Super Express: „So sieht der Fall eines Politikers aus“
Im Boulevardblatt Super Express prognostiziert der Politologe und Historiker Prof. Antoni Dudek die Zukunft der Regierung nach der Wahlniederlage ihres Favoriten für das Amt des Präsidenten. Geht es nach dem Experten, sei das für Mittwoch geplante Vertrauensvotum für Premierminister Donald Tusk rein symbolisch. Es verschaffe ihm nur etwas Zeit bis zur angekündigten Kabinettsumbildung im Juli.
Tusk aber glaube, wenn er ein paar Minister austausche, werde seine Regierung plötzlich viel energischer laufen, lesen wir. Gleichzeitig wisse er jedoch genau, dass das Gesicht der Regierung der Premier ist. Laut Dudek liege das Hauptproblem daher nicht nur in der Besetzung des Kabinetts, sondern im fehlenden Vertrauen der Öffentlichkeit in den Regierungschef. Selbst bestens arbeitende Minister könnten eine unpopuläre Führungsperson nicht tragen.
Und wie es im Blatt heißt, hätten bei den Präsidentschaftswahlen Tusk und sein Kandidat Rafał Trzaskowski von den Wählern die rote Karte erhalten. Er wolle jedoch trotzdem auf dem Spielfeld bleiben. Eine wirkliche Chance auf einen Neuanfang biete allerdings nur eine Umbildung, die auch den Ministerpräsidenten umfasse. Doch dafür gebe es keinerlei Anzeichen, lesen wir im Blatt.
Wie lange werde Tusks Regierung in ihrer aktuellen Besetzung noch aushalten? Geht es nach Prof. Dudek könnte sein Kabinett selbst als Minderheitsregierung noch lange durchhalten, sofern der Haushaltsplan für 2026 im Dezember mit einer Mehrheit verabschiedet werde. Neu in der politischen Gleichung sei jedoch der neue Präsident der Vereinigten Rechten, Karol Nawrocki. Dudek zufolge könnte dessen Sieg eine vorgezogene Auflösung des Sejm beschleunigen – „und Karol Nawrocki würde das Parlament mit großer Freude und Begeisterung auflösen“, lautet die Diagnose im Kommentar. Nur eine eventuelle Ablösung des Premiers könnte diese Dynamik stören.
Der Politologe sehe jedoch keine neuen Impulse für einen Ausweg aus der Sackgasse seitens des amtierenden Regierungschefs. Tusk behaupte zwar, er habe Ideen, doch fragt Dudek: „Warum haben sie Trzaskowski nicht zum Sieg geführt?“ All dies schwäche die Regierung nur weiter.
Wie der Professor abschließend schreibt, sehe so der Untergang eines Politikers aus – in diesem Fall von Donald Tusk. Die Frage bleibe, ob dieser Untergang schnell geschehen oder wir ihn über zwei Jahre beobachten werden, so der Historiker und Politologe im Boulevardblatt Super Express.
Dziennk/Gazeta Prawna: Der König ist nackt - Kritik an der Selbstgefälligkeit der Bürgerplattform
In der vergangenen Woche hat Ministerpräsident Donald Tusk in einer Fernsehansprache versichert, seine Regierung verfüge nach dem Sieg des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten über einen Notfallplan. Dieser sehe eine schwierige Kohabitation vor und werde derzeit weiter ausgearbeitet.
Hintergrundgespräche mit Politikern der regierenden Bürgerkoalition sollen jedoch ganz andere Emotionen verraten. Wie wir in Dziennik/Gazeta Prawna lesen, hätten demnach zu Wochenbeginn noch Trauer und Erstaunen dominiert. In den folgenden Tagen hätten dann Wut und Verbitterung den Ton geprägt. Heute herrsche Resignation.
Wer habe laut einem anonymen Regierungsvertreter die beste Analyse nach den Wahlen geschrieben? Joanna Mucha. Sie war früher PO-Parteimitglied und Sportministerin, heute ist sie Vizechefin des Koalitionspartners Polska 2050 und stellvertretende Bildungsministerin. Niemand in der Partei von Donald Tusk würde es wagen, so wie sie laut auszusprechen, dass der König nackt sei. Offenbar müsse man die Bürgerplattform verlassen, um die Realität breiter und nüchterner zu beurteilen, soll ein weiterer Abgeordneter der Partei des Premierministers dazu erklärt haben.
In sozialen Medien habe Mucha dem Wahlteam von Rafał Trzaskowski Selbstüberschätzung, die Weigerung, die eigene „Blase“ zu verlassen, Passivität und chaotische Wahlkampfvorbereitung vorgeworfen. Wie sie betonte, würde Tusks Partei keine strategischen Analysen durchführen. Sie sei von ihrer eigenen Großartigkeit so überzeugt, dass sie sie gar nicht brauche. Sie halte sich einfach für „besser" und sehe daher eine moralische Verpflichtung aller darin, immer für die Kandidaten der Bürgerplattform zu stimmen. Die Partei glaube, einzig und allein einen Anspruch auf den Sieg zu haben.
Ein weiterer Grund für die Niederlage sei Mucha nach auch das Scheitern bei der Umsetzung der Wahlversprechen. Wie sie erklärt haben soll, seien 100 konkrete Vorhaben der Regierungskoalition schon am 101. Tag ihrer Amtszeit zur Last geworden.
Die Versprechen seien in 100 Tagen nicht erfüllt worden. Und vieles deute darauf hin, dass es auch in 1.460 Tagen unmöglich sein werde. Die Koalition stehe in den kommenden Monaten daher vor einer harten Bewährungsprobe. Ein Test, den sie weder in anderthalb Jahren Regierung noch acht Jahren Opposition bestanden habe, heißt es im Blatt. Der Premier und seine Minister müssten nun in Windeseile lernen, sich in Palastintrigen und Fraktionskoterien zu behaupten. Kurz gesagt: sich nicht aufs Glatteis führen zu lassen.
Denn bei den Parlamentswahlen in zwei Jahren werde es den Wählern egal sein, ob der neue Präsident der Koalition im Wege gestanden hat. Entscheidend werde die Realisierung ihrer Wahlversprechen und das Ergebnis sein, lautet das Fazit in DGP.
Dziennik: Streit um Lewandowski ist „purer Kindergarten und Blödsinn”
Der polnische Fußballverband PZPN hat am Sonntag mitgeteilt, dass Nationaltrainer Michał Probierz, Robert Lewandowski als Kapitän der Nationalmannschaft entlassen und Piotr Zieliński zum neuen Kapitän ernannt habe. Kurz darauf erklärte Lewandowski, er habe jegliches Vertrauen in Probierz verloren und werde nicht mehr für Polen spielen, solange dieser Trainer bleibe.
Zahlreiche Medien und Sportler haben dazu bereits Stellung genommen. Piotr Rzepka, ehemaliger Spieler von Górnik Zabrze, hält die ganze Angelegenheit für lächerlich.
Er habe nicht einmal analysiert, wer hier recht habe oder weshalb das passiert sei. Für ihn sei das alles – diese medialen Streitereien – purer Kindergarten und Blödsinn, das hätte so niemals öffentlich ausgetragen werden dürfen. Bestimmte Dinge dürften nicht über die Umkleidekabine oder das Büro der Leitung hinausgehen. Geht es nach Rzepka, orientieren sich jedoch offenbar Polens Fußball-Gurus zu sehr an dem Verhalten von Politikern, die Konflikte nicht klären, sondern sich stattdessen in den Medien angreifen.
Geht es nach Rzepka, schwelle der Konflikt zwischen Probierz und Lewandowski – den er für den herausragendsten Spieler der polnischen Fußballgeschichte hält – schon seit langem. Der Ausbruch sei jedoch ausgerechnet zum schlechtesten Zeitpunkt gefallen. Bald stehe das WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland an. Und jetzt werde niemand mehr über die Nationalmannschaft oder Fußball sprechen, sondern nur noch über dieses Chaos, so der Ex-Fußballspieler. Für ihn sei es sehr traurig, dass die polnische Fussballwelt sich damit selbst ins Knie schieße und solche Eigentore produziere, anstatt sich gegenseitig zu respektieren.
Der frühere Nationalspieler glaube auch, man habe den Konflikt zwischen diesen zwei starken Persönlichkeiten vielleicht noch entschärfen können, doch eine Verständigung sei jetzt ausgeschlossen. Der 64‑Jährige warnt, dass diese Auseinandersetzung der Nationalmannschaft schade. Was mehr: sie schade dem ganzen Land, denn Fußball sei längst eine nationale Sache. Dieser Sport beherrsche alles, begeistere die Massen und wecke ungeheure Emotionen. Manche Dinge brauchen Jahre, um zu reifen, und ein einziger dummer Zug könne all diese Arbeit zunichte machen, urteilt Piotr Rzepka im Gespräch mit der Polnischen Presseagentur PAP.
Autor: Piotr Siemiński