Deutsche Redaktion

Medien und Freiheit

22.07.2020 11:33
In einem umfangreichen Artikel in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy befasst sich der Autor, Tomasz Kaźmierowski mit der Medienlandschaft in Polen und in der Bundesrepublik.
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RZECZPOSPOLITA: Der Westen - angestrebtes Ziel oder Bedrohung? 

In seinem Kommentar bezieht sich der Publizist Michał Szułdrzyński auf ein aktuelles Interview mit dem Chef der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS, Jarosław Kaczyński. Das Gespräch bezeichnet der Publizist als äußerst interessant. Dabei habe sich der Parteichef selbst mehrmals widersprochen, lesen wir. Gefragt nach der Medienfreiheit antwortete Kaczyński, dass es in Deutschland nicht einmal 20-30 Prozent davon gebe, was in Polen zum Alltag gehöre. Dies sei zwar eine bekannte Floskel über die mangelnde Aussagefreiheit in Westeuropa. Gefragt nach der angekündigten Re-Polonisierung der Medien habe Kaczyński jedoch geantwortet, dass die Regierenden nach dem deutschen Muster handeln und künftig ausländischen Investoren den Weg zum Erwerb von polnischen Medien erheblich erschweren möchten. Sei also die Bundesrepublik ein nachahmenswertes Beispiel oder ganz im Gegenteil, fragt der Publizist.

Der Politiker habe zugleich versichert, dass die Regierungspartei dazu beitragen werde, dass noch die heutige mittlere Generation eine Zeit erleben werde, in der Polen wirtschaftlich und zivilisatorisch das Niveau Deutschlands erreichen werde. Zugleich habe Kaczyński gesagt, dass die Präsidentschaftswahl in Polen eine Art Krieg der Zivilisationen gewesen sei. Hätte der Kandidat der Opposition die Wahl gewonnen, würden die traditionellen polnischen Werte gefährdet sein. Erneut sei also nicht klar, ob das westeuropäische Lebensmodell ein Ziel sei, das die Partei von Kaczyński erreichen wolle, oder vor dem sie die Wähler beschützen möchte.

Die wichtigste Frage laute aber, lesen wir abschließend, ob Kaczyński einfach inkonsequent sei, oder ob er mit seinen widersprüchlichen Aussagen irgendein Ziel verfolge, schreibt Michał Szułdżyński in der Tageszeitung Rzeczpospolita. 


DO RZECZY: Medien und Freiheit 

In einem umfangreichen Artikel in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy befasst sich der Autor, Tomasz Kaźmierowski mit der Medienlandschaft in Polen und in der Bundesrepublik. Seit mehreren Jahren, beobachtet der Publizist, sei es keinem ausländischen Investoren gelungen, eine wichtige deutsche Tageszeitung zu kaufen. Die Briten seien an dem Versuch gescheitert, in die „Berliner Zeitung“ zu investieren. Die Belegschaft des Blatts, unterstützt von journalistischen Vereinigungen und führenden Politiker, habe gegen die Übernahme lauthals protestiert. Nach einigen schwierigen Jahren habe der britische Eigentümer letzten Endes die Zeitung an eine deutsche Firma verkauft. Darüber hinaus würden die Versuche, in den Kreis der meinungsbildenden Medien aufgenommen zu werden in der Regel scheitern. Trotz der Zusammenarbeit mit einem deutschen Partner, habe zum Beispiel „Financial Times Deutschland“ eine bittere Niederlage erlitten, schreibt der Publizist.

Im Endeffekt sei es unmöglich, mit der polnischen, aber auch tschechischen, ungarischen oder slowakischen, Perspektive auf dem Medienmarkt in Deutschland rüberzukommen. Diese Situation stehe wiederum im krassen Widerspruch zu der Lage in Polen und anderen postsowjetischen Ländern Osteuropas. Zwar würden viele Vertreter der linken und liberalen Kreise der westeuropäischen Politik die Lage in Polen oder Ungarn mit der Situation in totalitären Staaten vergleichen. Doch die Fakten würden diese Vergleiche keineswegs bestätigen.

80 Prozent der Regionalpresse in Polen befinde sich im Besitz von ausländischem, meistens deutschem Kapital. Drei Viertel der Titel vertrete übrigens einen linken oder liberalen Gesichtspunkt. Geht es um das Fernsehen, seien 70 Prozent der TV-Stationen ebenfalls im Besitz von ausländischen oder privaten Investoren, die dazu meistens sehr regierungskritisch agieren würden. Auf dem Radiomarkt sei die Situation nicht anders: 90 Prozent aller Sender seien privat, drei Viertel davon manifestiere ihren links-liberalen Charakter.

Die Expansion der deutschen Firmen in Polen und anderen Märkten Osteuropas wundere nicht – der Umsatz sei meistens viel höher als in Deutschland oder anderen Staaten der westlichen EU. Keiner der Presse- oder Internetverleger sei übrigens seitens der Regierung unter Druck gesetzt worden, in keinerlei Hinsicht sei weder das polnische noch das EU-Recht verletzt worden, lesen wir. Die Eigentumsstruktur und das weltanschauliche Profil der Medien in Polen würden daher in keinerlei Hinsicht die durch viele deutsche und andere westeuropäische Journalisten, Kommentatoren oder Politiker vertreten These bestätigen, dass es ein Anliegen der aktuellen Regierung in Warschau sei, die Demokratie und die Meinungsfreiheit zu zerstören, lesen wir in der Wochenzeitschrift Do Rzeczy.   



DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: E-Crafter wird nun in Polen hergestellt

VW verlege die Serienproduktion des elektrischen Crafters nach Polen, informiert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Nach MAN eTGE werde es das zweite vollelektrische Modell sein, das gänzlich in der Fabrik im westpolnischen Września hergestellt werde. Die Zeitung spricht in diesem Kontext von einem Meilenstein. Bislang verlief die Herstellung des Autos in zwei Etappen: die Karosserie wurde aus Września nach Hannover geschickt, wo dann der elektrische Antrieb dazu gebaut wurde.

In Polen produziert VW bereits die Modelle Caddy (Test), Transporter und Crafter. Auch E-Autos werden dort hergestellt. Im vergangenen Jahr liefen in den polnischen VW-Werken rund 270.000 Fahrzeuge vom Band. 


Jakub Kukla