Deutsche Redaktion

Ohne Lewandowski gegen England

30.03.2021 10:09
Robert Lewandowski hat sich am Knie verletzt. Das Spiel gegen England am Mittwoch muss ohne den Top-Stürmer stattfinden.  
Robert Lewandowski
Robert LewandowskiPAP/Leszek Szymański

RZECZPOSPOLITA: Ohne Lewandowski gegen England

Die polnische Nationalmannschaft und Bayern München hätten das gleiche Problem, informiert die polnische Presse. Im Titelkampf der Bundesliga müssten die Bayern um Weltfußballer Robert Lewandowski bangen. Die Polen hätten dagegen gehofft, dass Lewandowski am Mittwoch im Spiel gegen England auslaufen würde, schreibt Stefan Szczepłek in der Tageszeitung Rzeczpospolita. Denn der polnische Nationalspieler sei am Sonntagabend beim 3:0 in der WM-Qualifikation gegen Andorra in der 63. Minute wegen Knieproblemen verletzungsbedingt ausgewechselt worden. Dem Torjäger sei im Strafraum ein Gegenspieler aufs Bein gefallen, danach habe der 32-Jährige mit einem dicken Eisverband um das rechte Knie auf der Ersatzbank gesessen. Polens Nationaltrainer Paulo Sousa habe gehofft, dass es „nichts Ernstes" sei. Die ersten Prognosen seien nicht ganz so schlimm, habe auch Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß gesagt. Eine Untersuchung am Montag habe weitere Erkenntnisse gebracht und gezeigt, dass sich die Hoffnungen von Sousas und Hoeneß nicht bestätigt hätten.

Die Situation sei für Polen wie eine unerwartete Krankheit des Chefdirigenten vor einer Premiere in La Scala, schreibt Szczepłek weiter. Schon einmal habe die polnische Nationalmannschaft eine ähnliche Situation durchmachen müssen. 1973 bei einem Spiel mit England auf dem schlesischen Stadion in Chorzów sei der geniale Stürmer Włodzimierz Lubański verletzt worden. Es schien, als ob das das Ende der polnischen national-Elf sein würde. Im Gegenspiel habe den Platz von Lubański ein deutlich schwächerer Jan Domarski eingenommen, der dann letztendlich auf Wembley das berühmteste Tor in der Geschichte des polnischen Fußballs erzielt habe. Somit habe Polens Marsch nach Oben und ein wunderbarer Kampf um den dritten Platz der WM begonnen, auch wenn schon ohne den verletzten Włodzimierz Lubański.

Lubański habe für die damalige polnische Mannschaft eine ähnliche Bedeutung gehabt, wie Lewandowski für die heutige. Die Nationalmannschaft ohne Lubański hätten sich die meisten überhaupt nicht vorstellen können. Der legendäre Trainer Kazimierz Górski habe aber vier Monate gehabt um einen passenden Ersatz zu finden und die gesamte Mannschaft neu aufzustellen. Paolo Sousa habe nur einen Tag. Auch seine Kenntnisse über den polnischen Fußball seien nicht optimal, was daran zweifeln lasse, ob er eine passende Lösung finden werde.

Die Mannschaft basiere auf der Genialität von Lewandowski. Sobald er fehle, würden seine Kollegen den Faden verlieren. Die Engländer würden noch nicht wissen, was Polen am Mittwoch ohne Lewandowski tun werde. Auch die Polen wüssten es nicht. Es bleibe zu hoffen, dass wenigstens Paolo Soussa es schon wisse, so Stefan Szczepłek in der Tageszeitung Rzeczpospolita.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Alle gleich behandeln

Wegen Versäumnissen beim Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche habe der Vatikan Disziplinarstrafen gegen zwei polnische Bischöfe verhängt. Dem früheren Danziger Erzbischof Sławoj Leszek Głódź und dem im vergangenen Jahr vom Papst Franziskus suspendierten und später zurückgetretenen Bischof Edward Janiak sei die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten und „weltlichen Zusammenkünften" in ihren früheren Diözesen untersagt worden. Zudem müssten beide Geistliche außerhalb ihrer Bistümer wohnen und jeweils eine „angemessene Summe" an die Sankt-Josef-Stiftung zahlen, die Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt fördere und Missbrauchsopfern helfe. Vatikans Urteil habe für Aufsehen in Polen gesorgt, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.

Man habe unter anderem von einer bahnbrechenden Entscheidung und von einem wichtigen Signal für die polnische Kirche gesprochen. Doch Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski teilt den Optimismus in Bezug auf die künftige Bekämpfung der Missbrauchsfälle in Polens Kirche nicht. Wenn ihn etwas überrascht habe, dann die Länge des Verfahrens, gibt der Geistliche im Gespräch mit dem Blatt zu. Erzbischof Głódź sei bereits im vergangenen Jahr auf Rente gegangen. Von den Problemen habe man darüber hinaus seit Jahren gewusst. Endlich sei das Urteil Vatikans bekannt gegeben. Es handle sich dabei aber um rein symbolische Strafen, meint Isakowicz-Zaleski.

Wenn man den Bischöfen die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten und in ihren früheren Diözesen untersagt, könne das doch bedeuten, dass sie außerhalb der Diözesen an öffentlichen Gottesdiensten dann doch teilnehmen könnten. Außerdem habe Vatikans Botschaft keine Angaben zu konkreten Fehlern der beiden Bischöfe verraten. Sie habe zudem auch die Beträge, die beide der Kirchenstiftung zahlen müssen, nicht genannt. Er wünschte sich, so Isakowicz-Zaleski abschließend, entschlossenere Schritte. Nur radikale Auseinandersetzung könnte die Gläubigen davon überzeugen, dass im Rahmen der katholischen Kirche alle gleich behandelt würden. Ein gewöhnlicher Priester hätte in einer ähnlichen Situation sicherlich mit einem landesweiten Ausschließen vom öffentlichen Leben rechnen müssen und müsste sich in Abgeschiedenheit zurückziehen. Wieso würden dann ein Erzbischof und ein Bischof anders behandelt? – fragt Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.

 

Jakub Kukla