Deutsche Redaktion

Polnische Botschaft protestiert gegen "Spiegel"-Artikel

06.07.2021 10:26
Am Wochenende sind 75. Jahre seit dem Pogrom von Kielce vergangen. „Der Spiegel” hat an die Ereignisse von damals mit einem ausführlichen Artikel erinnert.
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DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Einseitige Geschichte

„Noch nach dem Holocaust wütete vor 75 Jahren in Polen ein antisemitischer Mob. Bei einer Hetzjagd in Kielce wurden 42 Menschen ermordet und 80 verletzt – dann begann der Massenexodus osteuropäischer Juden nach Deutschland. Das klingt verblüffend, aber die Juden flohen nicht in das Land der Täter, sondern unter den Schutz der westlichen Besatzungsmächte, vor allem der Amerikaner. So hofften sie ihre wahre Absicht schneller verwirklichen zu können, nämlich die Auswanderung vor allem nach Palästina, ebenso in die USA, nach Lateinamerika, Australien – nur weit weg vom verfluchten Kontinent Europa”. Unter anderem diese Passage habe in Polen Unmut hervorgerufen schreibt die Tageszeitung  Dziennik/Gazeta Prawna.

Am Wochenende seien 75. Jahre seit dem Pogrom von Kielce vergangen. „Der Spiegel” habe an die Ereignisse von damals mit einem ausführlichen Artikel erinnert, gegen den die polnische Botschaft in Berlin protestiere, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna. Geht es nach dem Sprecher der polnischen Botschaft in Berlin sei der Spiegel-Artikel einseitig und stelle Polen nach 1945 fälschlicherweise als ein antisemitisches Land dar. Trotz der einseitigen Schilderung von Fakten wolle die Botschaft jedoch keine weiteren Schritte unternehmen. Da sich der Text weitestgehend auf den Erkenntnissen von Jan Tomasz Gross, einem polnisch-amerikanischen Forscher stütze, mit dem eine rationale Diskussion nicht möglich sei, habe die Botschaft das Pilecki-Institut in Berlin darum gebeten, sich mit diesem Thema zu befassen. Die erwähnte Einrichtung plane demnächst Veröffentlichungen sowohl zu den Ereignissen in Kielce wie auch in Jedwabne.

Die Botschaft, lesen wir weiter, weise zugleich darauf hin, dass in dem Spiegel-Artikel jegliche Beispiele von Hilfe, die Polen ihren jüdischen Mitbürgern während des Zweiten Weltkrieges geleistet hätten, nicht erwähnt wurden. Das gleich Beziehe sich übrigens auch auf das Funktionieren von mehreren jüdischen Organisationen im Nachkriegspolen.

 

RZECZPOSPOLITA: Hochschulabsolventen in Not

Die Pandemie habe den Hochschulabsolventen in den letzten Monaten das Leben sichtlich erschwert, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita, die heute eine Studie zum Karrierebeginn von jungen Menschen veröffentlicht. Die Lockdwons und weitere Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf Covid-19 hätten zu Folge, dass Absolventen vom Jahrgang 2019 viele Probleme bei der Jobsuche hatten. Gründe dafür seien die Unsicherheit der Firmenbesitzer über die Entwicklung ihrer Firmen und unklare Zukunftsperspektiven gewesen. Viele Firmen hätten sich zwar darum bemüht, ihre Angestellten in Pandemie-Zeiten nicht zu entlassen, man habe aber die Suche nach neuen Arbeitskräften radikal beschränkt.

Die schwierige Situation beziehe sich im Grunde auf Absolventen fast aller Studienrichtungen. Fast, denn es gäbe eine Ausnahme, schreibt das Blatt weiter. Fast keine Probleme mit der Einstellung hätten junge Ärzte gehabt. Auch wenn für eine kurze Zeit die Arbeitslosigkeit auch in dieser Gruppe leicht angestiegen sei, habe man schnell auch den medizinischen Nachwuchs in dem Kampf mit der Pandemie engagiert. Dies habe verursacht, dass die Absolventen von medizinischen Hochschulen direkt von der Lehranstalt in das Berufsleben wechseln konnten, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita.

SUPER EXPRESS: Podolski löst sein Versprechen ein

Ex-Nationalspieler Lukas Podolski stehe offenbar vor einem Wechsel zum polnischen Erstligisten Górnik Zabrze, berichtet die Tageszeitung Super Express. Als Hinweis auf den bevorstehenden Wechsel des 36-Jährigen würden kurze Videos gewertet, die sowohl der Klub als auch der Stürmer gestern veröffentlicht hätten. Bereits am Wochenende hatte es Meldungen gegeben, dass beide Parteien sich in fortgeschrittenen Gesprächen befänden.

Die Tageszeitung verleiht zugleich Einblicke hinter die Kulissen. Podolskis Entscheidung sei mit einem Versprechen verbunden, dass er nun einlösen wolle. Der Fußballer habe nämlich seiner in Oberschlesien lebender Großmutter einst versprochen, eines Tages in dem schlesischen Verein zu spielen. Das Gleiche habe er übrigens dem bereits verstorbenen Sportdirektor von Górnik Zabrze, Krzysztof Maj, versprochen.

Bis zu ihrem Tod habe Podolskis Oma in Gliwice gelebt. Sie habe den Kontakt mit den Medien aber gemieden. Nach ihrem Tod schrieb Lukas Podolski, dass sie immer an seine Träume geglaubt habe. Und das sie den Weltmeistertitel gemeinsam gewonnen hätten.

Der in Polen geborene Podolski habe zuletzt eine Saison lang für Antalyaspor in der Türkei gespielt und sei nach Auslaufen seines Vertrages seit dem 1. Juli vereinslos. Zabrze wäre für den 130-maligen Nationalspieler die achte Station seiner Profi-Karriere. Górnik hatte in der vorigen Saison den zehnten Platz in der Meisterschaft belegt.

 

Jakub Kukla