RZECZPOSPOLITA: Die Angst vor der vierten Welle
Im Oktober hätten sich um die 400 Tausend Menschen in Polen zum ersten Mal impfen lassen. Im November seien es schon über 600 Tausend gewesen. Der Tagesrekord sei im Juni gefallen, als sich an einem Tag fast 700 Tausend Menschen impfen ließen. Danach sei die Bereitschaft zu Impfungen sichtlich gesunken. Sogar die überzeugendste Werbung mit geimpften Promis konnte den Sachverhalt nicht ändern. Neueste Studien zeigten jedoch, dass immer mehr Menschen Angst vor der vierten Welle haben. Darüber hinaus hätten sich einige doch noch für eine Impfung entschieden. Gründe dafür seien (verkomplizierende) Einschränkungen des täglichen Lebens, die kürzlich in einigen EU-Nachbarländern wie Deutschland, Tschechien oder auch Österreich für Nicht-Geimpfte eingeführt wurden.
Im November habe die Pandemie eine neue Etappe erreicht, erklärt das Blatt. In Polens Krankenhäusern würden täglich um die 500 Menschen an Corona, oder den Folgen des Virus sterben. Die Statistiken seien in dieser Hinsicht ganz eindeutig: die meisten Todesopfer sind Ungeimpfte. Die Linke fordere deshalb die Einführung einer Impfpflicht. Ein entsprechendes Gesetz werde die Partei bald im Parlament vorstellen. Die Regierung wolle sich aber nicht entscheiden. Zwar spreche man von der Einführung einer obligatorischen Impfung in konkreten Berufsgruppen. Eine allgemeine Pflicht wolle die PiS-Partei aber nicht durchsetzen, da sie sich vor weitgehenden politischen Konsequenzen fürchte. Ein Teil der Opposition nutze diese Unentschlossenheit aus und werfe der Regierung einen unbeholfenen Kampf mit der Pandemie vor, so die Rzeczpospolita.
DO RZECZY: Der verletze Stolz der Eliten
In seinem Kommentar schreibt der Chefredakteur der Wochenzeitschrift Do Rzeczy, Paweł Lisicki, von einer für ihn verblüffenden Reaktion eines Teils der Eliten auf die Migrationskrise. Die Analyse dieser Reaktionen sei äußerst belehrend, meint der Publizist. Man könnte meinen, dass sich die Bürger angesichts einer Bedrohung der wichtigsten Staatsinteressen unabhängig von ihren politischen Ansichten für die Integrität des Landes einsetzen würden. In erster Linie sollte man daher diejenigen unterstützen, die für die Sicherheit der Staatsgrenze sorgen: Grenzschützer, Soldaten und Polizisten. Dort, wo grundlegende staatliche Interessen bedroht seien, sollten innenpolitische Streitereien in den Hintergrund treten. In Polen habe man aber mit einer entgegengesetzten Tendenz zu tun. Für viele Journalisten, Politiker, zum Teil auch für einige Vertreter der Kirche, sei die Unantastbarkeit der nationalen Integrität keine Selbstverständlichkeit mehr, urteilt der Publizist.
Woraus resultiere die Kritik der polnischen Soldaten und Grenzschützer? - fragt Lisicki und antwortet sofort, dass es sich im Falle von Schauspielern und anderen Künstlern wahrscheinlich in erster Linie um Ignoranz handle. Man sage und schreibe jede Dummheit, nur um (wenigstens für einen kurzen Augenblick) von den Medien bemerkt zu werden.
Auf der anderen Seite sei aber auch der Hass auf die Regierenden eine wichtige Motivation. Indem viele Journalisten die Uniformträger verbal angreifen, würden sie sich für die größte Ungerechtigkeit aller Zeiten rächen: dafür, dass man ihnen nicht zuhört. Dies sei eine feindliche Haltung gegenüber der eigenen Nation, weil sie einer anderen Partei die Macht gegeben habe, als es sich die Eliten vorgestellt und gewünscht hätten. Verletzer Stolz und Ambition verwandeln sich in Zorn auf die eigenen Landsleute. In einem so hohen Maß sei das in der polnischen Geschichte eine ganz neue Erfahrung, meint Paweł Lisicki in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.
ONET: Maria Skłodowska-Curie war für Angela Merkel ein Vorbild
Das Nachrichtenportal Onet.pl weist auf ein Idol der jungen Angela Merkel hin. Bei ihrem Auftritt in Hamburg Mitte der 90er Jahre habe die Politikerin unter anderem von Autoritäten gesprochen. Als einen wichtigen Wegweiser aus der Jugendzeit habe sie damals auf die polnische Wissenschaftlerin Maria Skłodowska-Curie aufmerksam gemacht. Die Tatsache, dass Polen damals geteilt gewesen sei und Warschau, die Heimatstadt der künftigen Wissenschaftlerin, sich - genau wie die Heimatstadt Merkels - unter russischer Herrschaft befunden habe, sei eine Gemeinsamkeit gewesen. Dieser Umstand habe im ersten Moment das Interesse Merkels auf die polnische Physikerin gelenkt.
Madame Curie sei nach Paris gegangen, um (eine weltberühmte) Wissenschaftlerin zu werden. Der Weg sei zwar sehr kompliziert gewesen, doch sie habe es geschafft. Nach dem tragischen Tod ihres Ehemannes habe die Pariser Universität der Polin eine Lehrstelle angeboten. Maria Curie antwortete, dass sie nach langen Überlegungen zu dem Schluss gekommen war, es versuchen zu müssen. Und eben mit diesem Satz habe auch Angela Merkel geantwortet, als man sie fragte, ob sie den Parteivorsitz nach Helmut Kohl übernehmen werde, lesen wir in Onet.pl.
Jakub Kukla