Deutsche Redaktion

"Osteuropa deutlich benachteiligt"

10.04.2024 10:35
Im Jahr 2023 ist kein einziger Bürger aus Mittel- und Osteuropa für eine Führungsposition in den Institutionen oder Agenturen der Europäischen Union nominiert worden. Heute vergehen 20 Jahre seit dem Tod des Barden Jacek Kaczmarski. Und: Der Blick auf die Smolensk-Katastrophe wird wohl nie wieder frei von Spaltungen sein. Die Einzelheiten in der Presseschau.
W ubiegłym roku ani jeden obywatel z Europy Środkowo-Wschodniej nie uzyskał nominacji na kierownicze stanowisko w instytucjach lub agencjach Unii Europejskiej
W ubiegłym roku ani jeden obywatel z Europy Środkowo-Wschodniej nie uzyskał nominacji na kierownicze stanowisko w instytucjach lub agencjach Unii EuropejskiejSinonimas/ Shutterstock

DO RZECZY: Osteuropa deutlich benachteiligt

Im Jahr 2023 ist kein einziger Bürger aus Mittel- und Osteuropa für eine Führungsposition in den Institutionen oder Agenturen der Europäischen Union nominiert worden, lesen wir in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy. Ein Bericht der Beratungsfirma Geographical Representation in EU Leadership Observatory bestätigt, dass die mittel- und osteuropäische Region bei der Besetzung von Führungspositionen in den Strukturen der Europäischen Union diskriminiert und ignoriert wird.

Ein Bericht von vor einem Jahr zeigte, dass, während die west- und südeuropäischen Länder 88 Prozent der neuen Ernennungen im Jahr 2022 auf sich vereinten, kein einziger Bürger aus Nordeuropa in eine Führungsposition berufen wurde. Aus Mittel- und Osteuropa hatte es damals eine Person geschafft. Die diesjährige Studie ergab, dass im letzten Jahr kein einziger neuer Vertreter aus unserer Region ernannt wurde. Im jüngsten Bericht sind 22 Ernennungen analysiert worden, darunter im Europäischen Parlament, in der Europäischen Zentralbank, der Investitionsbank, dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und 16 EU-Agenturen.

Von den 22 Stellen gingen 16 nach Westeuropa, jeweils drei nach Süd- und Nordeuropa. Der mittlere und östliche Teil des alten Kontinents blieb ohne jegliche Ernennung. Auch die Daten aus den letzten drei Jahren bestätigen die Dominanz Westeuropas. Auf die mangelnde proportionale Vertretung unserer Region im EU-Establishment hatte auch wiederholt Außenminister Radosław Sikorski hingewiesen, erinnert die Wochenzeitschrift Do Rzeczy.

SUPER EXPRESS: Schwieriges Leben eines Barden

Jacek Kaczmarski war der legendäre Barde der Solidarność-Bewegung. Ausschnitte aus seinem bunten Leben beschreibt heute die Tageszeitung Super Express. Der Todestag des Künstlers jährt sich gerade zum 20. Mal.

Als der Textautor und Komponist Jacek Kaczmarski auf Tournee in Frankreich war und in Polen das Kriegsrecht verhängt wurde, blieb der Musiker im Westen. Er lebte in München, wo er Mitglied der polnischen Sektion von Radio Free Europe war. Im Jahr 1990 kehrte er nach Polen zurück. Trotz seines beruflichen Erfolges kämpfte er in seinem Privatleben mit Alkoholismus und finanziellen Problemen. 1995 ließ sich Jacek Kaczmarski mit seiner zweiten Frau Ewa und seiner 7-jährigen Tochter Patrycja Volny, heute einer bekannten Schauspielerin, in Australien nieder. Dort erfuhr er, dass er Speiseröhrenkrebs hatte. Aufgrund der schlechten Prognose entschied er sich gegen eine Operation und nutzte alternative Behandlungsmethoden im Zentrum für onkologische Rehabilitation und Regeneration in Innsbruck. Anfang 2003 unterzog er sich einem Luftröhrenschnitt. Einige Monate vor seinem Tod verlor er die Stimme vollständig. Am 10. April 2004 verlor er in einem Krankenhaus in Danzig das Bewusstsein und starb noch am selben Tag.

Jahre später kam heraus, dass Kaczmarski seine Familie körperlich und seelisch misshandelt hatte. Seine Tochter enthüllte, dass der Künstler ein aggressiver Trinker war, der seine Angehörigen beschimpfte und ihre Mutter schlug. Ihr Interview fand großen Anklang. Einige nahmen ihr jedoch übel, dass sie die Familiengeheimnisse publik gemacht hatte, schreibt die Tageszeitung Super Express.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Smoleńsk – 14 Jahre danach

Heute vergehen 14. Jahre seit der Flugzeugkatastrophe von Smolensk. Bei dem Flugzeugunglück sind damals alle 96 Insassen der polnischen Maschine gestorben, darunter der damals amtierende Präsident Lech Kaczyński. Der Blick auf die Smolensk-Katastrophe wird nie wieder frei von Spaltungen sein, sagt im Gespräch mit dem Blatt Dziennik/Gazeta Prawna Dr. Jarosław Kuisz, Chefredakteur der "Kultura Liberalna".

Es sei unmöglich, sich auf nur eine Interpretation zu einigen. In der Praxis wäre ein solcher Ansatz für die politischen Parteien nicht profitabel. Es würde sogar ihre Existenzberechtigung gefährden, erklärt Kuisz. Unmittelbar nach der Smolensk-Katastrophe hätten sich die Polen vereinigt. Es war ein Moment, in dem die Polen in Gruppen zum Präsidentenpalast gingen, um der Verstorbenen zu gedenken. Der erste Instinkt sei gewesen, auf das populäre romantische Idiom zurückzugreifen. In der Tat konnte man von rechts bis links feststellen, dass alle dieselbe Sprache benutzten. Es sei das geeignetste Mittel zur Bewältigung der politischen Trauer gewesen.

Die Spaltung der polnischen Kultur in zwei Lager, das Lager des Pathos und das Lager der Ironie, habe erst später erfolgt, führt Kuisz fort. Diese Zweiteilung sei jedoch in Polen schon lange bekannt. Es sei daher nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder zum Vorschein kommen werde, sagt Jarosław Kuisz in Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Jakub Kukla