Deutsche Redaktion

Ukraine soll westliche Kampfjets erhalten

18.05.2023 12:11
Die von Großbritannien und Frankreich eingesetzten Storm Shadow-Marschflugkörper, die Kiew erhalten soll, haben eine Reichweite von bis zu 400 km. Diese Waffe in den Händen der Ukrainer bringe eine viel größere Wende als die Lieferung von HIMARS-Raketensystemen durch die Amerikaner, schreibt Zbigniew Parafianowicz für Dziennik. 
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Dziennik: Ukraine soll westliche Kampfjets erhalten

Die von Großbritannien und Frankreich eingesetzten Storm Shadow-Marschflugkörper, die Kiew erhalten soll, haben eine Reichweite von bis zu 400 km. Diese Waffe in den Händen der Ukrainer bringe eine viel größere Wende als die Lieferung von HIMARS-Raketensystemen durch die Amerikaner, schreibt Zbigniew Parafianowicz für Dziennik. London könnte mit seiner Entscheidung den Ausgang der für das Frühjahr geplanten ukrainischen Gegenoffensive beeinflussen, heißt es. Denn mit Hilfe dieser Raketen wäre Kiew in der Lage, die Krim-Brücke aus der Ferne zu zerstören. Die Ukrainer könnten es damit schaffen, die Halbinsel von Russland zu isolieren. Damit, glaubt der Autor, würden sie Putin beweisen, dass der Krieg sinnlos sei.

Diese Marschflugkörper werden von Tornados, Typhoons oder den französischen Mirage 2000 und Rafale F2 abgefeuert. Über solche Kampfjets verfüge die Ukraine aber nicht. Indem Kiew also solche Raketen erhalte, könne man davon ausgehen, dass sie bald auch genau diese Kampfflugzeuge bekomme. Im Gegensatz zu den offiziellen Angaben gebe es in Europa nämlich eine lebhafte Debatte zu diesem Thema, lesen wir des Weiteren im Blatt. Pentagon-Dokumenten nach, befassen sich derzeit im Rahmen des Ramstein-Formats NATO-Länder mit diesem Thema. Es gebe auch Beweise, dass ukrainische Piloten bereits auf Mirage 2000-Maschinen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten trainieren.

Anne Applebaum in Polityka: Der Westen sollte die Rückeroberung der Krim durch die Ukraine unterstützen

Das linke Wochenblatt hat mit Anne Applebaum, der amerikanischen Kolumnistin und Pulitzer-Preisträgerin, sowie Ehefrau des ehemaligen polnischen Außenministers Radosław Sikorski, über den Krieg in der Ukraine und die Zukunft des Landes gesprochen. Der Amerikanerin zufolge sei die gesamte amerikanische Finanz- und Militärhilfe viel mehr als das, was zu Beginn des Krieges von allen erwartet worden sei. Sowohl von den Ukrainern, den Russen, aber auch von der US-Regierung selbst. Applebaum beunruhige jedoch die Frage der langfristigen US-Hilfe. Vieles hänge von den militärischen Fortschritten der Ukrainer in diesem Sommer ab. Problematisch seien auch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA. Der potenzielle republikanische Kandidat Donald Trump wolle nämlich ein schnelles Ende des Krieges. Auch zu Ungunsten der Ukraine, lesen wir. Ihrer Ansicht nach stehe die Ukraine auch unter großem Druck, in den nächsten sechs Monaten einen Sieg zu erringen oder zumindest einen großen Teil ihres Territoriums zurückzuerobern. Sollte dies nicht gelingen, könnte die Ukraine im nächsten Jahr gezwungen werden, sich zu ergeben. Die Ukrainer sollten daher versuchen, die Krim zurückzuerobern, und die Amerikaner sollten dieses Vorhaben unterstützen, heißt es. Die Rückeroberung der Halbinsel könnte nämlich der Schlag sein, der die Russen davon überzeugen würde, dass der Krieg ein Fehler sei.

Um den Krieg zu beenden, müsse es jedoch einen politischen Wandel in Russland geben, fährt die Journalistin fort. Nicht unbedingt in Form eines Regimewechsels. Vor allem die russische Elite müsse zugeben, dass der Krieg eine schlechte Entscheidung gewesen sei und dass die Ukraine ein Recht auf Existenz habe. Nötig sei ein Wandel, wie er zum Beispiel in Frankreich Anfang der 1960er Jahre stattgefunden hat. Paris habe damals beschlossen, Kampfhandlungen in Algerien abzubrechen. Die Krim könnte deshalb ein solcher Fehlschlag für die Russen sein, erklärt Anne Applebaum abschließend im Gespräch mit Polityka.


Wprost: Europa bricht das Tabu

Europa habe endlich aufgehört, sich zu scheuen, der Ukraine gegen Russland zu helfen, schreibt das Nachrichtenportal des Wochenblatts Wprost. Die jüngste Reise des ukrainischen Präsidenten durch europäische Hauptstädte besiegele einen Wandel im strategischen Denken des Westens über den Krieg, lesen wir. Dieselben Länder, die bisher nervös kalkuliert hätten, wie viel sie eine Niederlage Moskaus kosten würde, wären nun damit beschäftigt, zu berechnen, wie viel sie von einem ukrainischen Sieg profitieren würden. Mitteleuropa werde auch nicht mehr länger als ein Club russophober Unruhestifter angesehen, heißt es, die versuchen, den Westen in einen weiteren unnötigen Krieg zu ziehen.

Das Klima rund um den Krieg in der Ukraine ändere sich für den Kreml damit radikal und äußerst ungünstig. Die bisher treuen Apologeten Moskaus, fährt das Online-Blatt fort, die nach Möglichkeiten suchten, Putins Gesicht zu wahren, würden nun einer nach dem anderen die Fronten wechseln und sich in der Aufstockung der Militärhilfe für Kiew überbieten. Auch die Idee, die Ukraine zu einem Waffenstillstand mit Moskau zu bewegen, sei gescheitert. Polens westeuropäischen Verbündeten seien somit endlich zur Vernunft gekommen, schreibt Wprost. Sie hätten erkannt, dass eine solch gefährliche Strategie sie mehr kosten könnte als der Verlust lukrativer politischer und wirtschaftlicher Beziehungen zu Moskau.


Piotr Siemiński