Deutsche Redaktion

Ausstellung über Wehrmacht-Einberufung sorgt für Kontroverse

15.07.2025 13:00
Die neue Ausstellung „Nasi chłopcy“ („Unsere Jungs“) im Museum von Gdańsk sorgt für heftige Diskussionen. Sie zeigt, wie Zehntausende Pommern während des Zweiten Weltkriegs in die Wehrmacht eingezogen wurden – und wird nun zum Zankapfel im polnischen Geschichtsstreit.
Die 200 Quadratmeter groe Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum des Zweiten Weltkriegs und dem Berliner Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie gliedert sich in drei Teile: Im Reich, Spuren und Stimme. Gezeigt werden Objekte, Fotografien und persnliche Zeugnisse von Familien.
Die 200 Quadratmeter große Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum des Zweiten Weltkriegs und dem Berliner Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie gliedert sich in drei Teile: „Im Reich", „Spuren" und „Stimme". Gezeigt werden Objekte, Fotografien und persönliche Zeugnisse von Familien.Muzeum Gdańska/fb

Staatspräsident Andrzej Duda, Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz sowie der frühere Verteidigungschef Mariusz Błaszczak haben die Ausstellung als „moralische Provokation“ verurteilt. Sie werfen den Veranstaltern vor, die Grenze zwischen nationalsozialistischen Tätern und polnischen Opfern zu verwischen.

Kritiker bemängeln, dass die Austellung jene Polen verdränge, die 1939 beim Widerstand gegen den deutschen Überfall ums Leben kamen – während Soldaten in Wehrmachtsuniformen nun als „unsere“ dargestellt würden. Regierungssprecher Adam Szłapka nannte den Titel der Ausstellung „absolut inakzeptabel“, betonte jedoch, dass das Schicksal der zwangsrekrutierten Männer nicht vergessen werden dürfe.

Ausstellung zeigt tragische Einzelschicksale

Die 200 Quadratmeter große Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum des Zweiten Weltkriegs und dem Berliner Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie gliedert sich in drei Teile: „Im Reich", „Spuren" und „Stimme". Gezeigt werden Objekte, Fotografien und persönliche Zeugnisse von Familien.

Museumssprecher Andrzej Gierszewski hat die Kritik in sozialen Medien zurückgewiesen. Ziel sei es, auf den „tragischen Mangel an Wahlmöglichkeiten“ hinzuweisen, mit dem Männer konfrontiert waren, die in die sogenannte Volksliste aufgenommen und unter Androhung von Repressionen gegen ihre Familien zwangsrekrutiert wurden.

Zu den gezeigten Schicksalen gehören unter anderen Stanisław Szuca, der wegen seiner pro-polnischen Haltung an die Front geschickt wurde. Oder Edmund Tyborski, der nach seiner Flucht zur polnischen Widerstandsbewegung mit der Guillotine hingerichtet worden war.

Museum verteidigt Ausstellung – Kulturministerium stimmt zu

„Die Opfer deutscher Gewalt aus der nationalen Gemeinschaft auszuschließen, ist unpatriotisch und erinnert an kommunistische Propaganda“, erklärte das Museum. Viele der zwangsrekrutierten Männer hätten wären später zur polnischen Armee im Westen übergelaufen und hätten gegen die Wehrmacht gekämpft. Auch das Kulturministerium hat sich hinter die Ausstellung gestellt. Sie sei längst überfällig – ein Blick auf ein schmerzhaftes Kapitel, das jahrzehntelang verdrängt worden sei.

Die Ausstellung ist seit Freitag in der gotischen Palowa-Galerie im Hauptrathaus der Danziger Altstadt zu sehen und läuft bis zum 10. Mai 2026.

PAP/ps

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