Rzeczpospolita: Gewöhnliche Gefahr
Die Rzeczpospolita schreibt am Freitag über die anhaltende Migrationskrise. Zum ersten Mal in diesem Jahrtausend sehe sich Polen, ein Land, des normalerweise friedlichen Westens und Mitglied der NATO und der Europäischen Union, einer solchen Bedrohung an seiner Ostgrenze gegenüber. Sie könnte das Leben von Polens Bewohner auf Jahre oder sogar Generationen hinaus bestimmen, warnt der Autor Jerzy Haszczyński. Diese Situation erfordere eine klare Aussage darüber, was in der Krise an der Grenze zu Weißrussland für Polen, aber auch den Rest der westlichen Gemeinschaft am wichtigsten sei. Geht es nach Haszczyński, sei das Wichtigste die Sicherheit der Grenzen, sowohl jetzt als auch über die nächsten vielen Jahre. Ansonsten würde die Zukunft gefährdet sein.
Das vom Kreml unterstützte Lukaschenko-Regime, heißt es weiter, schlage an der empfindlichsten Stelle der von ihnen gehassten Zivilisation zu: Es wolle die Tür zum Westen aufbrechen, und zwar vorerst mit humanitären Waffen, die sich in Parolen der Menschenrechte und Sorge um die Schwachen kleiden. Haszczyński zieht hierbei Parallelen zu Tim Burtons Film "Die Marsianer greifen an", in dem Außerirdische, die die Vorliebe der irdischen Eliten für pazifistische Parolen kennen, eine Invasion mit Frieden auf ihren kosmischen Lippen starten und die Politiker und Militärs ermorden, die sie willkommen heißen.
Es sei schwer vorherzusagen, heißt es weiter im Blatt, welche Art von ungewöhnlichem Angriff die realen externen Kräfte auf Polen starten könnten, wenn sie mit ihrer aktuellen Strategie erfolgreich sein werden. Deshalb, so die Rzeczpospolita, dürfe Lukaschenko und dem Kreml kein Erfolg gegönnt werden.
Verzweifelte Forderungen wie: Lasst doch ein paar Tausend Menschen über die Grenze nach Polen kommen, schließlich werden sie dort ein Dach über dem Kopf und Arbeit finden, würden, so Haszczyński, trotz edler Absichten, in diesem wichtigen Moment nicht gut klingen. Außerdem wüssten diejenigen, die in gewöhnlichen Wohnblocks in Polens Großstädten leben, dass Polen in den letzten Jahren viele Tausende von Einwanderern aufgenommen habe, die bereits neben an wohnen und normalerweise auch zur Arbeit fahren.
Rzeczpospolita: Russlands Spiel in Podlachien
In einem weiteren Kommentar zur Grenzkrise schreibt das Blatt auch, dass der Kreml versuche, die Situation an der polnischen Grenze auszunutzen und die EU zu einer Freundschaft mit Lukaschenko zu zwingen.
In Minsk, lesen wir, sollen sich erneut Menschenmassen aus dem Nahen Osten anhäufen, die bald an der polnischen Grenze lagern werden. Weißrusslands Alexander Lukaschenko soll den Westen die Schuld dafür zuschieben und russische strategische Bomber nach Belarus eingeladen haben, die bereits den Luftraum entlang der Ostgrenze der EU patrouillieren. Minsk verstärke auch seine militärischen Kräfte in der Gegend des Migrantenlagers und schicke LKW-Kolonnen dorthin.
Lukaschenkos Propagandisten, heißt es weiter, sollen in den staatlichen Medien Polen am Vorabend des Unabhängigkeitstages sogar direkt mit Krieg gedroht haben. - Wenn die Tränen der Kinder Sie nicht überzeugen, werden es die strategischen Bomber Russlands tun - soll ein Fernsehmoderator weißrussischen Zuschauern gesagt haben.
Ein ehemaliger Oberst des russischen Generalstabs im Ruhestand der mit Lukaschenko gesprochen habe, fährt das Blatt fort, soll seinerseits gesagt haben, dass der Konflikt an der Grenze schnell beendet werden könnte. Europa müsse nur wieder einen Dialog mit Lukaschenko aufnehmen und ihn finanziell unterstützen. 500 Millionen Euro würden das Problem lösen.
Auch Russlands Präsident habe sich im Gespräch mit Angela Merkel dafür ausgesprochen, dass die EU einen Dialog mit dem Diktator aufnehmen sollte. Falls der Westen nachgibt, heißt es abschließend in der Rzeczpospolita, wäre das ein großer Sieg für Moskau, das von Anfang an in diese Krise verwickelt sei und dadurch nur noch weitere hybride Angriffe planen würde.
Piotr Siemiński