DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen als Europas Verteidigungstechnik-Zentrum?
Das Portal dziennik.pl berichtet über einen bedeutsamen Schritt in der polnischen Verteidigungspolitik. Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz habe am 27. Oktober 2025 einen Absichtserklärung mit dem amerikanischen Technologiegiganten Palantir Technologies Inc. unterzeichnet. Die Zusammenarbeit ziele darauf ab, Polens Verteidigungsfähigkeiten durch fortschrittliche Analytik, Planungstools und künstliche Intelligenz zu stärken.
Wie das Portal betont, habe Palantir-CEO Alexander Karp Polen das Potenzial zugeschrieben, zum „Zentrum der Verteidigungstechnologie" in Europa zu werden. Dadurch hätte gerade Polen einen realen Einfluss darauf, wie solche Systeme auf dem gesamten alten Kontinent gestaltet würden. Darüber hinaus habe der Geschäftsführer des Unternehmens darauf hingewiesen, dass Polen regelmäßig in Technologien mit doppeltem Verwendungszweck investiert, die sowohl dem Militär als auch dem zivilem Bereich zugute kommen können.
Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz habe indes betont, dass in der heutigen Kriegsführung Daten die „größte Währung" darstellen. „Um NATO-Führungsmacht zu sein, reicht es nicht, Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber zu kaufen", zitiert das Blatt den Politiker. Man müsse auch in Straßen-, Schienen-, Hafen- und Flughafeninfrastruktur investieren. „Aber heute ist die wichtigste Herausforderung für alle Armeen der Welt der Aufbau von Informationsressourcen", so Kosiniak-Kamysz. Das Ministerium plane daher die Einrichtung eines Zentrums für die Implementierung künstlicher Intelligenz im Kommando der Komponente für Cybersicherheit. Und die Möglichkeiten von Palantir Technologies könnten die Grundlage für die weitere Entwicklung bilden.
Wie das Portal betont, handelt es sich bei Palantir um eines der führenden Unternehmen im Bereich der Datenanalyse und Anwendung von KI im Sicherheitsbereich. Aber auch um eines, das für Kontroversen sorgt. Das Unternehmen sei wiederholt wegen Verletzungen der Privatsphäre kritisiert worden und werde von einigen als Baustein eines „Polizeistaats" betrachtet. Dreizehn ehemalige Mitarbeiter hätten im Mai 2025 einen Brief unterzeichnet, der zur Beendigung der Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung aufrufe, aus Sorge vor Bürgerbespitzelung. Dazu komme die Zusammenarbeit des Unternehmens mit der israelischen Armee, erinnert dziennik.pl.
RZECZPOSPOLITA: Für ein Kind braucht es zwei
Die konservativ-liberale Rzeczpospolita widmet sich in einem Kommentar von Krzysztof Adam Kowalczyk einer hitzigen Debatte über das Rentenalter. Anlass sei, wie das Blatt erinnert, eine an Präsident Nawrocki gerichtete Petition, deren anonymer Verfasser vorschlage, das Rentenalter für kinderlose Frauen zu erhöhen – wohl sozusagen als Strafe dafür, nicht zum Stopp der demografischen Katastrophe beizutragen, wie Kowalczyk beobachtet.
„Wenn jemand Frauen mit einem höheren Rentenalter für fehlende Kinder bestrafen will, sollte man es dann nicht auch Männern erhöhen, die keinen Nachwuchs gezeugt haben?", fragt der Autor. Und bezeichnet den Vorschlag als „kuriose Diskriminierung".
Wie Kowalczyk zugibt, sei die demographische Lage hierzulande dramatisch: Von Januar bis Dezember sei die Bevölkerung Polens um 158.000 Menschen geschrumpft, mit nur 181.000 Geburten gegenüber 303.000 Todesfällen. Dennoch, so der Autor, seien es oft eher Frauen, die Kinder wollen als Männer. Besonders wenn nach dem dreißigsten Lebensjahr „die biologische Uhr immer lauter tickt". Es fehle jedoch an Männern, die zur Elternschaft bereit seien, „denn entweder sind sie schon vergeben, oder sie kalkulieren offenbar, dass ein Kind trotz 800+ eine große Verpflichtung ist, nicht nur finanziell."
Kowalczyks Fazit: Die demografische Katastrophe sei im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen, und jemand wolle daraus politisches Kapital schlagen. „Jemanden mit über sechzig für fehlende Kinder zu bestrafen wäre ein Kuriosum, und ein wirkungsloses dazu, weil um 30 Jahre verspätet", so der Kommentator. Besser als nachträgliche Strafen würden Anreize wirken, „und zwar eher hier und jetzt als zeitversetzt", so Krzysztof Adam Kowalczyk in seinem Kommentar für die Rzeczpospolita.
NIEZALEŻNA: Vernichtendes Urteil über Nowackas Schulreform
Mehrere Internetportale und Zeitungen, darunter das nationalkonservative Portal Niezależna.pl, berichten über den kritischen Bericht des Instituts für Bildungsforschung (IBE) zur von Bildungsministerin Barbara Nowacka eingeführten Hausaufgabenreform. Wie das Portal erinnert, dürfen infolge der Reform seit April 2024 in den Klassen I-III keine schriftlichen oder praktisch-technischen Arbeiten mehr aufgegeben werden, in den Klassen IV-VIII seien Hausaufgaben zwar erlaubt, aber nicht verpflichtend.
Die Ergebnisse einer Befragung von über 7.500 Lehrern aus 2.081 repräsentativ ausgewählten Schulen seien alarmierend: 91 Prozent der Lehrer der Klassen IV-VIII hätten Probleme bei der Wissensfestigung beobachtet, 84 Prozent einen Rückgang der Lernmotivation und 77 Prozent eine Verringerung der Selbstständigkeit der Schüler. Insgesamt hätten 84,9 Prozent der Grundschullehrer und 89,9 Prozent der Mittelstufenlehrer geurteilt, dass die vom Ministerium eingeführten Änderungen den Schülern keine Vorteile brächten.
„Die Befürworter der Beibehaltung der bisherigen Einschränkungen sind in der Minderheit und argumentieren hauptsächlich mit dem Wohl der Schüler und den neuen technologischen Realitäten", zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Im Diskurs der Schulleiter überwiege deutlich die Kritik an den aktuellen Lösungen und die Erwartung einer Korrektur in Richtung einer zumindest teilweisen Wiederherstellung der bisherigen Praktiken.
Die Zeitung betont, dass die Mehrheit der Lehrer für eine Wiedereinführung verpflichtender Hausaufgaben plädiere, wenn auch in begrenztem Umfang, besonders bei prüfungsrelevanten Fächern wie Polnisch, Mathematik und Fremdsprachen. Die Schulleiter empfählen, dass ministerielle Regelungen nur allgemeine Rahmen vorgeben und den Schulen und Lehrern Entscheidungsspielraum bei der Praxis des Aufgebens und Bewertens von Hausaufgaben lassen sollten.
Autor: Adam de Nisau