Rzeczpospolita: Neue Restriktionen, Schluss mit Schalen und Tüchern
Nach einer kurzen Zeit der Lockerungen, sieht sich die Regierung - im Angesicht der steigenden Infektionszahlen - gezwungen, die Sicherheitsmaßnahmen erneut zu verschärfen. Vor allem in Warmien und Masuren, wo nicht nur die Dynamik der Ansteckungen am höchsten ist, sondern zudem auch 70 Prozent der gemeldeten Fälle, Infektionen mit der neuen, ansteckenderen britischen Mutation ausmachen. Daher würden in der Region, wie die konservativ-liberale Rzeczpospolita auf ihrer Titelseite erinnert, ab Samstag, dem 27. Februar, alle Hotels, Einkaufszentren, Kinos und Theater wieder geschlossen. Auch die Grundschulklassen 1-3 würden zum Fernunterricht zurückkehren. In den restlichen Regionen sollen bis zum 14. März die bisherigen Einschränkungen gelten. Einzige Neuerung: Halstücher, Schals und Visiere dürfen nicht mehr als Maskenersatz genutzt werden, wie bisher. Für Einreisende aus Tschechien und der Slowakei soll zudem eine Quarantäne eingeführt werden.
Dziennik/Gazeta Prawna: Frühling ohne Prokreation
Die Pandemie schlägt sich auch in den Geburtenraten nieder, lesen wir im Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Mehr als neun Monate nach dem Pandemie-Lockdown, so das Blatt, habe Polen den größten Rückgang der Fruchtbarkeit im Januar in der Geschichte verzeichnet. Seit über zehn Jahren sei die Situation nicht so schlecht gewesen. Im Januar 2021, lesen wir weiter, seien 27,2 Tausend Kinder zur Welt gekommen, etwa 5.000 weniger (18%)
als zu Beginn des vergangenen Jahres. “Dies bestätigt, dass die in den Medien ausgedrückten Erwartungen, laut denen, wenn junge Menschen mehr Zeit haben, auch mehr Kinder geboren werden, stark übertrieben waren. Man kann diese Situation nicht mit dem Kriegszustand vergleichen. Denn heute ist die Geburt eines Kindes vielmehr die Folge einer Entscheidung und nicht des Zufalls”, betont prof. Irena Kotowska von der Haupthandelshochschule SGH.
Die Pandemie, so die Forscherin, habe Entscheidungen über eine Erweiterung der Familie beeinflusst, indem sie das Gefühl der Stabilität untergraben habe - und das gleich in zwei Bereichen. Einerseits seien die Krankenhäuser derzeit größtenteils für den Kampf gegen Covid reserviert und potentielle Mütter würden daher keine Geburt riskieren wollen. Zweitens hätten die Perturbationen in der Wirtschaft auch die finanzielle Sicherheit von Familien erschüttert. Die Frage sei nun, inwiefern dieser Geburtenrückgang vorübergehenden Charakter haben werde. Denn derzeit scheine Polen noch weit von einer Stabilisierung der Situation entfernt zu sein. Fazit: 2020 sei in Bezug auf die Fruchtbarkeit das drittschlechteste Jahr seit dem II Weltkrieg gewesen. Dieses könne noch schlechter ausfallen, so Dziennik Gazeta Prawna.
Gazeta Wyborcza: Amerika ruft endlich die PiS an
“Finden Sie in der beigefügten Liste von Staaten und Internationalen Organisationen, die der Staatssekretär der USA Antony Blinken angerufen hat, Polen, das Land, das sich, nach Aussagen der Regierenden, von den Knien erhebt und sich mit der besten Regierung aller Zeiten brüsten kann”, vor diese provokative Aufgabe stellt die Leser der linksliberalen Gazeta Wyborcza heute Publizist Bartosz Wieliński. Unter dem Aufruf ist eine Liste von 45 Staaten abgedruckt, auf der Polen auf Platz 43 zu finden ist, nach Honduras und Ägypten und vor den Kapverdischen Inseln sowie Bangladesch.
Fazit? Ja, so der Autor, einen Monat nach Amtsübernahme und nach Anrufen bei den Spitzenpolitikern der meisten zivilisierten Staaten, habe der US-Staatssekretär endlich Zeit gefunden, um nun auch mit Polens Außenminister Zbigniew Rau zu sprechen. Er habe mit ihm unter anderem über gemeinsame demokratische Werte, darunter über Medienfreiheit und die Beachtung von Menschenrechten gesprochen. Damit habe er an die neusten Pläne der Regierungspartei, kritische Medien mit zusätzlichen Steuern zu belegen sowie an die großangelegte von den Behörden angetriebene Anti-LGBT-Kampagne angeknüpft. Das Auswärtige Amt habe das Thema der Medien in der anschließenden Pressemitteilung ausgelassen und Blinken in Bezug auf LGBT zur von der PiS wiederholt verletzten polnischen Verfassung geschickt, die Menschenrechte garantiere und Diskriminierung verbiete.
Der Zeitpunkt des Gesprächs und die besprochenen Themen, so Wieliński, würden klar die Prioritäten der amerikanischen Diplomatie und die internationale Position
Polens zeigen. Ebenso wie die Tatsache, dass es bisher nicht zu einem Gespräch zwischen US-Präsident Joe Biden und Polens Staatspräsident Andrzej Duda gekommen ist, so Bartosz Wieliński in der Gazeta Wyborcza.
Autor: Adam de Nisau