Deutsche Redaktion

Populismus gegen Populismus

14.07.2021 09:37
Der ehemalige EU-Ratspräsident Donald Tusk und der Parteivorsitzende der regierenden PiS Jarosław Kaczyński haben eines gemeinsam - beide sind Populisten, schreibt die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny. 
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

PLUS MINUS: Wer liebt Donald Tusk?

Er sei heterosexuell, liebe aber Donald Tusk. Zum Glück sei er zurückgekommen, schrieb nach dem politischen Comeback des ehemaligen polnischen Premierministers Kamil Durczok, einst einer der bekanntesten polnischen Journalisten. Durczok funktioniere seit mehreren Jahren außerhalb der Medienwelt, deshalb dürfe er ähnliche Liebeserklärungen Publik machen. Doch sie habe das Gefühl, dass er gleichzeitig die Gedanken eines großen Teils seiner ehemaligen Journalistenkollegen vertrete, stellt in einem Kommentar in der Wochenzeitschrift Plus Minus die Publizistin Kataryna fest. Nicht allen Journalisten gelinge es übrigens, ihre Affinität dem alten-neuen Chef der heute oppositionellen Partei Bürgerplattform gegenüber zu verheimlichen. Wer sich bislang also über die Unterwürfigkeit eines Teils der konservativen Medien vor dem Chef der regierenden Partei Jarosław Kaczyński lustig gemacht habe, könne jetzt einen identischen Mechanismus auf der liberalen Seite beobachten. Mit dem kleinen Unterschied, dass Tusk-Verehrer etwas schickere Sakkos tragen würden, schreibt Kataryna.

Die angebliche Klasse und Frische des Donald Tusk betrachte sie mit großer Distanz, schreibt die Publizistin weiter. Tusk sei in ihren Augen der gleiche Politiker geblieben, der eine Kontrolle an der Krakauer Universität angeordnet habe, nachdem dort eine Arbeit entstanden sei, die die Vergangenheit von Nobelpreisträger Lech Wałęsa durchleuchtete. Als das Institut für Nationales Gedenken (IPN) diese Arbeit habe dann drucken lassen, wollte Tusk die Finanzierung dieser Anstalt stoppen lassen. Tusk sei der gleiche Politiker geblieben, der als Premierminister Beamte des Büros für Innere Sicherheit in eine Zeitungsredaktion geschickt habe, weil die Wochenzeitschrift eine für die damals Regierenden gefährliche Affäre beschrieben habe. Ähnlich wie heute PiS-Politiker habe sich Donald Tusk des Staatsapparates bedient, um sein gutes Image zu beschützen. Das einzig Positive in seiner Rückkehr sei die Unsicherheit, die in den Regierungsreihen seitdem herrsche. Nun habe die Regierungspartei einen wirklichen Rivalen. Bislang musste sie sich vor keinem politischen Konkurrenten fürchten, so Kataryna in der Wochenzeitschrift Plus Minus.

TYGODNIK POWSZECHNY: Populismus gegen Populismus

In einem ähnlichen Ton schreibt die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny in ihrem politischen Kommentar. Tusks Rückkehr könne insofern die polnische Demokratie positiv beeinflussen, dass er eine reale Alternative schaffe. Diese Staatsform habe so lange Sinn, als die Regierung - egal ob links, rechts, konservativ oder liberal - einen potenziellen Gegner habe, mit dem sie die nächste Wahl verlieren könne. Zweifelsohne werde die erneute Übernahme der Parteiführung durch Donald Tusk der Bürgerplattform helfen, Boden zu fassen. Wie stelle sich also der neue-alte Parteichef die Zukunft seiner Gruppierung vor? Das könne man anhand der ersten Auftritte des ehemaligen Regierungschefs nicht feststellen.

Geht es nach dem Blatt habe Tusk bisher einen eher populistischen Blick auf die Wirklichkeit präsentiert. Man müsse seine potenziellen Wähler als kleine Kinder betrachten, wenn man ihnen einzureden versuche, dass die vergangenen sechs Jahre ein schwarzer Traum gewesen waren. Was unterscheide eine solche Rhetorik von Aussagen, die PiS-Anführer Jarosław Kaczyński seiner Wählerschaft anbiete, fragt die Wochenzeitschrift. Vielleich sei Donald Tusk in den letzten Jahren zu der Ansicht gekommen, dass man einen Populismus nur mit einem anderen bekämpfen könne. Wie dem auch sei, würden sich die von den Politikern wie Kinder behandelte Polen in vielen anderen Lebensaspekten wie Erwachsene verhalten. Das heißt, sie würden wohl die Demokratie selber beschützen, auch wenn ihnen die Politiker dabei nicht helfen wollen, so das Fazit in der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Do you speak English?

Aus einem neuen Ranking geht hervor, dass sich Polen auf dem 16. Platz unter 100 getesteten Nationen befinde, wenn es um die Englischkenntnisse geht, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Im Vergleich mit dem Ergebnis von vor 4 Jahren habe sich Polen um 6 Plätze verschlechtert. Dies würde davon zeugen, dass das Englischniveau in der Nation gesunken war. Der neuen Studie sei zu entnehmen, dass über die besten Fremdsprachenkenntnisse junge Erwachsene zwischen dem 21. und 30. Lebensjahr verfügen würden. Interessant sei, wie lange der durchschnittliche Lernprozess in Polen dauere. Bis der Durchschnittspole eine Fremdsprache bis zum Profiniveau erlernt vergehen im Schnitt 12 Jahre, lesen wir in dem Blatt. Der Grund dafür könnte ein falscher Lerneinsatz sein. In Polen konzentriere man sich im Lernprozess immer noch hauptsächlich an dem Aneignen der grammatischen Regeln, die Fähigkeit einer freien Kommunikation mit einem Fremdsprachlern bleibe im Hintergrund, so Dziennik/Gazeta Prawna. ​

 

Jakub Kukla