Deutsche Redaktion

"Nicht irgendein abstraktes Denkmal"

13.07.2021 11:43
Nach Angaben der Tageszeitung "Gazeta Polska Codzienna" soll der Entwurf des Konzepts für das Denkmal für die polnischen Opfer des Dritten Reiches, das in Berlin errichtet werden soll, um den 1. September herum fertig sein.
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Zdjęcie ilustracyjneSybille Reuter/ Shutterstock

GPC: Denkmal für polnischen Opfer des Dritten Reiches "soll nicht irgendein abstraktes Denkmal sein"

Nach Angaben der Tageszeitung "Gazeta Polska Codzienna" soll der Entwurf des Konzepts für das Denkmal für die polnischen Opfer des Dritten Reiches, das in Berlin errichtet werden soll, um den 1. September herum fertig sein. Der Gedenkort soll in der Legislaturperiode des künftigen Bundestages geschaffen werden, vorsichtig werde sogar das Jahr 2025 genannt. Die Frage nach dem genauen Standort sei, wie wir lesen, noch offen. Vorerst sollen aber zwei Orte genannt werden: der Askanische-Platz und das Tiergartenviertel in der Nähe des Kanzleramtes.

Wie deutsche Politiker betonten sollen, soll mit dem Projekt das Gedenken an die polnischen Opfer des Nationalsozialismus gewürdigt und ein Ort des Gedankenaustausches zwischen Polen und Deutschen geschaffen werden. Der Schwerpunkt solle hierbei auf dem Bildungsaspekt liegen und vor allem an deutsche Jugendliche gerichtet sein.

Laut der Tageszeitung sehe das pädagogische Konzept vor, das ganze Spektrum der Ereignisse aus der Vor- und Nachkriegsgeschichte der deutsch-polnischen Beziehungen darzustellen. Erinnert werden könnte an Bismarcks leidenschaftslose Polenpolitik, aber auch der Prozess der Versöhnung zwischen Polen und Deutschland nach 1989 sollen damit dargestellt werden.

Wie  "Codzienna" erfahren habe, laufe die Kommunikation zwischen Berlin und Warschau über die Schaffung der Gedenkstätte in Berlin gut. Das entscheidende Wort über die Form, den Standort des Denkmals und des dazugehörigen Dokumentationszentrums habe allerdings Deutschland, genauer gesagt der Bundestag, aber die Politiker, heißt es, sollen sich mit einem deutsch-polnischen Expertengremium beraten.

Die deutsche Seite, heißt es weiter, bestehe darauf, die besondere Bedeutung der deutsch-polnischen Versöhnung für die europäische Integration zu betonen, und das Projekt selbst, ein Denkmal für die polnischen Opfer in Berlin zu errichten, werde als ein Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständigen Versöhnung zwischen Deutschland und Polen gesehen. Es sei jedoch nicht bekannt, ob der Dokumentationsteil der geplanten Gedenkstätte die Reparationsdebatte berühren werde.

Das Wichtigste aber sei für die Konservativen Polens das Denkmal, wie die regierungsnahe Tageszeitung hervorhebt, und die Deutschen hätten dies verstanden. Es müsse einfach ein Denkmal für die polnischen Opfer der deutschen Aggression und Besatzung während des Zweiten Weltkriegs sein. Es sollte hierbei kein abstraktes Denkmal sein, sondern ein lehrreiches, und es sollte wirklich etwas aussagen, schreibt das Blatt zum Abschluss. Ein moderner Kubus oder eine andere abstrakte Form, deren Bedeutung dann noch einmal speziell der Jugend erklärt werden müsste, wolle Polen nicht zum Symbol haben, lesen wir als Fazit in der GPC.


Dziennik/Gazeta Prawna: Impfstoffe gehen von Polen an den Osten

Das Blatt "Dziennik Gazeta Prawna" schreibt indes, dass Polen sich nicht impfen wollen. Deshalb wolle die Regierung, um die Vorräte an Impfstoffen nicht zu verschwenden, diese an andere Länder verkaufen. Die ersten Lieferungen, etwa 4 Millionen Dosen, könnten bereits noch diese Woche in den Osten geschickt werden, heißt es.

Die zuvor von Polens Regierung gekauften Präparate sollen nun nach Georgien und in die Ukraine gehen. Aber auch Vietnam und sogar das ferne Australien sollen für Polens Vakzine ihr Interesse zeigen. Insgesamt sollen, abhängig von der Nachfrage in Polen, lesen wir, bis Ende des Jahres sogar mehrere Dutzend Millionen Dosen in andere Länder verkauft werden.

Die Entscheidung der Regierung, so das Blatt, sei der greifbarste Beweis dafür, dass das Interesse an Impfungen unter Polen abnehme. Wie Politiker erklären sollen, hätten die Impfstoffe von Pfizer und AstraZeneca zudem relativ kurze Verfallsdaten. Somit könnten in zwei Monaten einige der Dosen wertlos sein.

Gemäß den unterzeichneten Vereinbarungen mit Pharma- Unternehmen solle Polen in diesem Jahr fast 100 Millionen Dosierungen erhalten. Bislang habe man 31,5 Millionen davon verbraucht. 14,5 Millionen Polen seien zweimal geimpft worden. Selbst wenn diese Zahl sich verdoppelt werde, würden immer noch mehrere Dutzend Millionen Dosen übrig bleiben, schreibt Dziennik Gazeta Prawna.

Quellen der Zeitung aus der Europäischen Kommission sollen jedoch betonen, dass von Beginn der Verhandlungen mit den Pharmakonzernen an eine Bestimmung eingeführt worden sei, die den möglichen Weiterverkauf von Präparaten an Drittländer erlaube. Es gebe aber eine Bedingung, heißt es am Schluss: Man dürfe bei einer solchen Abgabe der Vakzine kein Geld verdienen.

Forsal: Polnische Kinder mit psychischen Störungen ohne Hilfe

Nur ein geringer Teil polnischer Jugendlicher mit psychischen Problemen könne auf eine Behandlung im Rahmen des Nationalen Gesundheitsfonds (NFZ) zählen - so eine vom Gesundheitsministerium finanzierte Untersuchung, schreibt das Online-Wirtschaftsblatt Forsal.

Fast 100 von 1 Tausend Kindern im Alter von 7-17 Jahren, lesen wir, benötige demnach psychologische Hilfe, während nur 16 im öffentlichen Gesundheitssystem behandelt werden können. Was ist der Grund dafür? Geht es nach dem Blatt, sei die Ursache der eingeschränkte Zugang zu Spezialisten, aber auch das mangelnde Bewusstsein über psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen.

Die Barrieren liegen vor allem im Kopf - eine psychische Krise bedeute oft Stigmatisierung, Kinder schämen sich, ihre Eltern schämen sich, und ein junger Patient könne nicht alleine zum Psychologen gehen. In einer besonders schwierigen Situation sollen sich Jugendliche aus kleinen Ortschaften befinden sowie diejenigen, die in Familien mit schweren Pathologien aufwachsen.

Manchmal, so das Fazit im Online-Blatt, würden psychische Störungen nicht im Gehirn beginnen, sondern in schlechteren Lebensumständen, die jungen Menschen zu schaffen machen und einfach überfordern.
 


Piotr Siemiński