Deutsche Redaktion

"Politik der Demobilisierung"

21.06.2022 14:15
Die Zahl der unentschlossenen Wähler in Polen sei im Vergleich mit den Meinungsumfragen vom letzten Monat gestiegen, stellt Zuzanna Dabrowska in ihrem Kommentar in der konservativ-liberalen Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Außerdem geht es auch um Polens Problem mit Fachschulen und Kontroversen um die Russlandaffinität von Fußballnationalspieler Maciej Rybus.
Marek Balt podkreślił w Polskim Radiu 24, że Lewica ma szansę na samodzielny start na listach wyborczych do parlamentu nie rezygnując ze swoich wartości programowych
Marek Balt podkreślił w Polskim Radiu 24, że Lewica ma szansę na samodzielny start na listach wyborczych do parlamentu nie rezygnując ze swoich wartości programowychAlexandru Nika/Shutterstock

RZECZPOSPOLITA: Politik der Demobilisierung

Die Zahl der unentschlossenen Wähler in Polen sei im Vergleich mit den Meinungsumfragen vom letzten Monat gestiegen, stellt Zuzanna Dabrowska in ihrem Kommentar in der konservativ-liberalen Tageszeitung Rzeczpospolita fest. Noch im Mai hätten die größten Parteien einen Zuwachs an Unterstützung verzeichnet. Nun müssten die wichtigsten Gruppierungen Verluste einstecken. Die Zustimmung für die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit sei um fast 2,5 Prozent gesunken. Zugleich müsse auch die größte Oppositionspartei schwindende Sympathie akzeptieren.

In den entgegengesetzten Ecken des politischen Boxringes sehe man weiterhin die zwei großen Gegner: Donald Tusk und Jarosław Kaczyński, sagt im Gespräch mit dem Blatt die Politikwissenschaftlerin, Professor Ewa Marciniak. Sie würden sich gegenseitig beschuldigen, wer die größten Fehler begangen und wer schlechter regiert habe. Dieses emotionale Spiel habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut bewährt. Mit effektiven Attacken auf den Gegner habe man bis zu 5 Prozent in den Umfragen bekommen können. Diese Taktik habe sich aber abgenutzt. Viele Wähler seien des emotionalen Schaukelspiels einfach müde geworden.

Professor Marciniak geht davon aus, dass es sich aber bei den Ergebnissen der neuen Umfrage nicht um einen Beruhigung der politischen Emotionen handle. Stattdessen seien wir als Gesellschaft eher komplett desorientiert, stellt die Politikwissenschaftlerin fest. Wenn 12 Prozent der Befragten keine Meinung hätten, für welche Partei sie ihre Stimme bei den kommenden Wahlen abgeben würden, dann bedeute dies, dass die Politik eine äußerst demobilisierende Wirkung habe. Darüber hinaus sei nicht nur die innenpolitische Lage kompliziert. Der russische Krieg in der Ukraine sorge für noch stärkere Verunsicherung und Orientierungslosigkeit, lesen wir in Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETAPRAWNA: Problematische Fachschulen

Die polnischen Fachschulen würden vor einem Problem stehen. Trotz guter Arbeitsperspektiven mangele es an Kandidaten, beobachtet in der aktuellen Ausgabe das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Bis gestern hätten sich, wie die Zeitung erinnert, die Absolventen der Grundschulen entscheiden können, welche Schule Sie nach den Sommerferien besuchen wollen. Die endgültigen Ergebnisse werde man erst Ende Juli kennen. Schon jetzt aber sehe man, dass nur eine kleine Gruppe von Kindern eine Fachschule gewählt habe.

Im Südpolnischen Wrocław zum Beispiel hätten sich lediglich 400 Schüler für die Weiterbildung an einer Fachschule entschlossen. Gleichzeitig möchten 2.5 Tausend Kinder nach der Sommerpause in eine technische Mittelschule gehen und über 6 Tausend wollten ein allgemeinbildendes Lyzeum besuchen. Vor allem die Lyzeen würden sich einer wachsenden Popularität erfreuen. Die Zahl der Kandidaten für Fachschulen steige indes nicht, und das obwohl die Perspektiven eigentlich sehr gut seien: die Absolventen dieser Lehranstalten können mit einer sofortigen Anstellung und mit hohen Löhnen rechnen, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

SUPER EXPRESS: Respekt kann man nicht kaufen

Der Fall des Nationalspieler Maciej Rybus erhitzt die Gemüter der polnischen Sportfans. Der Fußballer werde die WM 2022 in Katar im Fernsehen verfolgen müssen. Der polnische Verteidiger sei vom polnischen Nationaltrainer nicht für das Kader berücksichtigt worden, schreibt die Tageszeitung Super Express.

Grund dafür seien nicht etwa dessen Leistungen: In der abgelaufenen Saison habe Rybus in 21 von 30 Ligaspielen gespielt, in der Europa League sei er auch zum Einsatz gekommen. Das Problem sei der Club, für den er spiele. Rybus habe vor Kurzem von Lokomotive Moskau zum Stadtrivalen Spartak gewechselt. Das fortlaufende Engagement in Russland missfalle dem polnischen Verband und dem Trainer Czeslaw Michniewicz. Wegen seiner momentanen Vereinssituation, werde Rybus deshalb nicht für das WM-Trainingslager im September nominiert. Bereits bei den Nations-League-Spielen Anfang Juni sei der 66-fache Nationalspieler nicht dabei, erinnert Super Express.

Die Polen würden den heroischen Kampf der Ukrainer gegen den russischen Aggressoren unterstützen, schreibt das Blatt weiter. Deshalb falle es vielen schwer, die Entscheidung des Spielers, weitere zwei Jahr in Moskau zu bleiben, einfach so zu akzeptieren. Sein Luxusleben koste viel und kein anderer als die Russen würde ihm so viel zahlen. Rybus werde für jedes Jahr im Moskauer Verein eine halbe Million Euro bekommen. Den Respekt der polnischen Fans habe er aber wohl für immer verloren, urteilt das Blatt.

Mit der Nicht-Berücksichtigung für die WM setzt der polnische Verband seine klare Linie gegen Russland fort. Wegen dem Ukraine-Krieg habe sich das Nationalkader geweigert, in den WM-Playoffs gegen Russland zu spielen, was schlussendlich zum Ausschluss der Sbornaja geführt habe. Polen habe dann gegen Schweden antreten müssen und sich in dem Spiel mit 2:0 durchgesetzt.

Autor: Jakub Kukla