Deutsche Redaktion

Selenskyj fordert nach massivem russischen Luftangriff härtere Sanktionen

08.09.2025 07:22
Nach den schwersten russischen Luftangriffen seit Beginn des Krieges hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die internationale Gemeinschaft zu entschlossenen Reaktionen aufgerufen. In seiner abendlichen Videobotschaft sprach er von einem „klaren Zeichen“, dass Kremlchef Wladimir Putin „die Welt auf die Probe stelle, ob sie solche Angriffe hinnehme“.
Nach ukrainischen Angaben wurden bei der Angriffswelle unter anderen der Regierungssitz und Hochhuser in der Hauptstadt Kiew getroffen.
Nach ukrainischen Angaben wurden bei der Angriffswelle unter anderen der Regierungssitz und Hochhäuser in der Hauptstadt Kiew getroffen.EPA/STATE EMERGENCY SERVICE OF UKRAINE

Russland versuche, der Ukraine „Schmerzen zuzufügen und agiere zunehmend dreister“, sagte Selenskyj am Sonntag. Er forderte deshalb zusätzliche Sanktionen gegen Moskau sowie mit dem Land verbundene Personen. Auch Zölle und andere Handelsbeschränkungen müssten verschärft werden. „Ihre Verluste müssen spürbar sein“, betonte der Präsident.

Zugleich verteidigte Selenskyj die jüngsten ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Pipelines und Raffinerien. Diese seien eine „logische Folge“ der russischen Weigerung, einer Waffenruhe zuzustimmen oder sich auf ein Gipfeltreffen einzulassen. „Putin will keine Verhandlungen und entzieht sich ihnen“, so der ukrainische Präsident.

Nach Angaben der Behörden wurden in der Nacht zum Sonntag mindestens vier Menschen getötet, darunter ein Kleinkind. Mehr als 20 Personen seien in Kiew verletzt worden. Erstmals seit Beginn der Invasion wurde dabei auch das Hauptgebäude der ukrainischen Regierung getroffen. 

Internationale Reaktionen 

Polens Ministerpräsident Donald Tusk kritisierte auf X eine zu zögerliche Reaktion des Westens. „Die anhaltende Verzögerung einer starken Reaktion gegen Putin und die Versuche, ihn zu beschwichtigen, haben keinen Sinn“, schrieb er.


Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich „entsetzt“ über die Angriffe. „Diese feigen Attacken zeigen, dass Putin glaubt, er könne ungestraft handeln. Mit dem Frieden meint er es nicht ernst“, erklärte Starmer.

Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnte vor einer weiteren Eskalation. „Es ist aus meiner Sicht kein Zufall, dass Putin erstmals in drei Jahren auch ein Regierungsgebäude angegriffen hat“, sagte Klitschko der „Bild“-Zeitung. Die ganze Welt müsse erkennen, „dass Putin zu keiner diplomatischen Lösung bereit ist“. 

Forderungen nach mehr Unterstützung 

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter forderte in der „Süddeutschen Zeitung“ mehr militärische Hilfe für die Ukraine. Deutschland solle unter anderem Taurus-Marschflugkörper liefern und eingefrorene russische Vermögenswerte bereitstellen. Russland wolle „keinen Frieden-für-Land-Deal“, sondern zeige „täglich seine Vernichtungsabsicht“.

Auch in den USA wurden schärfere Schritte diskutiert. Präsident Donald Trump erklärte in Washington, er sei zu weiteren Sanktionen gegen Russland bereit. „Ja, das bin ich“, sagte er auf die Frage eines Journalisten. Details nannte er jedoch nicht.

US-Finanzminister Scott Bessent betonte, verstärkter wirtschaftlicher Druck könne Putin an den Verhandlungstisch zwingen. „Wenn die USA und die Europäische Union eingreifen und weitere Sanktionen und Sekundärzölle gegen Länder verhängen, die russisches Öl kaufen, wird die russische Wirtschaft völlig zusammenbrechen“, sagte er im US-Sender NBC. 

Russland weist Vorwürfe zurück 

Moskau erklärte, man habe ausschließlich militärische und infrastrukturelle Ziele angegriffen. Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums seien „Standorte des militärisch-industriellen Komplexes und der Transportinfrastruktur“ getroffen worden. Kiew meldete hingegen Schäden an zivilen Gebäuden, darunter auch Wohnhäuser.


PAP/dpa/jc

 

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