Deutsche Redaktion

Präsident: Regierung will Wahlergebnis untergraben

10.06.2025 06:57
Polens Präsident Andrzej Duda hat sich mit scharfen Worten zu Berichten über Unregelmäßigkeiten bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen geäußert. In einem Online-Beitrag warf er politischen Gegnern vor, das Wahlergebnis untergraben zu wollen, und sprach von einem Versuch, „die letzten Reste von Demokratie und Freiheit“ zu zerstören.
Prezydent Andrzej Duda
Prezydent Andrzej DudaPrzemysław Keler/KPRP

„Es entsteht der Eindruck, dass Postkommunisten gemeinsam mit linksliberal Gesinnten versuchen, die bereits entschiedenen Präsidentschaftswahlen in Polen zu verdrehen und uns das Recht auf freie Wahl zu nehmen“, schrieb Duda am Montag auf der Plattform X. Er rief die Bürger dazu auf, sich zur Wehr zu setzen: „Lassen wir uns das nicht gefallen, wir Wähler! Lassen wir uns diese Reste von Demokratie und Freiheit, die nach dem 13. Dezember 2023 noch geblieben sind, nicht nehmen! Wachen wir über Polen!“, so Duda.

Hintergrund der Aussagen sind Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung in mehreren Dutzend Wahlkommissionen im ganzen Land. Ryszard Kalisz, Mitglied der Staatlichen Wahlkommission (PKW), sagte der Zeitung „Fakt“, es seien „beunruhigende Informationen“ eingegangen. „Solche Vorkommnisse dürfen in keiner Kommission stattfinden“, betonte er.

Kalisz erklärte, er habe den Vorsitzenden der Wahlkommission, Sylwester Marciniak, um eine dringende Sitzung gebeten. 

Petition fordert Neuauszählung aller Stimmen

Die erste Sitzung des Obersten Gerichts zur Prüfung der Wahlproteste in Polen findet am Dienstag statt. Bislang wurden 39 Proteste eingereicht. Über 255.000 Bürger haben eine Petition zur vollständigen Neuauszählung der polnischen Präsidentschaftswahl unterzeichnet.

„Angesichts des äußerst knappen Abstands von 369.591 Stimmen zwischen den Kandidaten, der hohen Zahl von 189.000 ungültigen Stimmzetteln und der zahlreichen Berichte über Unregelmäßigkeiten an den Wahlurnen sehen wir uns gezwungen, eine vollständige Neuauszählung aller Stimmen zu fordern“, hieß es in der an die Nationale Wahlkommission gerichteten Petition. Wähler, Wahlbeauftragte und Wahlvorsteher können noch eine Woche lang Einsprüche einlegen.

In der jüngsten Präsidentschaftswahl hat der Kandidat der Vereinigten Rechten, Karol Nawrocki, mit 10.606.877 Stimmen gewonnen. Er hat sich mit einem Vorsprung von 369.591 Stimmen gegen den Kandidaten der Regierungskoalition, Rafał Trzaskowski, durchgesetzt.

PAP/jc

 

„Rote Karte für Donald Tusk und Rechtsruck"

02.06.2025 13:00
So wie die Parlamentswahlen 2023 der große Triumph von Donald Tusk waren, so seien die Präsidentschaftswahlen 2025 seine große Niederlage. Polen wird einen Präsidenten haben, der seinen Gegner mit dem knappsten Vorsprung in der Geschichte geschlagen hat. Der Abstand zwischen Sieger und Verlierer bei den Präsidentschaftswahlen werde immer kleiner. Werde der hauchdünne Sieg die Entschlossenheit des neuen Präsidenten, Karol Nawrocki, stärken, auch kritische Wähler für sich zu gewinnen? Mehr dazu in der Preseschau.

„Junge Wähler könnten das Duopol schon in zwei Jahren aus der Politik fegen"

04.06.2025 14:00
Über den Ausgang der Parlamentswahlen 2027 werde das nationalistische Lager um Sławomir Mentzen und die radikale Linke um Adrian Zandberg entscheiden. PiS-Politiker spekulieren, dass sich die Spannungen innerhalb der Regierungskoalition weiter verschärfen werden. Demnach hoffe die Partei auf ein „deutsches Szenario“. Das Nationale Schuldenregister schlägt Alarm wegen eines explosionsartigen Anstiegs der Verschuldung junger Polen zwischen 18 und 20 Jahren. Mehr dazu in der Presseschau.

„So sieht der Fall eines Politikers aus“

09.06.2025 13:50
Das Hauptproblem der Regierung liege nicht nur in der Besetzung des Kabinetts, sondern im fehlenden Vertrauen der Öffentlichkeit in den Regierungschef. Selbst bestens arbeitende Minister könnten eine unpopuläre Führungsperson nicht tragen. Tusks Partei führe keine strategischen Analysen durch. Sie sei von ihrer eigenen Großartigkeit überzeugt und halte sich einfach für „besser". Niemand in der Partei würde es je wagen, laut auszusprechen, dass der König nackt sei. Und: Streit um Lewandowski ist „purer Kindergarten und Blödsinn”. Mehr dazu in der Presseschau vom Montag. 

Vize-Premier fordert Klarheit bei Stimmenauszählung

10.06.2025 00:20
Polens stellvertretender Ministerpräsident und Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz rief angesichts wachsender Berichte über Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Präsidentschaftswahl zur Ruhe auf. Wähler, Wahlbeauftragte und Wahlvorsteher können noch eine Woche lang Einsprüche zum Wahlergebnis einlegen.