RZECZPOSPOLITA: Weihnachtsüberraschung
Polens Präsident Andrzej Duda hat sein Veto gegen das umstrittene Mediengesetz eingelegt, informiert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Er weigere sich, die Gesetzesänderung in dieser Form zu unterzeichnen, sagte er. Damit kann das Mitte Dezember vom polnischen Parlament überraschend verabschiedete Vorhaben nicht in Kraft treten. Duda betonte, er würde grundsätzlich mit der Regierung darin übereinstimmen, dass die polnische Medienlandschaft vor feindlichen Akteuren geschützt werden muss. Die entsprechende Gesetzgebung dürfe aber nicht auf bestehende Verträge mit Unternehmen und Investoren angewandt werden. Bei dem Gesetz gehe es im Kern darum, dass sich außereuropäische Investoren maximal nur noch mit 49 Prozent an polnischen Medienunternehmen beteiligen können sollten.
Die meisten Politiker des Regierungslagers habe Dudas Veto überrascht, schreibt das Blatt. Die Entscheidung des Präsidenten bedeute, dass in Polen ähnliche Regelungen, wie zum Beispiel in Frankreich weiterhin nicht funktionieren dürfen, sagt ein Lokalpolitiker aus Szczecin. Die Regierungskoalition habe den Polen eine Justizreform sowie ein neues Mediengesetz versprochen. Beide Initiativen habe der Präsident blockiert. Dies tue den polnischen Herzen weh, sagt indes Janusz Kowalski von der Partei Solidarisches Polen. Präsident Duda habe sein Veto gegen das Gesetz eingelegt. Na und? - fragt wiederum Beata Mazurek von der PiS-Partei und antwortet: die einen würden sich freuen, die anderen seien traurig, lesen wir in der Tageszeitung Reczpospolita.
SIECI: Folgen der Pandemie
In der neuen Ausgabe der Wochenzeitschrift Sieci beschäftigt sich die Publizistin Maja Narbutt mit den Folgen der andauernden Pandemie. Es beginne gerade das dritte Jahr im Schatten von Corona, und bislang wüssten sogar die Experten nicht, wie stark uns diese Zeit verändern werde. Man könne momentan ein Reihe von typischen Symptomen beobachten: viele Menschen würden unter Schlafproblemen leiden, sie fühlten sich beängstigt, einige würden in Depression abdriften. Man habe Angst um den Job, immer öfter sehe man die Zukunft in dunklen Farben. Oder aber ganz im Gegenteil: man sei von einem unverständlichen Optimismus ergriffen, was auch gefährlich sein könne, weil man dann vergesse, vorsichtig zu handeln.
Die Angst vor dem Tod, das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit habe man in unserer Kultur zu einem Tabuthema gemacht, man habe das Thema an der Rand der öffentlichen Diskussionen gedrängt, schreibt Narbutt weiter. Jetzt müssten sich die Menschen mit dem Thema auseinandersetzen und unter anderem daraus würden viele Probleme resultieren. Die Polen hätten Angst um ihre Gesundheit und um ihr Leben, doch weitaus mehr würden sie sich um das Leben ihrer Familienmitglieder fürchten, sagt in einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift die Psychologin Professor Małgorzata Dragan. Sie habe in den vergangenen Monaten den Einfluss der Pandemie auf die Kondition der Menschen untersucht. Geht es nach Dragan, sei es schwierig, eindeutig über die Folgen von Corona für die menschliche Psyche zu sprechen. Die Lage bleibe weiterhin unklar. Es gebe immer noch zu viele Fragezeichen. Wir wüssten nicht einmal, wie viele Pandemiewellen es noch geben werde, so Dragan.
In ganz Polen würden zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema geführt, schreibt Narbutt weiter. Man habe die meisten Symptome genau und gründlich beschrieben. Bislang gebe es aber keine wirksame Methode, um den pandemischen Stress zu mildern. Auch die Spezialisten seien ratlos. Eines wisse man aber jetzt schon ziemlich genau. Am Anfang der Coronakrise habe man vorhergesagt, dass sie den modernen Konsum bändigen werde. Man sei davon ausgegangen, dass die Menschen nun verstehen würden, dass sie so viele Sachen einfach nicht brauchen. Diese Erkenntnis sollte zu weiteren Schlussfolgerungen führen, und zwar, dass sie auch nicht so viel Geld brauchen würden, deshalb nicht so schwer schuften müssten und sich auf das Familienleben konzentrieren könnten. Eine Antikonsum-Revolution habe es aber letztendlich nicht gegeben. Nur der Verkauf von Schminken sei sichtlich zurückgegangen. Was nutzen geschminkte Lippen hinter einem Mundschutz, fragt Maja Narbutt in der Wochenzeitschrift Sieci.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Besser wird es nicht sein
Auf die Pandemie bezieht sich auch die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der nahende 1. Januar lasse uns erneut hoffen, dass die kommenden 12 Monate eine bessere Zeit sein würden, als das aktuelle Jahr. Diese Einstellung habe jedoch keine Halt. Zwar gebe es in unserem Leben bessere und schlechtere Zeiten. Doch der Glaube daran, dass ab dem Tag, den wir als den Anfang eines neuen Jahres aufgezeigt hätten, die Welt einer grundlegenden Verbesserung unterliegen werde, sei naiv.
Ein gutes Beispiel dafür liefere die Pandemie, lesen wir weiter. Anfang Januar 2020 sei die 91-jährige Britin Margaret Keenan als erste Person auf der Welt gegen Covid-19 geimpft worden. Mitte Dezember sei dann die allgemeine Impfaktion in den Vereinigten Staaten gestartet worden. Am 27. Januar habe die Krankenschwester Alicja Jakubowska als erste Person in Polen eine Covid-Impfung bekommen. Die Impfungen habe man als eine erhoffte Lösung dargestellt. Sie sollten den Menschen den Weg zu der so genannten Normalität ebnen. Viele Monate lang habe man an dieser Hoffnung festgehalten. Doch inzwischen hätten die steigenden Zahl der Erkrankungen auf der einen und die Passivität vieler Regierungen auf der anderen Seite verursacht, dass wir das neue Jahr ohne den Glauben auf einen Durchbruch beginnen werden. Es habe sich halt herausgestellt, dass die Pandemie keine einmalige Katastrophe sei. Das Virus werde mit uns bleiben, so Dzienik/Gazeta Prawna.
Autor: Jakub Kukla