TYGODNIK POWSZECHNY: Frauen und die Politik
In den neuen Ausgabe der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny finden wir unter anderem ein Gespräch mit der Soziologin und Juristin, Professorin Małgorzata Fuszara über die Stellung von Frauen in der polnischen Politik. Die politische Szene sei von Männern dominiert, Frauen würden stets marginalisiert, sagt die Expertin. Frauen würden nie den Parteivorsitz innehaben, man lasse sie auch nur selten zu den engsten Führungskreisen zu. Aus diesem Grund würde man Politikerinnen öffentlich fast nie im Kontext von wichtigen politischen Ereignissen zeigen. Man bringe deshalb auch das politische Geschäft nicht mit Frauen in Verbindung. Dadurch verstärke sich wiederum der Stereotyp, dass die Politik reine Männersache sei. Zugleich würden Frauen beinahe ein Drittel des aktuellen polnischen Parlaments darstellen. Dies sei eine große Veränderung, denn noch in den frühen 90-er Jahren hätten nur 8-9 Prozent Frauen im Sejm gesessen. Trotzdem würden Frauen weiterhin nur selten Ministerposten angeboten, meint Fuszara.
In den Anfängen der III. Republik habe es aber viele prominente Frauen gegeben, erwidert das Magazin. Premierministerin Hanna Suchocka oder die Chefin den Nationalbank, Hanna Gronkiewicz-Waltz seien dafür nur zwei Beispiele. Sie hätten doch einen großen Einfluss auf die politischen Veränderungen im unabhängigen Polen gehabt. Dennoch, meint Fuszara, habe die Ansicht dominiert, dass Männer die wichtigsten Entscheidungen treffen würden, dass die Politik einfach ein Spiel für Männer sei. Die Frauen habe man vor allem als eine Ergänzung der männlichen Welt betrachtet, Hana Suchocka habe man sogar ein Substitut genannt.
Sie beschäftige sich seit vielen Jahren mit dieser Problematik, führt Fuszara fort, und sehe langsame aber unaufhaltsame Veränderungen. Noch vor zwanzig Jahren habe sich keiner für die Tatsache interessiert, dass Frauen oft besser ausgebildet als Männer seien, aber auf dem gleichen Posten schlechter bezahlt würden. Inzwischen sei klar geworden, dass Frauen über ein enormes Potenzial verfügen und die wichtigsten Posten übernehmen können – egal ob ob in der Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft. Als die Frauen den Einzug in die Politik geschafft hätten, sei es eine von den Männern organisierte Welt gewesen. Die Schweizerinnen würden doch das Wahlrecht erst seit den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts besitzen. Das Verlangen sei nun, schnell die gleiche Stellung zu erreichen, wie die Männer. Es sei ein langsamer Weg, den man aber nicht vernachlässigen dürfe, sagt die Soziologin und Juristin Małgorzata Fuszara in der Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny.
SUPER EXPRESS: Erster Pole in der EU
Eine Reportage über die Pädophilie in der polnischen Kirche sorgt dieser Tage in Polen für heftige Emotionen. Die Autoren stellen darin die These auf, dass der damalige Krakauer Kardinal Karol Wojtyła von den Fällen der Kinderschändung gewusst haben soll. In einem Gespräch mit dem Blatt Super Express bezieht sich der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski auf die Reportage und erzählt von seinem Kontakten mit dem Papst. Er habe Johannes Paul II. über 20 Mal getroffen. Als eine nichtgläubige Person habe der Ex-Präsident mit dem Geistlichen nie über religiöse Angelegenheiten gesprochen. Über die Politik aber immer. Als es vor dem Referendum über den polnischen EU-Beitritt viele kritische Stimmen gegeben habe, auch in den sehr konservativen katholischen Kreisen, habe der Papst geholfen. Seine Feststellung, Europa würde Polen und Polen würde Europa brauchen, habe die Stimmung in Polen beruhigt. Dafür sei er ihm bis heute sehr dankbar. Sich selbst habe Johannes Paul II. übrigens als den ersten Polen bezeichnet, der schon 1978 der Europäischen Union beigetreten war. Er sei der letzte, so Kwaśniewski, der jetzt versuchen würde, den Papst nur auf den Pädophilie-Skandal in der Kirche zu reduzieren. Es sei zwar ein ernstes Problem und man müsse die Sache endlich klären, aber es sei eine komplexe Angelegenheit und er warne vor voreiligen Schlüssen, sagt Ex-Präsident Aleksander Kwaśniewski in der Tageszeitung Super Express.
RZECZPOSPOLITA: (Fast) keine Preissenkungen in Sicht
Die Preissteigerungen seien für viele polnische Haushalte sehr schmerzhaft, stellt die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrem Wirtschaftsteil fest. Für polnische Kunden würden insbesondere die höheren Preise von Lebensmitteln und Chemieprodukten ein großes Problem darstellen, lesen wir. Man könne dabei davon ausgehen, dass es noch vor Ostern weitere Preissteigerungen geben werde. In den letzten Monaten seien die Preise von Gemüse um 23, von Mayonnaise um 37 und von Eiern um 41 Prozent gestiegen. Noch deutlicher seien die Preissteigerungen im Bereich der Chemiewaren. Diese Produkte seien sehr eng mit dem deutschen Markt verbunden, wo die Inflation der Produktionskosten sehr hoch war, was sofort auch die Preise auf den polnischen Markt beeinflusst habe.
Die Polen würden langsam ihre Einkäufe beschränken, stellt das Blatt fest. Auf eventuelle Preissenkungen könne man momentan nicht zählen. Vor Ostern werde man für Fleisch, Fisch und Eier wegen des höheren Bedarfs wohl noch mehr als heute bezahlen müssen. Etwas billiger könnte es erst im Sommer werden und dies beziehe sich hauptsächlich auf die Gemüse- und Obstpreise, informiert das Blatt Rzeczpospolita.
Autor: Jakub Kukla