Rzeczpospolita: Ende des billigen Geldes
Eine so drastische Änderung auf dem polnischen Schuldenmarkt hat es seit 1989 nicht gegeben, beobachtet im heutigen Aufmacher der konservativ-liberalen Rzeczpospolita der Publizist Andrzej Stec. Die Höhe der Kreditraten, so der Autor, würde stark nach oben schnellen und damit der systematischen Anhebung der Zinssätze folgen. Der Rat für Monetär-Politik, erinnert der Autor, habe die Zinssätze am Mittwoch zum dritten Mal in Folge angehoben. Diesmal um 0,5 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent. Und das sei noch nicht das Ende.
In den vergangenen Jahren, lesen wir im Artikel, hätten sich die Polen und die polnischen Firmen an extrem billige und leicht zu erhaltende Kredite gewöhnt. Das sei das Ergebnis der radikalen Entscheidungen der meisten Zentralbanken weltweit, die mit der Senkung der Zinssätze die Folgen der Finanzkrise von 2008 und dann der Pandemie bekämpfen wollten. Dies sei nun alles Geschichte. Der Chef der Nationalbank Adam Glapiński, der noch im Sommer beruhigt habe, dass es keinen Anlass zu einer Erhöhung der Zinssätze gibt und die Inflation vorübergehend sein werde, habe seine Meinung um 180 Grad geändert. Die damit verbundenen schnell steigenden Kreditpreise, deren Referenzpunkt seit August 14 Mal angehoben worden sei, würden weder für die Kreditnehmer noch für die Wirtschaft etwas Gutes verheißen, so Stec.
In manchen Fällen, lesen wir, habe sich die Höhe der monatlich gezahlten Zinsen mehr als verdoppelt. Und das sei erst der Anfang, denn die Banken würden die Zinssätze einmal pro Quartal anpassen, was zu zeitlichen Verschiebungen führe. Manche würden das “Geschenk” erst zu Weihnachten bekommen. Neben der hohen Inflation sei dies ein weiterer Schlag für die Budgets polnischer Familien. Auch verschuldete Firmen werden die zusätzlichen Kosten in ihre Pläne für das kommende Jahr aufnehmen müssen. Nicht alle Unternehmen werden diese neue Last überleben, so Andrzej Stec in der Rzeczpospolita.
Rzeczpospolita: Kanzler Scholz wird Warschau besuchen
Warschau wird, nach Paris, die zweite Hauptstadt sein, die der neue Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Amtsübernahme besuchen wird, beobachtet die Rzeczpospolita. Scholz, erinnert das Blatt, werde am Sonntag in Warschau eintreffen, am Freitag werde indes Außenministerin Annalena Baerbock in Polen erwartet. “Deutschland will weiterhin in die Zusammenarbeit mit Polen investieren, das es unverändert und unabhängig von politischen Perturbationen als Schlüsselpartner sieht”, überzeugt Kai-Olaf Lang von der durch den Bundestag finanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik. “Die Reise nach Warschau”, so Lang, “ist auch ein Signal für Russland und andere Staaten, dass Deutschland, vor dem Hintergrund der Krise an der polnisch-belarussischen Grenze und der Unsicherheit in Bezug auf die Ukraine, die Einheit der EU sowie die Solidarität mit Polen demonstriert”, so Lang. Geht es nach dem Experten, werden die deutschen Politiker auch die Ziele der neuen Bundesregierung in der Außenpolitik und Europapolitik präsentieren wollen, vor allem im Bereich des Konflikts um die Rechtsstaatlichkeit, der Zukunft der EU und des Umweltschutzes, also in Bezug auf Themen, die in Warschau für besonders viele Emotionen sorgen, lesen wir in der Rzeczpospolita.
Dziennik/Gazeta Prawna: Nord Stream 2 für Status Quo
Die neulichen Ankündigungen der USA, dass Russland im Falle eines Angriffs auf die Ukraine die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 vergessen kann, bedeuten nicht automatisch eine Verhärtung der Linie der USA in Bezug auf die kontroverse Pipeline, beobachtet das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Ganz im Gegenteil, in den letzten Tagen habe die Verabschiedung des Verteidigungsbudgets der USA, in dem von keinen weiteren Sanktionen gegen NS2 die Rede sei, bedingtes grünes Licht für das Projekt bestätigt. Die Signale aus dem Weißen Haus, wie die Aussage des Sicherheitsberaters des Präsidenten Jake Sullivan, laut dem “Washington bereit ist, das zu tun, was 2014 nicht getan wurde”, würden jedoch auch die Determination der USA bestätigen, eine weitere Phase des russisch-ukrainischen Konflikts zu verhindern, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Adam de Nisau