Deutsche Redaktion

"Revolutionäre aus Brüssel"

16.02.2021 10:08
Das nationalkonservative Wochenblatt warnt in der aktuellen Ausgabe von einem Vormarsch der "Zivilisation des Todes". Und: Wer behält nach dem Putschversuch in der Gowin-Partei Porozumienie die Oberhand? Die Einzelheiten in der Presseschau.
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Zdjęcie ilustracyjneWiola Wiaderek/shutterstock

Do Rzeczy: Revolutionäre aus Brüssel

Der wahre Charakter der Aktivität von vielen EU-Spitzenpolitikern ist die Promotion der Zivilisation des Todes, schreibt in der aktuellen Ausgabe des nationalkonservativen Wochenblatts “Do Rzeczy” der Publizist Paweł Skrzydlewski. Laut diesen Politikern, so der Autor, sei Europa nicht mehr ein Kontinent, auf dem sich Menschen auf dem Fundament von angeborenen und unveräußerlichen von Gott stammenden Menschenrechten entwickeln sollen. Stattdessen sei es ein Raum, in dem das größte Problem fehlende Gleichheit, Freiheit und die Beachtung von Rechten der LGBTIQ-Gemeinschaft zu sein scheine, schreibt Skrzydlewski unter Berufung auf die neue EU-Strategie für Gleichberechtigung von Vertretern der LGBTIQ-Gemeinschaft. 

Den Kampf um das Recht auf Leben, lesen wir weiter, solle damit nun also der Kampf mit alledem ersetzen, das dem so genannten Recht auf Gleichbehandlung in der Quere steht. Im weiteren Verlauf des Artikels skizziert der Autor eine Zukunft, in der im Rahmen der Sicherung der Gleichstellung viele Menschen eine zwanghafte europäische Resozialisierung über sich ergehen lassen müssen, die sie letztendlich dazu bringen soll “Regenbogen-Werte” zu respektieren. Als ob dies nicht genug sei, sei auch eine Palette von Aktivitäten geplant, die zum Schutz von Regenbogen-Familien dienen soll, also von LGBTIQ-Gemeinschaften, in denen diese Menschen leben und nicht selten Kinder erziehen würden. 

Solche Familien, schreibt Skrzydlewski, sollen die gleichen Rechte erhalten, wie diejenigen, die auf einer Ehe von Mann und Frau basieren. Aus theologischer Perspektive, aber auch aus der Perspektive des gesunden Menschenverstands, entspringe dieser ideologische Wahnsinn vor allem dem Hass gegenüber Gott und dessen Plänen, dessen Recht und der von ihm geschaffenen Ordnung. Ein Hass, der besonders auf die katholische Kirche und ihre Lehren gerichtet sei. Denn die progressiven Europäer in den EU-Institutionen würden nach Marx´ Beispiel Religion als Opium für die Massen sehen, den Menschen, wie Freud als rein biologisches Wesen darstellen und wie Nietzsche Werte als relativ betrachten. 

Müsse jedoch die von der EU vorgeschlagene Unordnung eintreten? Nicht unbedingt. Vieles hänge von unserer Diagnose der Quellen der vorgeschlagenen Änderungen ab. Wenn diese Quellen klar erkannt werden, dann werde sicherlich auch die aus ihr entspringende Politik abgelehnt und die Chance eines größeren Realismus werde wiederkehren, so Paweł Skrzydlewski in “Do Rzeczy”. 

 

Newsweek: Was macht Gowin?

Wie geht es weiter nach dem Putsch-Versuch beim Koalitionspartner der PiS “Porozumienie” von Jarosław Gowin? Wie die linksliberale Wochenzeitung Newsweek erinnert, habe ein Kollegialgericht den Kaczyński-Vertrauten Adam Bielan und dessen Unterstützer Kamil Bortniczuk aus der Partei ausgeschieden, nachdem die Politiker verkündet hatten, dass die Amtszeit von Parteichef Gowin laut Parteisatzung längst abgelaufen sei und daher nun Bielan seine Pflichten übernehme. Bielan und Bortniczuk erkennen das Urteil des Kollegialgerichts jedoch nicht an. Die Partei habe heute damit zwei Chefs und Bielan habe neulich auch einen eigenen Sprecher ernannt. Die Anhänger von Parteigründer Gowin seien indes aus den Programmen des nationalen Fernsehsenders TVP ausgeschlossen worden und Gowin habe die Teilnahme an Treffen der Koalitionsführung abgelehnt. 

Die Gruppe von Adam Bielan, so Newsweek, sei überzeugt, dass sie gewinnen werde. “Gowin hat gedacht, dass er uns suspendiert, wir ein wenig heulen und dann aus der Partei austreten werden”, so ein Politiker aus der Abspaltergruppe. “Aber wir haben uns monatelang auf diese Bataille vorbereitet. Es wird eine lange Zeit im Schützengraben sein. Gowin kann nichts mit der Partei machen. Er wird keine Subventionen nehmen können. Die Abgeordneten werden sehen, dass sie mit ihm keine Chance auf Plätze auf den Listen der PiS 2023 haben, mit uns dagegen sehr wohl. Mit der Zeit werden sie auf unsere Seite überlaufen. Jarek (Gowin) sollte sich auf der Arbeit in der Regierung konzentrieren”, so der Bielan-Anhänger. Sowohl die PiS, als auch Gowin selbst, so das Blatt, seien sich im Klaren, dass soeben ein Krieg auf politisches Leben und Tod mit Kaczyński begonnen hat. “Seit Mai schlafe ich mit offenen Augen. Und jetzt werde ich im Stehen mit offenen Augen schlafen”, so Gowin.

Die ersten Versuche, die Partei von Gowin zu zerschlagen, lesen wir, hätten noch im Frühjahr begonnen. Der nächste Schritt werde wohl ein Schlag direkt gegen Gowin persönlich sein, prognostiziert der ehemalige Chef der mit der PiS koalierenden Liga der Polnischen Familien und Anwalt Roman Giertych. Und die PiS werde vermutlich versuchen, die Staatsanwaltschaft dafür zu nutzen. Ob Gowin infolge des Streits in die Opposition übergehen werde? Es sei nicht ausgeschlossen, dass ihm irgendwann der Kragen platzt, so ein enger Mitarbeiter von Gowin. Dagegen spreche jedoch seine Abneigung gegen die radikale Linke. Er habe oft wiederholt, dass wenn er vor der Wahl stünde, mit Kaczyński zu regieren oder in einer gemeinsamen Koalition mit Feministin Marta Lempart, er definitiv Kaczyński wählen würde, lesen wir in Newsweek. 

Autor: Adam de Nisau