RZECZPOSPOLITA: Zuschauer im politischen Welttheater
Es sei ein wichtiger Moment: Entscheidungen, die in den kommenden Wochen und Monaten getroffen werden, würden die Zukunft des Westens weitgehend für die nächsten Jahrzehnte bestimmen, schreibt in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Jerzy Haszczyński. Seine Äußerungen seien dabei alles andere als übertrieben, unterstreicht der Autor. In einer äußerst schwierigen Zeit der Corona-Pandemie müsse sich der Westen entscheiden, wie er gegen die zur Zeit größten Gefahren, das ist China und Russland, vorgehen wolle. Die Staats- und Regierungschefs sollten jetzt Schlüsselentscheidungen treffen, stattdessen würden sie sich aber vorwiegend auf interne Angelegenheiten konzentrieren. Sie würden um die Zukunft der Wirtschaft, der Arbeitsmärkte und die Gesundheit ihrer Bürger bangen.
Geht es nach Haszczyński, sei es immer schwierig gewesen, eine einheitliche Strategie in den Beziehungen zu Peking und Moskau auszuarbeiten, in Zeiten der weltweiten Pandemie sei es eine umso kompliziertere Aufgabe, meint der Publizist. Mitten in einer weltweiten Krise gäbe es aber einen neuen Bewohner im Weißen Haus. Von Joe Bidens Determination hänge größtenteils ab, in welche Richtung sich die westliche Politik bewegen werde. Polen sollte sich daher so aktiv wie möglich dafür einsetzen, dass diese Richtung, soweit es gehe, den polnischen Interessen entspreche. Stattdessen kümmere sich die politische Klasse noch sichtbarer als in anderen EU-Staaten um interne Angelegenheiten.
Die Folge sei, dass unter Ländern mit denen die neue US-Administration in Kontakt bleibe, Warschau gar keine Rolle spiele. Dabei stehe gerade jetzt Nord Stream-2 auf dem Spiel – eine Investition, die für die kommenden Jahrzehnte die Beziehungen zu Russland bestimmen werde. Es sei der letzte Moment, um die Fertigstellung der Investition zu verhindern, argumentiert Haszczyński. Vieles hänge in dieser Hinsicht, neben Deutschland selbst, auch von den Vereinigten Staaten und Frankreich ab. Polen schaue aber nur zu. Wohl mit der Hoffnung, dass diesmal die Interessen des Westen, mit denen der polnischen Regierung in Einklang stehen würden. Die polnische Regierung habe freiwillig den Platz im Zuschauerraum eingenommen und habe keinen Kontakt mit dem amerikanischen Regisseur. Es wäre aber an der Zeit aufzuwachen, denn das Spektakel werde bald zu Ende gehen, schreibt Jerzy Haszczyński in Rzeczpospolita.
NEWSWEEK: Studium oder Erwerb von Wissen?
Die Wochenzeitschrift Newsweek beschreibt, was es bedeutet und wie es aussieht, ein Student in pandemischen Zeiten zu sein. Einfach sei es nicht: die Studienkollegen habe der Online-Unterricht zu kleinen Bildern auf dem Computerbildschirm reduziert, das studentische Leben gäbe es im Grunde kaum noch. Adam studiere an der Theaterhochschule im Łódź. In den ersten Wochen habe er sich in seinem Auto versteckt. Der Unterricht sei manchmal eigenartig. Man müsse schreien oder andere ungewöhnliche, oft laute Geräusche von sich geben. Anstatt sich zu konzentrieren habe der junge Mann anfangs vor allem daran gedacht, wie seine Eltern im anderen Zimmer reagieren würden. Die Mutter einer Studienkollegin sei wiederum ständig in ihr Zimmer reingegangen, angeblich durch Zufall, um dem Professoren, einem bekannten Schauspieler „Guten Tag” zu sagen. Schauspiel Online zu studieren sei total surrealistisch. Eugene Ionesco hätte es nicht besser ausgedacht.
Michał dagegen studiere Medizin im südpolnischen Katowice. Er habe schon immer gewusst, dass dieser Studiengang hartes Pauken bedeute: sieben Tage die Woche, inklusive Feiertage. Aus seiner Perspektive sei der Online-Unterricht eine ganz bequeme und zeitsparende Lösung: den langen Weg zur Uni kann er sich jetzt sparen, stattdessen kann er länger schlafen und hat mehr Zeit fürs Lernen. Außerdem konnte er sich als Medizinstudent schnell gegen Covid-19 impfen lassen.
Geht es um das Engagement der Lehrerschaft habe sich im Vergleich mit dem klassischen Unterricht nicht viel verändert, erzählen die Studenten im Gespräch mit dem Magazin. Es gäbe welche, die eine lockere Atmosphäre zu schaffen und die Studierenden anzusprechen versuchen. Es gäbe aber auch solche die während des Unterrichts hemmungslos ihre privaten Angelegenheiten erledigen, ohne den Studenten zuzuhören. In vielen Aussagen der Studierenden wiederhole sich die Feststellung, dass der Online-Unterricht kein richtiges Studium sei, sondern ein dehumanisierter Erwerb von Wissen, lautet das Fazit in der Wochenzeitschrift Newsweek.
SUPER EXPRESS: Lewandowski jubelt wieder
Die Tageszeitung Super Express bejubelt in ihrem Sportteil einen weiteren Sieg des Teams von Robert Lewandowski. Am Donnerstagabend habe der FC Bayern im Finale der FIFA Klub-WM Tigres UANL bezwungen und sich somit den historischen sechsten Titel innerhalb eines Jahres gesichert. Das sei zuvor nur dem FC Barcelona gelungen, schreibt das Blatt. Nach einem 2:0-Erfolg im Halbfinale habe sich der FC Bayern mit einem 1:0-Sieg im Endspiel gegen die Mexikaner zum Klub-Weltmeister gekrönt. Für Lewandowski sei das Spiel in der 74. Minute zu Ende gegangen, als er vom Trainer Hans Flick ausgewechselt worden war. Zum Helden des Spiels sei Lewandowski ebenfalls nicht geworden. Den einzigen und somit alles entscheidenden Treffer habe Benjamin Pavard erzielt, so Super Express.
Jakub Kukla