Deutsche Redaktion

Polen erwartet weitere Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine

09.12.2022 08:02
Ist Polen weiterhin in der Lage Tausende von Menschen bei sich aufzunehmen? 
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Bild:PAP/Aleksander Koźmiński

GAZETA POLSKA: Die Ukrainer werden wieder kommen

In der Tageszeitung Gazeta Polska schreibt der Publizist Dawid Wildstein, dass man mit einer neuen Welle von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine rechnen müsse. Auch diese Welle müsse Polen aufnehmen und den Menschen Hilfe leisten, stellt der Publizist fest.

Seit längerer Zeit konzentriere sich die russische Armee darauf, die energetische Infrastruktur in der Ukraine vor dem nahenden Winter zu zerstören. Zwar habe Moskau in rein militärischen Angelegenheiten eine Niederlage erlitten, doch die neue Taktik sei bislang leider ein Erfolg, lesen wir. Die Lage der Ukrainer werde immer dramatischer. Schon jetzt seien mehrstündige Stromausfälle ein fester Bestandteil des Alltags unserer östlichen Nachbarn, vielerorts gäbe es keine Heizung. Je niedriger die Temperaturen, desto höher also die Chance, dass demnächst eine weitere Welle von Flüchtlingen Polen erreichen werde. Auch diesen Menschen werde man Hilfe leisten müssen. Dabei spiele die moralische Dimension eine Schlüsselrolle, von großer Wichtigkeit seien aber auch realpolitische Argumente. Der Sieg der Ukraine sei aus polnischer Sicht eine fundamentale Angelegenheit. Man müsse kein strategisches Genie sein, um zu ahnen, was eine Niederlage der Ukrainer für Polen bedeuten würde.

Schon einmal habe Polen die Ukraine in den vergangenen Monaten gerettet. Warschau habe sich für eine breite internationale Unterstützung sehr stark eingesetzt und zugleich hätten Millionen ukrainische Flüchtlinge in den ersten Tagen nach dem russischen Überfall in Polen einen sicheren Zufluchtsort gefunden. Die Gewissheit, dass ihre Familien im Nachbarland gut aufgehoben seien, habe den ukrainischen Soldaten ermöglicht, sich gänzlich auf die Kriegshandlungen zu konzentrieren.

In diesem Kontext verweise der Publizist zugleich auf die schädliche Haltung Brüssels. Die Tatsache, dass Polen in der schwierigen Lage mit keinen EU-Geldern unterstützt werde, sei schon längst keine interne Angelegenheit der Europäischen Union. Geht es nach Wildstein zählten Brüssel und Berlin darauf, dass die Krise Pole sehr schwer treffen würde, was in einer längeren Perspektive einen Machtwechsel in Warschau herbeiführen würde. Die ausbleibende finanzielle Unterstützung würde neben innenpolitischen Spannungen aber zugleich zu einer Verringerung der polnischen Hilfe für die Ukraine führen. Und dies sei eine Folge, die den russischen Präsidenten Putin wohl freuen müsse. Allem Anschein nach störe es weder die Politiker in Berlin noch in Brüssel, stell der Publizist Dawid Wildstein in Gazeta Polska fest.

POLITYKA: Polen werden immer dicker

Bis 2050 werde die durchschnittliche Lebenserwartung in Polen um ca. 4 Jahre zurückgehen, informiert die Wochenzeitschrift Polityka in der neuen Ausgabe. Der Grund dafür sei aber nicht die Corona-Pandemie, sondern die wachsende Fettleibigkeit der Polen. Es sei das zweitschlechteste Ergebnis unter den 52 getesteten Ländern. Polen sei auf dem Podium gleich hinter Mexico und vor Russland gelandet.

Im Vergleich mit anderen EU-Ländern habe Polen sehr schlecht abgeschnitten, denn in den Staaten der Europäischen Union werde die Lebenserwartung in den kommenden 30 Jahren im Schnitt um 2,8 Jahre zurückgehen. Drei von fünf Polen würden derzeit Probleme mit dem Übergewicht haben, führt Polityka fort. Jeder Vierte leide unter Fettleibigkeit. Dabei komme das Problem besonders stark unter jungen Menschen zum Vorschein. Geht es nach Professor Paweł Bogdański, dem Chef des Polnischen Verbandes zur Behandlung von Fettleibigkeit, würden jährlich 400 Tausend junge Menschen mit Übergewicht dazukommen. Einem Teil dieser Gruppe werde man nicht helfen können, was bedeute, dass aus übergewichtigen Jugendlichen dann Erwachsene mit Übergewicht werden.

Keine guten Nachrichte habe auch Dr. Michał Brzeziński von der Medizinischen Universität in Gdańsk. Es gäbe keine Anzeichen dafür, dass sich nach den Lockdowns der letzten zwei Jahre die Zahl der Menschen mit Übergewicht verringern sollte. Die Polen hätten ihre Essgewohnheiten nicht verändert, sie würden sich auch nicht öfter als bislang bewegen. Eine der Folgen der langwierigen Pandemie sei außerdem eine dauerhaft schlechte Stimmung, die viele Menschen mit dem Essen zu verdrängen versuchen. Zudem erschwere die Inflation den Zugang zu hochwertigen Produkten. Viele Menschen entscheiden sich deshalb für billigere Produkte, die oft die Gewichtszunahme beschleunigen, berichtet das Blatt. Diätassistenten hätten bereits gemerkt, dass es immer schwieriger werde, die Kunden zu einer gesunden Diät zu überreden, da sie meistens mit höheren Geldausgaben verbunden sei.

Es gehe nicht nur um die höheren Preise von Obst und Gemüse, sagt Maria Brzegowy, eine Diätassistentin aus Kraków. Wenn jemand eine mehrköpfige Familie ernähren müsse, werde er sicherlich auch an den Basisprodukten zu sparen versuchen. Und die billigen Lebensmittel förderten halt das Dickwerden, so Polityka.

TYGODNIK POWSZECHNY: Stil hat Bedeutung

In einem Kommentar in der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny fasst Michał Okoński den Auftritt der polnischen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Katar zusammen. Man könne mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, dass sich die Fans nach dem Stil der polnischen Elf nicht sehnen würden. Zwar habe sich die polnische Mannschaft im letzten Spiel gegen den Titelverteidiger sehr gut präsentiert und bis zum ersten Torverlust mit den Franzosen auf Augenhöhe gespielt.

Diejenigen aber, die das Unglück hatten, die Spiele der Gruppenphase gesehen zu haben, müssten wohl fragen: wieso erst im letzten Spiel habe Polen Qualität gezeigt? Wieso habe die Nationalmannschaft in ihren ersten WM-Spielen fast keine Aktion durchführen können?

Der polnische Coach habe sich über die immer lauter werdende Kritik überrascht gezeigt. Die Mannschaft habe zwar mühevoll, aber doch den Minimalplan realisiert. Den Polen sei nach vielen Jahren erneut der Einzug ins Achtelfinale einer WM gelungen. Die kritischen Stimmen würden aber veranschaulichen, dass polnische Fans nun mehr von der Mannschaft erwarten würden. Es gehe nicht nur darum, irgendwie das Minimalziel zu erreichen. Die Polen wollen, dass ihre Mannschaft modern und offensiv spiele. Und dass sie es könne, habe das Spiel gegen Frankreich bewiesen, lesen wir in Tygodnik Powszechny.


Jakub Kukla