Deutsche Redaktion

"K2-Panzer - Erfolg nach schwierigen Verhandlungen?"

31.07.2025 12:13
Im Rahmen des neuen Abkommens mit Südkorea ist ein weitaus größeres Maß an Technologietransfers nach Polen vorgesehen, als im Rahmen der Erstbestellung 2022, betont die konservati-liberale Rzeczpospolita. Aber: Die militärische Zusammenarbeit mit der Ukraine könnte weitaus besser laufen. Mehr dazu in der Presseschau. 
K2 Black Panther
K2 Black PantherAutorstwa Staff Sgt. Matthew Foster - https://www.dvidshub.net/image/7719149/k2-tank-joins-fight-with-efp-battle-group-poland, Domena publiczna, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=150037179

Rzeczpospolita: Vertrag über 180 K2-Panzer. Diesmal wird die polnische Industrie profitieren

Polen werde am Freitag einen fast 7 Milliarden US-Dollar schweren Vertrag über 180 weitere südkoreanische Kampfpanzer K2 sowie 80 Begleitfahrzeuge schließen, berichtet Maciej Miłosz in der konservativ-liberalen Tageszeitung Rzeczpospolita.

Der Deal sehe vor, dass rund 60 der neuen Panzer im Werk Bumar-Łabędy im oberschlesischen Gliwice endmontiert würden; zugleich erhielten die polnischen Rüstungsbetriebe laut dem Autor erstmals umfassende Kompetenzen für Wartung und Modernisierung der K2, was eine lange geforderte Technologietransferkomponente sichere. Zwar liege der Preis – rund 6,7 Mrd. US-Dollar – deutlich über dem der Erstbestellung von 2022, doch auch die Rüstungs­preise, Inflation und die Stückzahl seien gestiegen.

Die Vereinbarung, lesen wir, ermögliche es Bumar, nach dem bis 2027 laufenden Leopard-2PL-Upgrade sukzessive in die K2-Produktion einzusteigen; künftig könne sogar ein wachsender Anteil der Komponenten in Polen entstehen, „falls weitere Ausführungsverträge aus dem Rahmenabkommen über insgesamt 1000 Panzer zustande kommen“, heißt es. Gleichzeitig bilde das Geschäft ein weiteres Element der sich vertiefenden polnisch-koreanischen Rüstungs­kooperation, die auch gemeinsame Raketenproduktion (Chunmoo) umfasse.

Auf beiden Seiten bestünden jedoch weiterhin Herausforderungen – von der geografischen Distanz bis zu kulturellen Unterschieden, die anfangs die Verhandlungen belastet hätten. Ob die Partnerschaft tatsächlich fruchte, werde sich erst in drei bis fünf Jahren zeigen, resümiert Miłosz in der Rzeczpospolita.

Rzeczpospolita: K2-Panzer - Erfolg nach schwierigen Verhandlungen?

Der Redaktionskollege von Miłosz, Marek Kutarba, zeigt sich in Bezug auf die Zusammenarbeit zwischen Polen und Südkorea optimistisch. Wie Kutarba betont, sei der neue Vertrag unter günstigeren Bedingungen geschlossen worden als die 2022 vereinbarte Erstbestellung und sichere den nahtlosen Übergang der Lieferketten. Frühere Rahmenabsprachen hätten erst in den späten 2030er-Jahren eine polnische Produktion vorgesehen. Polen habe zudem trotz deutlich größerer Bestellungen bislang nicht einmal den „bloßen Zusammenbau“ koreanischer Systeme erreichen können – anders als Australien, das für eine weit kleinere K9-Haubitzen-Order bereits eine lokale Montage eingerichtet habe. Nun umfasse die Bestellung erstmals auch 80 Begleit- und Unterstützungsfahrzeuge, die komplett in polnischen Werken entstünden – ein Aspekt, den die Vorgängerregierung übersehen habe. Zudem sehe die Vereinbarung vor, dass 60 der 180 K2 in der künftigen K2PL-Variante in Polen gefertigt beziehungsweise vormontiert würden; zugleich erhalte die heimische Rüstungsindustrie umfassende Befugnisse für Wartung und Depot-Instandsetzung auf vierter Ebene, heißt es.

Die aktuelle Führung des Verteidigungsministeriums unter Władysław Kosiniak-Kamysz und Paweł Bejda handle daher zwar langsamer, aber substantieller als ihre Vorgänger, „statt Versprechen gebe es nun durchdachte Anschaffungen, Technologietransfers und echte Kompetenzen im Land“. Polen habe in den vergangenen vier Jahren „nie dagewesene Fortschritte“ bei der Modernisierung seiner Streitkräfte erzielt, betont Kutarba in der Rzeczpospolita.

Dziennik/Gazeta Prawna: Ukrainisches Rüstungsgeschäft meidet Polen

Über weniger erfreuliche Nachrichten in Bezug auf die militärische Zusammenarbeit zwischen Polen und der Ukraine berichtet das Wirtschaftsblatt Dziennik Gazeta Prawna. Die ukrainische Rüstungsindustrie, lesen wir, umgehe Polen bislang bei der Suche nach Partnern für die gemeinsame Herstellung moderner Waffen.

Wojciech Kubik und Michał Potocki führen in ihrer Analyse aus aus, die Regierung in Kiew habe mit zahlreichen NATO-Staaten – von Deutschland und Dänemark über die USA bis hin zu Norwegen und Großbritannien – bereits Abkommen über die Produktion von Raketen, Drohnen und Munition geschlossen oder stehe kurz vor Vertragsabschlüssen. Selbst Programme wie „Build with Ukraine“ zielten explizit auf einen Technologieexport in den Westen, während Polen, obwohl geografisch und logistisch prädestiniert, bislang ohne Vertrag dastehe.

Seit dem Frühjahr liefen zwar Gespräche, koordiniert von der Polnisch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer und der staatlichen PGZ-Gruppe; Hindernisse seien jedoch die Eigentümerstruktur – in der Ukraine würden sich, neben dem Staat auch rund 800 private Rüstungsfirmen mit der Waffenherstellung befassen – und Kiews Zurückhaltung bei der Abgabe geistigen Eigentums. Polnische Entscheider zögerten daher, Produktionsflächen zu vermieten, ohne Einblick in Fertigungsdetails zu erhalten.

Ende Juli seien Vertreter von PGZ in Kiew gewesen, um konkrete Projekte für den Herbst zu planen. Warschau dränge darauf, dass möglichst viel ukrainisches Know-how „an der Weichsel verbleibe“ und Polen nicht zur reinen Montagestätte werde. Vorteilhaft seien Polens Nähe zur Ukraine, eine gesicherte Energieversorgung und ausreichend Arbeitskräfte, so der Vizepräsident der Kammer, Dariusz Szymczycha. Auch regionale Initiativen wie eine Drohnen-Plattform in Rzeszów sollten helfen, Forschung, Industrie und Innovation zu vernetzen.

Ob Polen seine „fünf Minuten“ im Rennen um Spitzentechnologien wirklich verpasst habe, müsse sich daher erst zeigen, betonen Kubik und Potocki in Dziennik Gazeta Prawna.

Autor Adam de Nisau


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