Deutsche Redaktion

"Ruhe bewahren als höchstes Gebot"

16.11.2022 12:02
Die gestrigen Explosionen im polnischen Ort Przewodów dominieren die Titelseiten der polnischen Zeitungen. 
Przewodów, 16 listopada 2022
Przewodów, 16 listopada 2022AA/ABACA/PAP

RZECZPOSPOLITA: Ruhe bewahren als höchstes Gebot 

Nachdem die ersten Informationen über die Explosionen im ostpolnischen Dorf Przewodów bekannt wurden, hätten viele Experten und Kommentatoren zur Besonnenheit aufgerufen. Diese Einstellung vertritt auch Michał Szułdryński in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Man sollte hier erklären, wieso es so wichtig sei, Ruhe zu bewahren, schreibt der Publizist. Bislang sei noch nichts klar, man wisse nur, dass zwei Personen bei den Explosionen ums Leben gekommen seien. Mit großer Wahrscheinlichkeit könne man davon ausgehen, dass Russland die Ereignisse in Polen mit größter Aufmerksamkeit verfolge. Moskau analysiere, wie die polnische Politik, das Militär, aber auch die Öffentlichkeit auf die Ereignisse regiere – wer verliere die Nerven, wer sich provozieren lasse und wer Ruhe bewahre. Er habe keine Zweifel, dass die russische Seite daraus weitgehende Schlüsse ziehen werde. Sobald die Russen zu der Ansicht kommen, dass solche oder ähnliche Vorfälle die innenpolitische Lage in Polen destabilisieren können, würden sie sie in Ihr politisches Stammbuch eintragen.

Zweifelsohne analysiere Moskau auch, wie sich die NATO nach den Explosionen verhalte, insbesondere wie die Reaktion der USA aussehen werde. Alle Seiten würden übrigens Schlüsse aus dem gestrigen Vorfall ziehen. Aber erst, nachdem die Einzelheiten der Explosionen geklärt worden seien. Bis dahin sollte man den Ratschlägen der Experten folgen und Ruhe bewahren. Auch wenn es irritierend sei, dass man so viele Stunden nach dem Vorfall so wenig über das Ereignis wisse.

Die Regierung in Warschau habe bereits den Einschlag russischer Raketen auf polnischem Staatsgebiet bestätigt. Eine russische Rakete sei um 15:40 Uhr in dem Dorf Przewodów niedergegangen, teilte das polnische Außenministerium mit. Dabei seien zwei polnische Staatsbürger – ein 62- und ein 60-jähriger Mann –  getötet worden. Der russische Botschafter in Warschau sei einbestellt worden, um sofort detaillierte Erklärungen für den Vorfall zu liefern. Nach Informationen der amerikanischen Medien habe ein Nato-Flugzeug, das am Dienstag über dem polnischen Luftraum flog, die Flugbahn der Rakete verfolgen können. Informationen mit den Radarspuren seien den Nato-Mitgliedern und Polen zur Verfügung gestellt worden, lesen wir in der Rzeczpospolita.   

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Warnung vor Manipulation 

Polen habe die Bereitschaft seiner militärischen und uniformierten Einheiten erhöht, nachdem sich Explosionen auf polnischem Territorium im Dorf Przewodów nahe der ukrainischen Grenze ereignet hatten, stellt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna fest. Das teilte der polnische Regierungssprecher nach einer Sondersitzung des nationalen Sicherheitsrates mit. Das Land werde nach Angaben von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zudem die Überwachung seines Luftraums verstärken. Der polnische Regierungschef habe bei einer Pressekonferenz erklärt, dass Polen in Zusammenarbeit mit internationalen Experten daran arbeite, alles herauszufinden, was in Przewodów passiert sei. Morawiecki rief zudem zur Besonnenheit auf. Er appellierte, angesichts dieser Tragödie ruhig zu bleiben. Polen sollte sich nicht manipulieren lassen. Man müsse sich ausschließlich auf Fakten verlassen, sagte der Regierungschef. Er bat auch an Politiker aller Parteien, diese mögen sich zurückhaltend und verantwortungsvoll verhalten. In schwierigen Momenten müsste man den Bürgern zeigen, was Einigkeit bedeute und wie wichtig die Staatsräson sei. Lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Przewodów in aller Munde 

Die gestrigen Explosionen dominieren die Titelseiten der polnischen Zeitungen. Der Einschlagsort in Polen liege nur etwa sieben Kilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze und 40 Kilometer nordwestlich vom ukrainischen Wärmekraftwerk Dobrotwir entfernt, lesen wir in der Tageszeitung Super Express. Ein Berichterstatter des Blatts sei in das ostpolnische Dorf gefahren, um vor Ort zu berichten. Zahlreiche Vertreter der internationalen Medien seien in Przewodów eingetroffen. Das Dorf sei in aller Munde. Der Einschlagort sei nicht zugänglich, das Gelände sei von Polizei und Militär abgesperrt worden.

Er habe vorgehabt seine Kühe vom Feld zu holen, erzählt ein Bewohner des Dorfs. Plötzlich habe er zwei Raketen gesehen. Er habe Angst gehabt, dass sie sein Haus zerstören könnten, dann habe es eine laute Explosion gegeben. Die zwei getöteten Männer seien seine besten Kollegen gewesen, sagt der Dorfbewohner dem Blatt Super Express.

 

Jakub Kukla