GAZETA POLSKA CODZIENNIE: Die Ukraine feiert mit dem Westen
Das östliche Nachbarland Polens sei ein in der Mehrheit durch den orthodoxen Katholizismus geprägtes Land. Fast 70 Prozent der Ukrainer würden einer der orthodoxen Kirchen angehören. In Zeiten der sowjetischen Besatzung sei die von Moskau abhängige russisch-orthodoxe Kirche die einzige Wahl gewesen. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit habe sich die Situation jedoch nach und nach verändert. Der Streit innerhalb der orthodoxen Kirche habe gleich nach dem Zerfall der Sowjetunion begonnen. Damals sei der Kiewer Metropolit nicht zum Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gewählt worden. Deshalb habe er 1992 die ukrainisch-orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat gegründet. Ein Teil der Gemeinden in der Ukraine sei ihm gefolgt. Ein Teil blieb unter dem Moskauer Patriarchat.
Nach der Annexion der Krim durch Russland sei der Kirchenstreit wieder aufgeflammt. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche beantragte offiziell ihre Unabhängigkeit. Mit der Gründung einer ukrainisch-orthodoxen Landeskirche habe dann 2019 das Moskauer Patriarchat an Einfluss verloren. Dazu komme noch, dass sich in diesem Jahr viele Ukrainer dafür entschieden haben, Weihnachten am 25. Dezember zu begehen und nicht, wie es die orthodoxe Tradition vorsehe, erst zwei Wochen später. Dies sei eine symbolische Entscheidung gewesen, unterstreicht die Tageszeitung. Die Ukrainer wollten ein Zeichen setzen, dass sie ein Teil des Westens und nicht mehr von Moskau abhängig seien, urteilt das Blatt.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Grippe immer gefährlicher
In der vorletzten Dezember-Woche seien fast 300 Tausend Menschen in Polen mit dem Grippe-Virus infiziert worden, alarmiert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Mehrere hundert Kranke würden in Krankenhäusern behandelt. Diese Daten habe der Vizegesundheitsminister Waldemar Kraska der Öffentlichkeit vorgestellt. Beinahe die Hälfte der Kranken seien Kinder unter dem 14. Lebensjahr. Geht es nach Kraska habe Polen den Höhepunkt der Infektionswelle aber noch nicht erreicht. Seit September seien insgesamt zwei Millionen Polen erkrankt, der entsprechende Impfstoff würde den Bürger zwar zur Verfügung stehen, aber leider wollten sich die meisten Polen gegen Grippe nicht impfen lassen, bedauert der Minister.
Waldemar Kraska habe auch zugegeben, dass das Ministerium sehr genau die Lage auf den pädiatrischen Abteilungen beobachte. Insgesamt würde ein Drittel der Betten für junge Patienten frei bleiben, es gäbe aber Regionen, wo schon jetzt sogar 90 Prozent der Plätze besetzt seien. Es handle sich dabei vor allem um den Osten des Landes. Der Minister habe zugleich darauf hingewiesen, dass in Zeiten der Pandemie, die Zahl der Grippe-Infizierungen um das Drei- oder sogar Vierfache niedriger als in diesem Jahr gewesen sei. Dies sei damit verbunden, dass die Polen in Corona-Zeiten die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen befolgt hätten: man habe den Mundschutz getragen, man habe auf die Distanz in großen Menschenmengen geachtet, sowie die Desinfektion angewandt. In den letzten Monaten hätten die Menschen diese einfachen und zugleich wirksamen Regeln vergessen. Unter anderem aus diesem Grund sei die Zahl der Grippe-Erkrankungen in den letzten Wochen so hoch. Der Minister habe abschließend an seine Landsleute appelliert, diese mögen sich gegen Grippe impfen lassen. Außerdem sollen ab dem neuen Jahr die Familienärzte über kostenlose Grippe- und Covid-Tests verfügen, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.
PLUS MINUS: Das EU-Parlament einst und heute
In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus vergleicht der ehemalige Politiker der Bauernpartei und jetziger EU-Angeordneter der regierenden Gruppierung PiS, Zbigniew Kuźmiuk seine Aktivität im Europaparlament heute und in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts. Als er zwischen 2004 und 2009 zum ersten Mal in Brüssel gearbeitet habe, sei die Europäische Volkspartei weitgehend noch eine christdemokratische Gruppierung gewesen. Nach und nach sei aber ein Linksruck zu verzeichnen gewesen. Als er nach einer fünfjährigen Pause dann in das EU-Parlament zurückgekehrt sei, habe man die Verwandlung dieser Partei mit bloßem Auge gesehen. Nun verhalte sich die EVP in den meisten weltanschaulichen Angelegenheiten genauso wie die Liberalen und die Linke. Außerdem sei die Dominanz Deutschlands und Frankreichs immer deutlicher, sagt der Politiker. Die Forderung nach der Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips sei nur ein weiterer Versuch, diese dominierende Position der beiden Länder weiterhin zu verstärken.
2004 habe er dieses Ungleichgewicht noch nicht mit voller Stärke erkannt. Damals sei Polen ein Neuankömmling gewesen, man habe sich gefreut, den Beitritt endlich mal geschafft zu haben. Er erinnere sich aber, so Kuźmiuk weiter, an den Beschluss zum 65. Jahrestags des Ausbruchs des II. Weltkrieges. Polnische Angeordnete hätten sich bemüht, in dem Dokument Deutschland als Angreifer zu nennen. Die Mehrheit der Abgeordneten sei damit aber nicht einverstanden gewesen. Er habe gedacht, dass die Zeit der Aufarbeitung bereits vorbei sei, Deutschland die Verantwortung übernommen habe und man Tatsachen beim Namen nennen könne. Plötzlich habe sich aber herausgestellt, dass man in einem historischen Kontext Deutschland als den Verantwortlichen nicht nennen dürfe. In dem in den eigenen Augen doch sehr demokratischen EU-Parlament sei die deutsche Verantwortung für den Krieg ein Tabuthema gewesen, erinnert sich Zbigniew Kuźmiuk.
Auch die aktuelle Scheinheiligkeit und die doppelten Standarte seien irritierend, führt der Politiker fort. Die EU-Parlamentarier würden sich sehr gern als demokratisch, solidarisch und offen darstellen. Zugleich habe die links-liberale Option keine Hemmung, um die Fraktion Identität und Demokratie bei der Vergabe von wichtigen Posten zu blockieren. Dabei seien doch Politiker der ID genauso wie alle anderen legal in das Parlament gewählt worden. Der Kontrast zwischen Worten und Taten werde immer bemerkbarer, stell Zbigniew Kuźmiuk in dem Magazin fest.
Jakub Kukla