Rzeczpospolita: Die Schlüssel zur Freiheit der Ukraine sind in Warschau
“Biden fährt an die Front”, titelt die konservativ-liberale Rzeczpospolita ihren Aufmacher zu dem Thema. Und macht darauf aufmerksam, dass Polen nun die Rolle übernehmen muss, die während des Kalten Kriegs Westdeutschland gespielt hat und die es mit Erleichterung ablegen konnte, als Polen der NATO und EU beigetreten ist. Die Rolle eines Frontstaats sei mit mehr Einfluss, aber auch mit größeren Risiken verbunden, schreibt in seinem Kommentar zu dem Besuch der Chefredakteur des Blattes Bogusław Chrabota. Falls der Krieg noch viele Jahre dauern werde, so der Autor, dann werde auch Polen, als für die Unterstützung Kiews wichtiger Staat, neuen militärischen Bedrohungen ausgesetzt sein. Der Status eines Frontstaats, beobachtet Chrabota, werde zudem auch für die Wirtschaft eine Belastung darstellen, die Dynamik von Auslandsinvestitionen verlangsamen und den Kampf gegen die Inflation erschweren. 
Die USA, fährt der Autor fort, seien sich dessen bewusst. Und Warschau sei für Washington von so großer strategischer Bedeutung, dass Biden die bilateralen Beziehungen werde zweifellos stärken müssen. Daher seien am Rande des Warschau-Besuchs neue Deklarationen zur Präsenz von amerikanischen Truppen an der Weichsel, dem Ausbau von Militärinfrastruktur, vielleicht auch dem Bau von neuen Stützpunkten nicht ausgeschlossen. Schließlich werde Biden vielleicht auch direkt zugeben, dass die Welt infolge der russischen Aggression durch einen “eisernen Vorhang 2.0” geteilt sei. Dies sei zwar auf den ersten Blick keine gute Botschaft, doch sie sei unausweichlich. Denn Russland habe sich mit seinem Angriff auf die Ukraine aus der Gemeinschaft friedlicher Staaten, auf der die Weltordnung steht, ausgeschlossen. Und Moskau müsse dafür die Konsequenzen tragen. Auch wenn die Isolation des Kremls Jahrzehnte dauern sollte, so Bogusław Chrabota in der Rzeczpospolita. 
Rzeczpospolita: Chinas Friedens-Initiative eine Falle
Der Redaktionskollege von Chrabota, Jędrzej Bielecki, thematisiert indes in seiner Analyse unter anderem die Ankündigung eines chinesischen Friedensplans für die Ukraine, die während der Sicherheitskonferenz in München gefallen war. Der Plan, den China am Jahrestag der russischen Invasion vorstellen wolle, lesen wir, soll sich auf der territorialen Integrität und Souveränität der Ukraine stützen. Doch der Westen, so der Publizist, habe den Vorstoß mit Zurückhaltung angenommen. Besonders, da US-Außenminister Antony Blinken alarmierte, dass China offenbar Waffenlieferungen an Russland erwägt. Gehe es nach Blinken, sei der chinesische Plan daher sicherlich nichts anderes, als eine Falle, in die der Westen nicht tappen sollte. “Putin will den Konflikt einfrieren, die ukrainischen Gebiete behalten, die er besetzt hat, seine Truppen umgruppieren, stärken und erneut angreifen”, warnte Blinken während der Sicherheitskonferenz in München..
Dziennik/Gazeta Prawna: Es gibt keine magische Waffe, die das Blatt im Krieg wendet
Das wichtigste, was die Ukraine nun vom Westen brauche, sei Munition, sagt John R. Deni von der Militärhochschule der US-Streitkräfte, U.S. Army War College’s Strategic Studies Institute im Interview mit dem Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Derzeit, so der Experte, sei diese sogar wichtiger als Panzer und Kampfjets, Denn die Ukraine würde in den kommenden Monaten das erwarten, was wir schon jetzt in Bachmut sehen können. Und zwar weitere Wellen von schlecht ausgebildeten russischen, frisch mobilisierten Soldaten. Falls es diesen Truppen gelingen sollte, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen, dann würden ihnen besser ausgebildete Gruppierungen folgen. Und um solche Angriffswellen zu überstehen, brauche man eben vor allem Munition. Es, so Deni, sei auch bei den Raketenangriffen erkennbar, dass die Russen sich anpassen, neue Methoden einführen, um die Ukrainer zu zwingen, möglichst viele Flugabwehrraketen zu verbrauchen. Er sei daher nicht sicher, ob die Ukrainer ihre Ziele mit Langstreckenraketen, deren Lieferung Kiew seit Langem fordert, tatsächlich besser erreichen könnten. Auch an diese könnte sich Moskau schließlich anpassen. Und das Risiko einer Ausweitung des Kriegs würde mit der Lieferung solcher Raketen steigen. Das Gleiche gelte für Kampfjets. Auch hier gebe es Sorgen vor einer Eskalation. Und die Logistik, Wartung, Schulung usw. würden sehr aufwändig sein. In Bezug Polens Pläne, seine Verteidigungsausgaben auf 4 Prozent des BIP anzuheben, sei er vorsichtig optimistisch. Dies, so Deni, sei sicherlich eine gute Nachricht für die Wehrhaftigkeit Polens und Europas. Denn es sei klar, dass eine starke Militärpräsenz der NATO im Osten des Kontinents Russland effektiv abschreckt. Seine einzige Sorge sei, ob es der polnischen Wirtschaft gelingen werde, den Ausgaben Schritt zu halten. Nicht nur, um neue Ausrüstung kaufen, sondern auch, um diese warten und die Soldaten schulen zu können, so John R. Deni im Gespräch mit Dziennik/Gazeta Prawna. 
Autor: Adam de Nisau