RZECZPOSPOLITA: Lohnarbeiter Paulo Sousa
Die polnische Fußballwelt ist empört, schreibt in seinem Kommentar der berühmte Sportjournalist Stefan Szczeplek. Paulo Sousa, der Trainer der Nationalmannschaft um Superstar Robert Lewandowski, erinnert der Autor, wolle zurücktreten. Der Präsident des polnischen Fußballverbandes PZPN, Cezary Kulesza, habe am Sonntag auf Twitter entsprechende Berichte, die zuvor in brasilianischen und portugiesischen Medien aufgetaucht seien, bestätigt. Paulo Sousa habe ihn darüber informiert, dass er seinen Vertrag mit dem Verband in gegenseitigem Einvernehmen auflösen möchte, hieß es. Der Grund: Sousa habe ein anderes Arbeitsangebot erhalten. Doch Präsident Cezary Kulesza wolle den Coach nicht gehen lassen und kritisiere Paulo Sousa scharf. Das Verhalten des portugiesischen Trainers habe Kulesza als äußerst unverantwortlich bezeichnet, es würde darüber hinaus nicht den früheren Erklärungen des Trainers entsprechen, schreibt Szczepłek.
Denn vor ungefähr einem Jahr habe Sousa bei Pressekonferenzen versucht, die Zweifel über seine Berufung auszuräumen. Er habe sich bei jedem Journalisten für dessen Frage bedankt, er habe sich immer wieder auf die Person des polnischen Papstes Johannes Paul II. berufen und erklärt, dass die Zusammenarbeit mit der polnischen Nationalmannschaft eine große Ehre und zugleich eine große Verantwortung bedeute. Nach einem Jahr habe sich erwiesen, so Szeczepłek weiter, dass dies einzig und allein ein zynisches Spiel gewesen sei. Sousa sei nur selten in Polen aufgetaucht. Nicht wegen der Pandemie, sondern weil es ihm so gepasst habe. Seine EM-Panne habe ihm der damalige Chef des Fußballverbands verziehen, weil er meinte , dass die Qualifikation für die WM wichtiger sei. In Bezug auf die turbulente WM-Qualifikation habe sein Nachfolger dann gesagt, dass man mitten im Qualifikationsverfahren keine Revolution durchführen solle. Und so habe man den Trainer mehrere Monaten lang nicht zur Rechenschaft gezogen. Und dieser wolle nun weg. Er wisse nicht, schreibt Szczeplek, was in einem Menschen stecke, der unter solchen Umständen einfach zu fliehen versuche. Eins sei klar, so Szczeplek: ein Gentleman sei er nicht. Paulo Sousa sei einfach einer der vielen modernen Lohnarbeiter, die durch die Welt ziehen und nach naiven Arbeitgebern suchen würden, die ihren Geschichten Glauben schenken. In Polen habe Sousa einen solchen Arbeitgeber gefunden, urteilt Stefan Szczepłek im Blatt Rzeczpospolita.
Hintergrund: Sousa ist seit Januar 2021 polnischer Nationaltrainer. Unter seiner Führung enttäuschte Polen im Juni bei der Europameisterschaft und wurde in der Gruppenphase mit zwei Niederlagen und einem Unentschieden Letzter der Gruppe E. In den Playoffs zur WM 2022 kämpft Polen im März um ein Endrunden-Ticket. Am 24. März absolvieren die Polen ihr Halbfinale in Russland. Bei einem Sieg würde es im Finale ein Heimspiel gegen den Sieger der Partie zwischen Schweden und Tschechien geben.
DZIENNIK.PL: Die Sprache eines Brutalo sprechen
Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna fasst eine Aussage der deutschen Europaabgeordneten Viola von Cramon zusammen. Die Politikerin der Grünen beziehe sich darin auf die, ihrer Ansicht nach, falsch geführte Russlandpolitik der Europäischen Union. Eine nachgiebige Haltung in den Beziehungen mit Moskau habe immer zu negativen Folgen geführt, lesen wir. Russland konzentriere seine Truppen an der Grenze zur Ukraine. Damit setze der brutale Peiniger seinen kleineren Nachbarn unter Druck. Und die Welt schaue nur zu. Man habe ähnliche Situationen in der Vergangenheit zu oft gesehen. Die nachgebende Haltung in den Beziehungen mit Moskau sei deshalb gefährlich, unmoralisch und kontraproduktiv, meint von Cramon. Dabei stelle die Ukraine für Russland keine reale Gefahr dar. Vielmehr möchte Wladimir Putin eine Situation verhindern, in der Russlands westlicher Nachbar frei über seine Zukunft entscheiden könne.
Wenn es um Ressourcen gehe, habe Moskau diese, nach Ansicht von Viola von Cramon, nie als eine neutrale Ware wahrgenommen. Es gebe immer noch viele, die davon ausgehen würden, dass man die Inbetriebsetzung von Nord Stream 2 so schnell wie möglich durchführen sollte. Man müsse sich aber die Frage stellen, was Russland eigentliche exportiere? Erdgas? Erdöl? Nein, es sei Chaos, sagt die Politikerin und weist auf Aussagen russischer Ideologen hin, die mehr oder weniger offen darüber sprechen, dass man Europa von russischen Ressourcen abhängig machen sollte. Europa sollte Moskau seine Krallen zeigen. Mit einem Brutalo sollte man hart sprechen, damit er die Botschaft verstehen könne, lesen wir in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna.
SUPER EXPRESS: Wer braucht ein politisches Programm?
Könne die Opposition die Regierungspartei allein mit der Unterstützung von bekannten Gesichtern und ohne ein konkretes Programm besiegen? - fragt in seinem Feuilleton in der Tageszeitung Super Express der Publizist Igor Zalewski. Kurz von Weihnachten habe die Opposition eine interessante Umfrage erhalten. Man könne sie aber nicht als ein Geschenk betrachten, denn darin hätten 63 Prozent der Polen die Meinung geäußert, dass die oppositionellen Parteien auf einen Machtwechsel nicht vorbereitet seien. Die Ergebnisse der Meinungsumfrage müssten für oppositionelle Politiker umso schmerzlicher sein, da die Vereinte Rechte seit mehreren Monaten in einer tiefen Krise stecke. Innere Machtkämpfe, immer neue Skandale, kontroverse Gesetze, eine zerbrechliche Mehrheit und die allgegenwärtige Pandemie, mit deren Bekämpfung die Regierung nicht allzu gut zurechtkomme - eigentlich eine perfekte Ausgangslage für politische Konkurrenten um die Macht. Und dennoch sehne sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht nach einem Machtwechsel. Allem Anschein nach würden die Polen nicht an die Reife der oppositionellen Politiker glauben und sich von den Parteien doch ein politisches Programm wünschen, schreibt Igor Zalewski in Super Express.
Autor: Jakub Kukla