierungskonsultationen seien in diesem Jahr ausgefallen. Vieles deute darauf hin, dass es eine Anordnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel gewesen war. Die Absage der Regierungskonsultationen habe die polnische Seite als eine Beleidigung wahrgenommen, umso mehr, das in diesem Jahr 30 Jahre seit der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vergehen. Anstatt den polnischen Premierminister nach Berlin einzuladen, habe Deutschland den Bundespräsidenten nach Warschau geschickt, der in der polnischen Hauptstadt ein kurzes Programm realisiert habe. Aus polnischer Sicht sei das eine Herabsetzung gewesen.

Das Blatt nennt des Weiteren mehrere Situationen aus den vergangenen Jahren, die von einer Verschlechterung der beiderseitigen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland zeugen würden. Außerdem habe laut dem Blatt die Abkühlung in den Kontakten zwischen Warschau und Washington nach der Abwahl von Donald Trump zusätzlich die Kontakte zwischen beiden europäischen Staaten beeinflusst. Polen sei das Lieblingsland Trumps in Europa gewesen. Dies habe die Stellung Polens in Rahmen der Europäischen Union gestärkt. Man habe Warschau gebraucht, um gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu pflegen. Die Administration von Joe Biden teile den Polen-Enthusiasmus seines Vorgängers nicht. Aus diesem Grund werde Polen in einer Langzeitperspektive bessere Kontakte zu Berlin suchen müssen. In der deutschen Hauptstadt frage man sich aber inzwischen, auf welchen Gebieten Polen zu einem gewünschten Partner  in der EU werden könnte.

Das zerrüttete Verhältnis habe weitreichende Folgen. Zwar seien die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Nachbarn sehr gut. Polen, dessen Wirtschaft auch in der Corona-Krise boome, sei einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Umgekehrt sei Deutschland Handelspartner Nummer eins für Polen. Aber politisch hätten sich beide Seiten offenbar nicht mehr viel zu sagen, lesen wir in der Rzeczpospolita.

SUPER EXPRESS: Hoffnungsträger oder Belastung?

Man spekuliert weiterhin über die Rückkehr von Donald Tusk in die polnische Politik. Laut Medienberichten sollte der ehemalige Premierminister und Ex-EU-Ratschef diese Woche seine politischen Zukunftspläne vorstellen. Tusk solle erneut den Posten des Parteichefs übernehmen, der jetzige Vorsitzenden der Partei würden dann zum Fraktionschef, schreibt die Tageszeitung Super Express. Offiziell beziehe die oppositionelle Partei Bürgerplattform (PO) keine Stellung zu den Spekulationen. Und die regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) verfolge die politische Entwicklung in den Oppositionsreihen mit Gelassenheit, jedenfalls offiziell, lesen wir in dem Blatt. Tusks Rückkehr in die polnische Politik wäre für die Regierungskoalition ein sehr schönes Geschenk, sagt im Gespräch mit der Tageszeitung Vizekulturminister Jarosław Sellin, Mitglied der PiS.

In einer Situation, in der sich die Linken immer stärker von den restlichen Oppositionsgruppierungen zu distanzieren versuchen, würde Donald Tusk die Lage des gesamten oppositionellen Flügels sowieso nicht kontrollieren können. Sein Comeback würde zugleich die 8-jährige Amtszeit der Bürgerplattform im Gedächtnis der Wählerschaft auffrischen, eine Zeit, in der die Gewinne privatisiert wurden während man mit den Verlusten die gesamte Gesellschaft belastet habe, meint Vizekulturminister Jarosław Sellin im Gespräch mit Super Express.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Sousa – PiS-Anhänger oder doch nicht?

Man müsse so schnell wie möglich klären, ob der Trainer der polnischen Nationalmannschaft, Paulo Sousa, ein PiS-Anhänger sei oder doch die pro-demokratische Opposition unterstütze, spottet in seinem Feuilleton in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna Jan Wróbel. Das Problem sei sehr kompliziert, lesen wir. In seinem Auftaktspiel gegen die Slowakei habe Polen katastrophal gespielt. In weiteren Treffen gegen Spanien und Schweden habe sich die Nationalelf wiederum so gut präsentiert, wie schon lange nicht mehr. Sei also Sousa ein Gaukler oder ein Genie? Sollte man ihn feuern oder doch weiter arbeiten lassen? Die Zuordnung zu einem der zwei zerstrittenen politischen Lager würden die Entscheidung leichter machen. Nur könne man es nicht eindeutig feststellen, ob der Portugiese ein PiS-Anhänger sei oder nicht.

Er kleide sich gut und verdiene viel -  dies könnte auf seine liberale Weltsicht hinweisen und ihn als einen Liberalen entlarven. Auf der anderen Seite gäbe es auch einige gut gekleidete Konservative, die sich als erfolgreiche Unternehmen präsentieren. In seinen Aussagen verwende der Sportler immer wieder Wörter wie: Plan, Idee, Ordnung – was man wiederum als eine Loyalitätserklärung an die Regierenden deuten könnte. Außerdem sei die polnische Mannschaft im Spiel gegen die Spanier von den Knien aufgestanden, was den Richtlinien der polnischen Außenpolitik entspreche. Er sei darüber hinaus ein Mann – das heiße, per Definition, sei er ein Konservativer. Auf der anderen Seite komme er aus Portugal, wo die Sozialisten die stärkste politische Kraft seien. Vielleicht also doch ein Linker?

Bei der Analyse könnten vielleicht Meinungen von Sportexperten hilfreich sein, aber die meisten hätten bislang keine Ahnung, wie viel im Spiel der polnischen Nationalelf dem neuen Trainer zu verdanken sei. Das bedeute, dass die Entscheidung über Sousas Zukunft keine einfache sein werde, schreibt Jan Wróbel in Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Jakub Kukla