Deutsche Redaktion

Polen feiert den "Tag der Armee"

16.08.2023 08:59
Die große Militärparade in Warschau steht im Mittelpunkt der Presseschau. 
Jednostki Wojska Polskiego podczas defilady Silna Biało-Czerwona w Warszawie
Jednostki Wojska Polskiego podczas defilady "Silna Biało-Czerwona" w WarszawieKrzysztof Świeżak/Polskie Radio

SUPER EXPRESS: Polen feiern die polnische Armee 

In Warschau fand gestern eine große Militärparade statt, informiert die Tageszeitung Super Express. Es gab unter anderem Abrams- und Leopard 2-Panzer, Wolverines und andere Militärfahrzeuge. In seiner Rede habe Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak den Soldaten für ihren Einsatz gedankt. Er habe auch erklärt, dass die Zeiten, in denen sich die Armee für ihre Ausrüstung schämen musste, vorbei seien. Błaszczaks Meinung nach, sei eine starke Armee die Grundlage eines stabilen Staates. Ohne die polnische Armee wäre es unmöglich, die Infrastruktur zu entwickeln, soziale Programme umzusetzen oder unsere Kinder zu erziehen, zitiert das Blatt den Politiker. Ein verantwortungsvoller Staat gebe niemals auch nur einen Zentimeter seines Territoriums auf, sagte der Chef des Verteidigungsministeriums. Mariusz Błaszczak habe sich noch am selben Tag zu der östlichen Grenze begeben, um den Soldaten auch dort für ihren Einsatz zu danken. Wie er zugegeben habe, würden die aktuellen Zeiten neue Herausforderungen mit sich bringen. Die polnische Armee sei aber auf eventuelle hybride Angriffe des russischen und des belarussischen Regimes, verkörpert durch die Wagner-Gruppe, vorbereitet. Jeden Tag seien mehrere tausend Soldaten in dem polnisch-belarussischen Grenzgebiet im Einsatz, um jederzeit angemessen reagieren zu können, versicherte der Minister.

Auch Präsident Andrzej Duda dankte den Soldaten für ihren Einsatz und sagte, dass die Verteidigung außerhalb des politischen Streits stehen sollte. Wie der Präsident einräumte, sollten die Streitkräfte so entwickelt werden, dass ein potenzieller Feind ernsthaft darüber nachdenken würde, ob er Polen überhaupt angreifen wolle. Der Zweck der aktuellen großen Modernisierung der polnischen Streitkräfte bestehe darin, die polnische Armee auszurüsten und ein sichtbares Abschreckungspotenzial zu entwickeln, zitiert Super Express den polnischen Präsidenten. 

RZECZPOSPOLITA: Wen stören Militärparaden? 

Manche Menschen mögen keine Marathons, andere keine Militärparaden. Zwischen einem Sportereignis und dem Bedürfnis einer Gemeinschaft, den Tag der eigenen Streitkräfte zu feiern, sieht jedoch der Publizist der Tageszeitung Rzeczpospolita einen gigantischen Unterschied. Es stelle sich heraus, dass die Blockierung der Straßen wegen einer Militärparade, für viele deutlich ärgerlicher seien, als Umleitungen am Tag eines Marathons. Dabei mögen viele Leute solche Ereignisse, denn überall auf der Welt würden sich Militärparaden großer Beliebtheit erfreuen. In Polen würden sie bereits seit Jahren riesige Menschenmengen anlocken. Es reiche aus, am 15. August mindestens einmal mit der Warschauer U-Bahn zu fahren, um diese Menschenmassen aus nächster Nähe zu erleben. Deshalb wundere ihn immer wieder, dass es stets noch Menschen gebe, die von, wie sie es nennen, „unnötigen Shows“ überrascht und verärgert seien. Man könne sich über die politische Instrumentalisierung der Armee durch Politiker beschweren, es ändere aber nichts an der Tatsache, dass das Bedürfnis nach Sicherheit ein gemeinschaftsstiftendes Thema sei. Daher sollte es eigentlich nicht wundern, dass Menschen an einem Sommernachmittag gemeinsam die Stärke der polnischen Armee bewundern wollten.

Er habe nichts gegen Marathons. Die Kritik eines Teils der polnischen Konservativen an der Blockade der Stadt wegen eines Laufs komme ihm grotesk vor. Aber das Murren einer ähnlich kleinen Gruppe – nur auf der anderen Seite der politischen Szene – weil es eine Parade in der Hauptstadt geben solle, sei, seiner Meinung nach, nicht nur ein Spiegelbild eines ideologisch motivierten Kreuzzugs. Es sei erstens ein Ausdruck von Egoismus, der offenbare, dass jemand nicht vollständig verstehe, worum es bei sozialer Zusammenarbeit gehe. Zweitens zeige es ein völliges Missverständnis darüber, was eine politische Gemeinschaft ausmache. Und das spreche nicht gut für Menschen, die sich selbst als Elite sehen wollen, lesen wir in der Tageszeitung Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Frieden mit Territoriumsverzicht inakzeptabel  

Die Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO mit dem Verzicht auf einen Teil ihres Territoriums wäre ein Triumph für Wladimir Putin, sagt Michailo Podolyak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der Ukrainer habe somit Stellung zu der Erklärung eines Leiters des NATO-Büros bezogen. Auf die Frage der norwegischen Zeitung VG, ob die Ukraine einen Teil ihres Territoriums aufgeben müsse, um Frieden und eine NATO-Mitgliedschaft zu erreichen, antwortete Sian Jenssen, dass das Thema bereits innerhalb des Bündnisses angesprochen worden sei. Er sage nicht, dass es so sein müsse. Aber es könnte eine mögliche Lösung sein.

Podolak stellte indes fest, dass sich das politische Regime in Russland nicht ändern werde. Der Krieg werde so lange andauern, bis Putin eine vernichtende Niederlage erleiden würde. Sollte man daher das von Russland gewünschte Szenario eines eingefrorenen Konflikts vorschlagen, anstatt die Waffenlieferungen zu beschleunigen? - fragte Podolyak rhetorisch.


Jakub Kukla