Der Bundeskanzler habe täglich gegen den enormen Druck kämpfen müssen, der Ukraine endlich erhebliche militärische Hilfe zukommen zu lassen. Als Reaktion auf die massiven Angriffe gebe Olaf Scholz aber immer nur eine Botschaft von sich. Sie laute - Jein. In Polen, heißt es in Dziennik, sei dem Geist dieser Botschaft nur Lech Wałęsa am nächsten gekommen. Und das als er einst erklärte habe, er sei "dafür und sogar dagegen".
In der Regel, fährt der Autor fort, erkläre sich Scholz nach der Ankündigung seines täglichen "Jeins" gegenüber dem Volk und der Welt bereit, zwei Schritte nach vorne und dann sofort wieder, "mit bewundernswerter Konsequenz", anderthalb Schritte zurück zu treten. Alles in allem, so Krajewski, habe der deutsche Staat in seiner Geschichte wieder einmal eine Phase vom Höhepunkt seines Erfolges zum Tiefpunkt seiner leichtsinnigen Politik durchlaufen. Daran habe er, geht es nach dem Autor, jahrelang gearbeitet, bevor das Kartenhaus nun zusammenklappe. Deutschland sei militärisch entwaffnet, und das zu einer Zeit, in der eine Armee von großer Bedeutung sei. Es müsse den Druck, der von amerikanischen Medien und dem ukrainischen Botschafter auf sie ausgeübt werde, demütig hinnehmen. Berlin sehe auch hilflos zu, wie sein politischer Einfluss in Mitteleuropa von den USA und Großbritannien zurückgedrängt werde. Dieser Zustand, lesen wir, könne nur als Misserfolg bezeichnet werden.
Die Rechnung für Deutschlands Ambitionen und den Glauben an Märchen würden aber leider wie immer nicht nur die Deutschen zahlen, fährt Krajewski fort, sondern auch die Menschen um sie herum. Dieses Mal würden die Ukrainer die Hauptlast der Kosten tragen. Aus dieser Perspektive, heißt es, hätte kein anderes Land eine größere moralische Verpflichtung als Deutschland, der Ukraine als Ausgleich die Waffen anzubieten, die sie am dringendsten benötige.
Der Autor könne sich allerdings leicht vorstellen, heißt es zum Abschluss in Dziennik, dass Bundeskanzler Scholz auch zu diesem Vorschlag ohne zu zögern wieder einmal Jein sagen würde.
dziennik/ps