Bis heute wird Witkiewicz oft mit seinem Sohn Stanisław Ignacy Witkiewicz verwechselt, bekannt als „Witkacy“. „Die Erinnerung an den Vater überdauerte in Zakopane dank des von ihm geschaffenen Stils“, schrieb die Autorin Natalia Budzyńska in ihrer Biografie „Witkiewicz. Ojciec Witkacego“ (2022).
Geboren 1851 in Poszawsze (heute Litauen), erhielt Witkiewicz zunächst eine künstlerische Ausbildung in St. Petersburg und München. 1886 besuchte er erstmals Zakopane. Vier Jahre später zog er dauerhaft dorthin. „Als er die Baukunst und das Handwerk des Podhale kennenlernte, war er begeistert“, so Jabłońska.
Die „Koliba“ als Ausgangspunkt
Einer seiner wichtigsten Aufträge war die Villa „Koliba“, entworfen 1891 für den Gutsbesitzer Zygmunt Gnatowski. Sie gilt als erstes Gebäude im Zakopane-Stil. Witkiewicz kombinierte traditionelle Bauweisen der Goralen mit einer Idee von nationaler Architektur. Es folgten weitere Villen wie „Oksza“, „Pod Jedlami“ und „Konstantynówka“ sowie Sakralbauten und das Gebäude des Tatra-Museums.
Die zwischen 1892 und 1893 nach Entwurf von Stanisław Witkiewicz erbaute Villa „Koliba“ – das erste Gebäude im Zakopane-Stil. fot. PAP/Grzegorz Momot
Obwohl Witkiewicz nie Architektur studiert hatte, prägte er das Stadtbild von Zakopane entscheidend. „Er nahm kein Geld für seine Entwürfe. Er war ein Visionär, der eine Idee umsetzen wollte“, sagt Jabłońska. Kritiker warfen ihm vor, ohne Ingenieurausbildung zu bauen.
Krankheit und Vermächtnis
Seit 1904 schwer an Tuberkulose erkrankt, verbrachte Witkiewicz seine letzten Jahre zwischen Zakopane und dem Kurort Lovran in Kroatien. Dort erlebte er auch die Revolution von 1905, die ihn tief bewegte. Am 5. September 1915 starb er im Alter von 64 Jahren.
PAP/jc