Deutsche Redaktion

Experte: Israel will von der Lage im Gazastreifen ablenken

14.06.2025 07:36
Nach massiven israelischen Luftangriffen auf mehr als hundert Ziele im Iran, darunter nukleare und militärische Einrichtungen, hat Teheran mit einer massiven Raketenoffensive geantwortet. Explosionen wurden sowohl in Teheran als auch in Jerusalem und Tel Aviv gemeldet.
Explosionen in Tel Aviv
Explosionen in Tel AvivTomer Neuberg/Associated Press/East News

Am Freitagmorgen hatte Israel offiziell bestätigt, Ziele im Iran angegriffen zu haben. Laut israelischer Regierung richtete sich der Angriff gegen das iranische Atomprogramm sowie gegen strategische Militärposten. Nach Angaben iranischer Medien wurde unter anderem die Urananreicherungsanlage in Natanz sowie ein mutmaßliches Atomforschungszentrum in Parchin getroffen. Dabei sollen ranghohe iranische Militärs sowie mindestens sechs Nuklearwissenschaftler ums Leben gekommen sein.

„Israel betrachtet den Iran als extrem feindlichen Staat, dessen strategisches Ziel die Vernichtung Israels ist“, sagte Michał Wojnarowicz, Analyst des Polnischen Instituts für Internationale Angelegenheiten (PISM). „Die Aufrechterhaltung des iranischen Nuklearprogramms würde dieses Ziel erheblich erleichtern.“

Laut dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu verfüge der Iran inzwischen über genügend angereichertes Uran, um bis zu neun Atombomben zu bauen. Dies stelle eine existenzielle Bedrohung für Israel dar, sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache.

Im Gegenzug startete Iran am Freitagabend eine Vergeltungsaktion und feuerte laut offiziellen Angaben rund hundert Raketen auf israelisches Gebiet ab. „Millionen Israelis befinden sich in Schutzräumen – ballistische Raketen aus dem Iran haben unsere Städte angegriffen. Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unser Volk zu schützen“, teilte die israelische Botschaft in Warschau auf der Plattform X mit.

Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Nour wurden allein in Teheran bei den israelischen Luftangriffen mindestens 78 Menschen getötet und 329 verletzt. Auch andere iranische Städte waren betroffen. Wie viele Zivilisten unter den Opfern sind, ist bislang unklar.

In Israel wurden nach iranischen Angriffen laut Medienberichten 35 Menschen verletzt, eine Person davon schwer. Mehrere Städte meldeten Einschläge von Raketen, darunter Tel Aviv und Jerusalem.

Der Konflikt stellt laut Analyst Wojnarowicz eine gefährliche Eskalation dar: „Wir sehen hier keine klassische Bodenoffensive mit Panzern, aber es ist der Beginn eines Luftkriegs. Der Iran verfügt über beträchtliche Fähigkeiten bei Drohnen und ballistischen Raketen.“

Ein zentrales Ziel Israels sei laut Wojnarowicz, nicht nur das iranische Nuklearprogramm zu zerstören, sondern auch die Aufmerksamkeit von der Lage im Gazastreifen abzulenken und die USA stärker in den Konflikt hineinzuziehen. „Es ist schwer zu glauben, dass die USA – insbesondere Präsident Donald Trump – nichts von den israelischen Plänen wussten“, sagte Wojnarowicz. „Ein solches Szenario erscheint extrem unwahrscheinlich, insbesondere angesichts der militärischen Unterstützung, die Israel von den USA erhält.“

Arabische Staaten wie Saudi-Arabien verurteilten den israelischen Angriff scharf und warfen Israel einen Bruch des Völkerrechts vor.

Nach Informationen aus Katar sprachen US-Präsident Trump und der Emir von Katar, Tamim, am Telefon über Wege zur Deeskalation der Krise.

 

Verteidigungsminister: Militär bereit für mögliche Evakuierung aus Nahost

13.06.2025 11:10
Nach dem israelischen Angriff auf den Iran hat Polens Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz betont, dass das polnische Militär im Falle einer notwendigen Evakuierung polnischer Staatsbürger einsatzbereit sei. „Wir sind vollständig bereit“, sagte der Vizepremier am Freitag im Radiosender RMF FM. Das Militär könne das Außenministerium mit Lufttransportmitteln unterstützen, falls es die Lage erfordere.

Israels Angriff auf Iran: Präsidentenflug verzögert, LOT fliegt planmäßig

13.06.2025 13:30
Die Rückflugroute von Präsident Andrzej Duda aus Singapur wurde aufgrund der Lage im Nahen Osten geändert. Das bedeutet, dass sich die Rückkehr des Staatsoberhaupts nach Polen verzögert – teilte das Büro des Präsidenten mit. Die polnische Fluggesellschaft LOT führt ihre Flüge weiterhin planmäßig durch.