Auf den über 90 Fotos der preisgekrönten Fotografin Justyna Mielnikiewicz sieht der Betrachter kein Blut und keine Panzer, sondern Emotionen und Geschichten von Menschen, die im Angesicht des Krieges leben. Das Herzstück der Ausstellung ist die Fotografie „Kiss“ („Kuss“). Sie zeigt ein vor Glück weinendes Ehepaar. Oleksandr und seine Frau waren gerade mit ihrer Tochter, ihrem Sohn und ihren Haustieren – einem Hund und einem Kaninchen – aus der belagerten Stadt Mariupol entkommen. „Das war der erste Moment, in dem alle Ängste und Emotionen nachließen“, erinnerte sich Mielnikiewicz bei der Ausstellungseröffnung am Freitag.
„Oleksandrs Frau gab ihm plötzlich einen Kuss und sie erstarrten in einer Umarmung“. „Das sind ganz normale Menschen, die plötzlich von der aggressiven Politik Russlands erfasst wurden und deren Leben auf den Kopf gestellt wurde“, sagte die Ausstellungskuratorin Monika Rydiger.
Viele Fotografien von Mielnikiewicz zeigen Menschen, denen es nach vielen persönlichen Dramen gelang, aus Mariupol zu fliehen. Foto: Łukasz Gągulski/PAP
Anstatt Soldaten und ihre Ausrüstung in den Mittelpunkt zu stellen, sind die Protagonisten der Ausstellung vor allem Zivilisten: Frauen, Kinder, Flüchtlinge, Freiwillige. „Ich bin eine Art Spiegel. Ich versuche, einen privaten Moment einzufangen, einen Moment ihrer privaten Emotion. Wenn ich Menschen treffe, fühle ich ihren Schmerz und ihren Verlust“, betonte Mielnikiewicz.
Justyna Mielnikiewicz / Foto: Łukasz Gągulski/PAP
Justyna Mielnikiewicz lebt seit 2003 in Tiflis. Seit vielen Jahren fotografiert sie vom Krieg betroffene Gebiete. Ihre Arbeiten wurden unter anderem von The New York Times, Newsweek, Le Monde, Stern, National Geographic und Wall Street Journal veröffentlicht.
PAP/jc