Deutsche Redaktion

Kommentar: Putins Erfolg ist unbestreitbar

18.08.2025 07:03
Der Gipfel in Anchorage war keineswegs die Niederlage Donald Trumps. Aus der Ferne, aus einer Distanz von 7.000 Kilometern, mag es so wirken. Doch der US-Präsident handelt nicht im Interesse des „alten Kontinents“. Weder die Sorge, Putin durch den Handschlag im Weißen Haus zu legitimieren, noch der Schutz des Völkerrechts spielen für ihn eine Rolle. Washington verzichtet bewusst auf die Rolle des liberalen Weltführers und betrachtet Moskau inzwischen vor allem als „nuklearen Partner“, dessen Konfrontation man vermeiden will, schreibt Leon Pińczak, Sicherheits- und Osteuropa-Analyst bei Polityka Insight. 
US-Prsident Donald Trump und Russlands Prsident Wladimir Putin haben sich in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska zu einem mehrstndigen Gesprch getroffen. Beide Seiten bezeichneten die Unterredung als produktiv, ein Durchbruch wurde jedoch nicht erzielt.
US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin haben sich in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen. Beide Seiten bezeichneten die Unterredung als „produktiv“, ein Durchbruch wurde jedoch nicht erzielt.Foto: EPA/SERGEY BOBYLEV/SPUTNIK/KREMLIN POOL

Viel ist über rote Teppiche, warme Gesten für den vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Putin und über die symbolische Inszenierung gesprochen worden. Doch im Schatten dieser Bilder vollzieht sich etwas Bedeutenderes: ein amerikanisch-russischer Reset, der seit Monaten vorbereitet wird – und das Schicksal der Ukraine, die weiterhin um ihr Überleben kämpft.

Für Putin war der Gipfel ein Triumph. Mit einem einzigen Auftritt konnte er sich vom Stigma des Ausgestoßenen befreien und Trump seine Sichtweise auf den Ukraine-Konflikt näherbringen. Dabei geht es Moskau nicht nur um die Ukraine selbst, sondern um die gesamte Sicherheitsordnung Osteuropas. Trump akzeptierte faktisch die russische Definition von „Frieden“: kein sofortiger Waffenstillstand, sondern langwierige Verhandlungen über einen Friedensvertrag. Damit bleibt Russland im Vorteil – es kann die Kämpfe fortsetzen und im Zweifel die Schuld für ein Scheitern dem Westen zuschieben.

Zugleich deuten Berichte darauf hin, dass beide Seiten über eine Art Ersatz für Sicherheitsgarantien für die Ukraine sprechen. Moskau könnte dies als Gelegenheit sehen, die Beziehungen zu Washington zu normalisieren – zum sechsten Mal in den vergangenen drei Jahrzehnten. Für Putin eröffnet sich zudem die Option, im Falle einer republikanischen Wahlniederlage 2028 die Aggression wieder aufzunehmen, mit einer neu aufgestellten, kampferprobten Armee. Realistischer erscheint jedoch, dass er Garantien nur akzeptieren würde, wenn in Kiew ein Moskau-loyales Regime an die Macht kommt.

Für die Ukraine könnte der 18. August 2025, der zweite Besuch Präsident Selenskyjs im Weißen Haus, zu einem Wendepunkt werden. Trump wird Bedingungen vorlegen, die für Kiew untragbar sind. Lehnt Selenskyj ab, kann Trump behaupten, sein „persönlich ausgehandelter Frieden“ sei von der Ukraine torpediert worden. Kiew stünde dann vor der Wahl: weiterkämpfen und sich innerlich zermürben – oder die Führung austauschen. Washington hätte sich unterdessen von jeder Verantwortung befreit und den Weg für einen Reset mit Moskau geebnet.

Das Ergebnis ist ein Szenario, in dem alle – außer der Ukraine – profitieren. Trump inszeniert sich als Weltfriedensstifter, Putin erlangt internationale Legitimität und punktet im Globalen Süden, während Europa gezwungen ist, endlich eine härtere außenpolitische Rolle einzunehmen.

Der Gipfel von Anchorage markiert damit das Ende einer Epoche. Eine Phase beginnt, in der die Starken ihre Überlegenheit offen demonstrieren. Die Frage lautet: Wird das Erbe der drei Jahrzehnte liberaler Ordnung die neue Ära der Machtpolitik überleben?

Leon Pińczak
Sicherheits- und Osteuropa-Analyst, Polityka Insight


Trump und Putin sprechen in Alaska – keine Annäherung im Ukraine-Krieg

16.08.2025 09:37
US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin haben sich in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska zu einem mehrstündigen Gespräch getroffen. Beide Seiten bezeichneten die Unterredung als „produktiv“, ein Durchbruch wurde jedoch nicht erzielt.

Amerikanischer roter Teppich für einen Verbrecher

16.08.2025 19:44
Der Anblick eines Kriegsverbrechers, der an der Spitze des heutigen Imperiums des Bösen steht, über den roten Teppich auf amerikanischem Boden schreitet und anschließend in die Limousine des Anführers der Freien Welt einsteigt, kann nur ein einziges Gefühl hervorrufen: Abscheu. Doch bei einer nüchternen Analyse des Treffens in Alaska kann man aufatmen – es hätte schlimmer kommen können. Die Ukraine wurde nicht an Putin verkauft, es gab kein München des 21. Jahrhunderts. Zumindest noch nicht, schreibt im Kommentar für den Auslandsdienst des Polnischen Rundfunks der Nahost-Experte Dr. Witold Repetowicz.   

Europäische Staats- und Regierungschefs unterstützen Trumps Friedensbemühungen

17.08.2025 06:49
Mehrere europäische Spitzenpolitiker haben US-Präsident Donald Trump nach dessen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska Rückendeckung für seine Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs zugesagt. In einer gemeinsamen Erklärung nach einer Videokonferenz mit Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hieß es am Samstag, man begrüße Trumps Initiative, „das Töten in der Ukraine zu beenden, Russlands Angriffskrieg zu stoppen und einen gerechten sowie dauerhaften Frieden zu erreichen“.