RZECZPOSPOLITA: Der Glaube vs. Hilfsbereitschaft
Wenn sich die Polen morgen an den Weihnachtstisch setzen, würden sie viele Gründe haben, um zufrieden zu sein, schreibt in seinem Kommentar für die Tageszeitung Rzeczpospolita der Publizist Tomasz Krzyżak. Einer neuen Umfrage sei zu entnehmen, dass fast 60 Prozent der Polen bereit wären, einen Flüchtling oder Migranten zu Weihnachten zu sich einzuladen. Noch vor vier Jahren, seien es 21 Prozent gewesen. Man könne daher davon ausgehen, dass sich die polnische Gesellschaft in den letzten Jahren gewandelt habe. Schaue man aber genauer hin, sehe man auch einige Warnsignale in den Ergebnissen der Studie, schreibt der Publizist weiter. Es habe sich herausgestellt, so Krzyżak, dass weniger als die Hälfte der gläubigen Polen einen Flüchtling an ihrem Weihnachtstisch empfangen würden. Unter den Nichtgläubigen würden die Ergebnisse anders ausfallen: 70 Prozent von ihnen wären bereit, die Weihnachtszeit zusammen mit einem Flüchtling zu verbringen.
Man, so der Autor, könnte die Ergebnisse dieser Umfrage leicht ignorieren, wenn es nicht eine von mehreren innerhalb der letzten Wochen erschienenen Studien wäre, die eine mangelnde Empfindlichkeit unter den Gläubigen Polen aufzeige. So hätten etwa im Oktober nur 40 Prozent der polnischen Katholiken gesagt, man sollte Hilfsorganisationen den Zugang zu dem polnisch-belarussischen Grenzgebiet gewährleisten, damit sie den dort ausharrenden Menschen Hilfe leisten können.
Diese Studie, so Krzyżak weiter, sollte ein Warnsignal nicht nur für die Gläubigen selbst, sondern auch für die polnischen Bischöfe und Priester werden. Wer schwächeren Menschen keine Hilfe leisten wolle, spreche sich nicht nur gegen die Appelle von Papst Franziskus I. aus. Eine solche Haltung bedeute auch die Ablehnung einer der Grundregeln des Evangeliums. Für immer mehr Katholiken werde nicht mehr das Wort Gottes, sondern die Politik zu einem Wegweiser. Dies habe aber nichts mehr mit der Kirche gemeinsam. Vielmehr mit einer Sekte, schreibt Tomasz Krzyżak in der Rzeczpospolita.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Impfskepsis immer problematischer
Es sei verblüffend, dass es Menschen gebe, die sich nicht impfen lassen wollen, sagt im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna der Berater des polnischen Premierministers, Professor Andrzej Horban. Der Arzt hat in dem Interview Stellung zu der aktuellen pandemischen Lage in Polen bezogen. Und diese, lesen wir, sei ernst. Die Komplikationen würden weitgehend mit der Einstellung der zahlreichen Impfskeptiker zusammenhängen. In dieser Hinsicht sehe die Lage in Polen leider nicht sehr gut aus. Ähnlich verlaufe der Impfprozess übrigens in den Vereinigten Staaten, wo bislang immer noch ca. 40 Prozent der erwachsenen Bürger nicht geimpft seien.
Die Ablehnung einer Impfung gleiche, der Ansicht von Horban nach, dem Tod auf eigenen Wunsch. Anstatt sich einfach impfen zu lassen, würden die Skeptiker immer neue Theorien ausdenken, die unter Wissenschaftlern und Medizinern für Staunen sorgen. Geht es nach Horban, wachse übrigens die Zahl von Medizinern, die sich für Pflichtimpfungen aussprechen. Dies beziehe sich in erster Linie auf jene Ärzte, die mit Covid-Kranken zu tun hätten. Nun sei die neue Variante – Omikron – auch in Polen eingetroffen. Sie verbreite sich viel schneller als die bisher bekannten Arten des Virus. Die Frage nach Pflichtimpfungen beantwortete Professor Horban allerdings mit der Feststellung, dass eine solche Lösung bislang in keinem europäischen Land eingeführt worden war, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.
SUPER EXPRESS: Edward Paczkowski verstorben
Im Alter von 91 Jahren sei Edward Paczkowski gestorben, der letzte Sinti und Roma, der das Grauen von Auschwitz mit eigenen Augen gesehen habe, berichtet die Tageszeitung Super Express. In das Lager wurde Paczkowski 1942 abtransportiert. Davor habe er sich mit seinem Bruder in die Aktivität des polnischen Widerstandes gegen Nazi-Deutschland engagiert. Er habe in der polnischen Untergrundarmee AK gekämpft. Nach einer Festnahme, sei er zuerst im Gefängnis gelandet, wo er brutal gefoltert worden sei. Danach sei er in einen Transport nach Auschwitz gelangt, wo er die Lagernummer 66485 tätowiert bekam. Oft habe man ihn zusammengeschlagen, weil er diese Nummer auf Deutsch nicht fehlerlos aussprechen konnte.
Aus Auschwitz habe man ihn nach Birkenau verlegt, danach sei er in Buchenwald gelandet, später habe er im Lager Dora Teile der deutschen Waffen V1 und V2 angefertigt. Seine Lebensgeschichte sei ein Zeugnis von Kraft, von Glauben und Stärke, lesen wir. Nach dem Krieg, habe er sich sein ganzes Leben lang mit jungen Menschen aus aller Welt getroffen, um ihnen von seinen Erfahrungen zu erzählen. Nun sollte man alles tun, damit diese nicht in Vergessenheit geraten, lesen wir in Super Express.
Autor: Jakub Kukla