Świerczyński bezog sich auf die Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, während eines großangelegten russischen Angriffs auf die Ukraine. Der Experte betonte, es sei derzeit unklar, ob es sich um einen Unfall oder eine gezielte Provokation gehandelt habe.
„Wir können nicht sagen, ob der Schwarm russischer Drohnen einfach außer Kontrolle geraten ist – etwa im Rahmen eines weiteren massiven Angriffs auf die Westukraine –, oder ob es sich um eine gezielte Aktion handelte, um Polen und die NATO zu testen“, sagte Świerczyński. Die Angelegenheit bedürfe gründlicher Aufklärung.
Unabhängig von der Absicht der russischen Seite sei die Reaktion Polens jedoch historisch: „Zum ersten Mal hat Polen auf eine Bedrohung seiner Sicherheit (…) mit Waffengewalt reagiert“, sagte der Experte. In einer Mitteilung des Einsatzführungskommandos der polnischen Streitkräfte sei sogar von einem „Akt der Aggression“ die Rede – eine Formulierung, die bislang nicht verwendet worden sei. Das deute auf einen Wandel in der sicherheitspolitischen Bewertung hin.
In seiner Einschätzung befinde sich Polen derzeit „zwischen Frieden und Krieg“. Die Situation bewege sich in Richtung Krieg, so beunruhigend und hart diese Einschätzung auch klingen möge.
Laut einer ukrainischen Quelle, sah so die nächtliche Attacke aus. Dabei haben mehrere russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzt.
Lange Zeit hätten sich sowohl militärische als auch zivile Stellen in Polen gescheut, bei Luftraumverletzungen militärisch zu reagieren. Frühere Zwischenfälle seien meist heruntergespielt und mit rechtlichen Einschränkungen begründet worden. „Doch in dieser Nacht musste entweder das Recht zurücktreten oder es wurde so interpretiert, dass der Einsatz von Waffen doch möglich war“, sagte Świerczyński.
Aus seiner Sicht hätten sowohl die militärischen Abläufe als auch die Kommunikation zwischen den höchsten staatlichen Stellen und innerhalb des NATO-Bündnisses funktioniert. „Zum einen wurden zwei Luftkontingente, die sich auf polnischem Boden befinden – das niederländische und das deutsche –, eingesetzt. Zum anderen wurde die Kommunikation auf politischer und operativer Ebene aktiviert“, erklärte er.
Formell befinde sich Polen weiterhin im Frieden, sagte der Experte. „Ich wäre allerdings vorsichtig mit der These, wir stünden jetzt am Rande eines Krieges, nur weil etwas in unseren Luftraum eingedrungen ist und wir es abgeschossen haben. Ich kann nicht abschätzen, wie nah wir tatsächlich an einem Krieg sind.“
Das Verteidigungsministerium sprach in einem Beitrag auf der Plattform X von einem „beispiellosen Luftraumverstoß durch Drohnen“ und einem „Akt der Aggression, der eine reale Bedrohung für die Sicherheit unserer Bürger darstellte“.
Besonders betroffen gewesen seien die Woiwodschaften Podlachien, Masowien und Lublin im Osten und Südosten des Landes.
PAP/jc