TYGODNIK POWSZECHNY: Schriftsteller auf der Front
Die Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny veröffentlicht in der neuen Ausgabe ein erschütterndes Gespräch mit dem russischen Schriftsteller Arkadij Babschenko. Er hat sich am ersten und zweiten Tschetschenien-Krieg beteiligt. Danach hat er sein viel diskutiertes pazifistisches Buch „Zehn Stücke über den Krieg. Ein Russe in Tschetschenien“ veröffentlicht. Als Journalist hat Babschenko unter anderem mit Anna Politkowska zusammengearbeitet. Man hält ihn in seinem Heimatland für einen Terroristen. Wegen Lebensgefahr hat er Russland verlassen und lebt seit mehreren Jahren in der Ukraine.
In dem Gespräch mit dem Blatt erinnert er sich an seinen Dienst in der russischen Armee. Er habe in den russischen Streitkräften vor 20 Jahren gekämpft, sagt der Schriftsteller und Journalist. Das Leben eines Einzelnen habe in der Armee keinen Wert gehabt. Unter der Bezeichnung russische Armee verberge sich eine Horde von brutalen, aggressiven Sklaven, die mit schweren Waffen ausgerüstet seien. Nachdem er die Bilder aus Butscha und anderen ukrainischen Städten gesehen habe, gehe er davon aus, dass die heutige Armee Putins nicht anders agieren würde, als die von vor 20 Jahren. Die Bilder von erschossenen Menschen aus ukrainischen Ortschaften würden genauso aussehen, wie jene, die er als Soldat täglich in Grosny gesehen habe. Wieso sei die Welt daher so überrascht über die Vorfälle in der Ukraine?
In der russischen Armee würden Soldaten nie als menschliche Lebewesen betrachtet, führt Babschenko fort. Die Befehlshaber hätte sie eher als Vieh behandelt. Sie seien ständig hungrig gewesen. Wozu sollte man solchen Abschaum futtern? - habe sich die Führung gefragt. Die Russen würden jetzt durch die Ukraine marschieren und alles klauen, was sie auf ihrem Weg vorfinden würden: Lebensmittel, Waschmaschinen, Teppiche, Klimaanlagen. Alle würden sich wundern, wieso die Soldaten dabei die Hunde erschießen würden. Wahrscheinlich hätten sie einfach Hunger und würden das Hundefleisch essen.
Sein Buch habe am 24. Februar seinen Sinn verloren. Man könne es nun verbrennen, sagt der Russe weiter. Als er sein Buch geschrieben habe, habe er ein konkretes Ziel verfolgt. Er habe versucht, den Tschetschenien-Krieg als ein Verbrechen darzustellen. Dieses Buch sollte diese Botschaft den russischen Soldaten, seinen einstigen Kameraden, aber auch denjenigen Bürgern offenbaren, die den Krieg unterstützt hätten. Er wollte, dass Russland nie wieder ein anderes Land überfallen werde. Er wollte, dass Russland nie wieder andere Menschen töten werde. Erich Maria Remarque habe „Im Westen nichts Neues” 1933 herausgegeben. Er habe wohl auch gehofft, dass er in seinem Roman den letzten großen Krieg beschrieben habe. Dann sei aber das Jahr 1939 gekommen, sagt Arkadij Babschenko im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny.
DO RZECZY: Führungswechsel nicht ausgeschlossen
In der Wochenzeitschrift Do Rzeczy beschreibt der Publizist Piotr Semka einen theoretisch möglichen Wandel im Rahmen der oppositionellen Partei Bürgerplattform (PO). Als Ursula von der Leyen nach Polen gekommen sei, habe sie auf dem Flughafen der Warschauer Stadtpräsident Rafał Trzaskowski empfangen. Er habe zugleich angekündigt, dass sie sich in Kürze erneut in Brüssel treffen sollen. Fast keiner habe bemerkt, dass die Kommissionschefin bei ihrem Polen-Besuch keine Zeit gefunden habe, um sich mit dem Anführer der oppositionellen PO, Donald Tusk zu treffen. Ähnlich habe sich übrigens bei seiner Polen-Reise der amerikanische Präsident Joe Biden verhalten. Der Amerikaner habe die ukrainischen Flüchtlinge auf dem Warschauer Nationalstadion in Gegenwart des polnischen Premierministers als auch des Warschauer Stadtpräsidenten besucht. Tusk sei zu der Ansprache des US-Präsidenten zwar eingeladen worden, nur aber als einer von vielen ehemaligen polnischen Regierungschefs. Die Einladung habe er übrigens nicht wahrgenommen.
Allem Anschein nach erinnere der einstige König von Europa (Donald Tusk) die Amerikaner an die polnische Unterwürfigkeit gegenüber Berlin und die deutschen Fehler im Umgang mit Russland. Die Fakten würden deshalb für den ehemaligen polnischen Regierungschef und aktuellen Anführer der größten Oppositionspartei nicht sehr gut aussehen. Denn die deutsche Ostpolitik stehe nun unter Kritik. Die wichtigsten Politiker würden sich plötzlich darum nicht bemühen, sich mit Donald Tusk treffen zu wollen. Das, was man als sein großes Kapital betrachtet habe, das hießt zahlreiche internationale Kontakte, könne Tusk deshalb momentan nicht ausnutzen.
Bald werde Tusk auch den Posten des Chefs der Europäischen Volkspartei lösen müssen und sein politischer Wert im Ausland werde noch mehr sinken. Diese zunehmende Schwäche könnte der Warschauer Stadtpräsident ausnutzen. Die Zeit sei sein Verbündeter. Nur müsste er sich auch bemühen, die Macht in der Partei zu übernehmen, den von allein werden Tusk auf die Führung nicht verzichten, so Piotr Semka in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.
SUPER EXPRESS: Lewandowski fehlt
Die Situation von Robert Lewandowski sorgt seit mehreren Wochen für heftige Emotionen. Die Fußballfans würden sich immer wieder fragen, ob der Stürmer die Bayern verlassen oder doch noch in München bleiben werde. Der polnische Sportler habe aber immer noch einen geltenden Vertrag, erinnert das Blatt Super Express in ihrem Sportteil. Deshalb müsse er sich bei den kommenden Spielen weiterhin voll konzentriert zeigen, da die Mannschaft um die Meisterschaft kämpfe. Wie das Blatt berichtet, habe jedoch Robert Lewandowski am Donnerstag im Training des FC Bayern München gefehlt. Das Blatt aber erklärt, dass es sich einfach um private Gründe gehandelt habe. Was das anstehende Top-Spiel gegen Borussia Dortmund angeht, sollen diese aber kein Problem darstellen. Der Stürmer solle gegen die Schwarz-Gelben einsatzbereit sein, lesen wir in Super Express.
Jakub Kukla