Außenminister Radosław Sikorski erklärte am Donnerstagabend, dass ihm erste Informationen zu dem Fall vorlägen, er aber keine Spekulationen äußern wolle. „Wir wissen, was für ein Regime das ist und was wir von ihm erwarten können“, sagte er. „Ich bin überzeugt, dass die Angelegenheit nicht unbeantwortet bleiben wird“, fügte der polnische Außenminister hinzu. Wie der Polnische Rundfunk inoffiziell erfahren hat, werde das Auswärtige Amt am Freitag eine Stellungnahme zu dem Vorfall veröffentlichen.
Narrative im weißrussischen Fernsehen
Zuvor hatte das staatliche weißrussische Fernsehen berichtet, der KGB habe in der Stadt Lepel (Witebsk Region) einen Mann des Jahrgangs 1998 festgenommen, der angeblich „geheime Dokumente der Manöver Zapad 2025“ bei sich trug. Es wurden Aufnahmen gezeigt, auf denen ein KGB-Beamter mit dem Festgenommenen spricht.
Der regimetreue Sender behauptete, der Mann habe über soziale Netzwerke Kontakt zu einem weißrussischen Staatsbürger aufgenommen und diesem eine Zusammenarbeit für polnische Geheimdienste angeboten. Dabei sollten unter anderem Daten über militärische Einrichtungen in Weißrussland gesammelt werden, hieß es.
Sicherheitsbeamter: „Völliger Unsinn"
Es wurden angeblich im Auto aufgenommene Filmmaterial gezeigt, bei denen Dokumente übergeben werden. Der Sender berichtete außerdem, dass ein Strafverfahren wegen Spionage eingeleitet worden sei. Der Sprecher des Koordinators der polnischen Geheimdienste teilte mit, die Darstellung des weißrussischen Fernsehens entspreche nicht der Wahrheit. „Das ist völliger Unsinn“, so der Beamte.
Laut Recherchen des Online-Portals Wirtualna Polska sei der Festgenommene eine Karmelit. Bis vor Kurzem habe er in einem Kloster in Krakau gelebt. Ende August wurde er in ein Kloster in Trutow verlegt. Die weißrussischen Behörden behaupten, er habe außerdem versucht, mit einem weißrussischen Staatsbürger zusammenzuarbeiten. Er habe ihm dafür Kaffee, Schokolade und Geld angeboten.
Zapad-Manöver
An den für den 12. bis 16. September geplanten russischen Zapad-2025-Manövern sollen offiziell 13.000 Soldaten teilnehmen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, wies jedoch Anfang der Woche darauf hin, dass an den Übungen 13.000 Personen in Weißrussland und 30.000 in Russland beteiligt sein werden. Nach Angaben der litauischen Behörden werden bis zu 30.000 weißrussische und russische Soldaten an den Manövern teilnehmen.
RMF24/PAP/ps