SUPER EXPRESS: Angst vor dem Krieg wird spürbar
Nach dem Angriff russischer Drohnen befürchtet eine deutliche Mehrheit der Polen, dass dem Land ein Krieg droht. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Instituts Pollster im Auftrag der Zeitung Super Express hervor.
Diese Woche verletzten russische Drohnen mehrfach den polnischen Luftraum. Das Operationskommando der Streitkräfte entschied, die Maschinen abzuschießen. 16 Drohnen wurden bereits zerstört, nach drei weiteren wird noch gesucht. Auf Antrag Polens leitete die NATO das Konsultationsverfahren nach Artikel 4 des Washingtoner Vertrags ein. Die Staats- und Regierungschefs der verbündeten Länder – allen voran die USA, Frankreich und Großbritannien – erklärten ihre Solidarität mit Warschau.
„Droht Polen ein Krieg?“ - diese Frage stellten die Meinungsforscher nach den Vorfällen. 55 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“, 45 Prozent verneinten. General Roman Polko zeigt sich über das Ergebnis nicht überrascht: „Es ist gut, dass man sich der realen Gefahr bewusst ist. Weil die Polen die Bedrohung durch Russland erkennen, unterstützen sie auch eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben“, sagt der ehemalige Kommandeur der Spezialeinheit GROM. Auf die Frage, wie er selbst geantwortet hätte, entgegnet Polko: „Ich müsste präzisieren, von welcher Art Krieg die Rede ist. Schon jetzt tobt ein Cyberkrieg, und auch andere Elemente eines hybriden Krieges sind Realität. Der Begriff ist heute sehr weit gefasst, sagt er im Gespräch mit Super Express.
BUSINESS INSIDER POLSKA: Haushaltsplan spaltet EU-Länder
Deutschland, Frankreich und nordische Länder bilden innerhalb der EU eine neue Allianz, berichtet Business Insider Polska. Ziel dieser Gruppe ist es, eine gemeinsame Strategie für den EU-Haushalt 2028–2034 zu entwickeln. Hinter den Kulissen wollen die wohlhabenden Staaten den aktuellen Entwurf ablehnen – unter anderem im Gegensatz zu Polen, Italien und Spanien, die die bisherige Planung unterstützen, weil sie vor allem ärmere Regionen begünstigt.
Der neue Siebenjahreshaushalt soll fast zwei Billionen Euro umfassen – ein Rekordwert. Rund 865 Milliarden Euro, also knapp die Hälfte, sind für den sogenannten Kohäsionsfonds vorgesehen, der regionale Unterschiede verringern soll. Polen wäre der größte Empfänger mit 123 Milliarden Euro – die höchste Summe seit dem EU-Beitritt. Danach folgen Frankreich mit gut 90 Milliarden und Spanien mit über 88 Milliarden Euro, lesen wir.
Geht es nach Business Insider drängen die reichen Mitgliedsstaaten auf Kürzungen. Der Sprecher des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz erklärte, Berlin könne den Plan in der jetzigen Form nicht akzeptieren. Deutschland würde lediglich 68,4 Milliarden Euro erhalten. Auch Schweden und die Niederlande haben bereits angekündigt, einem derart hohen Budget nicht zuzustimmen und Einsparungen zu fordern.
Business Insider Polska schreibt von einem gespaltenen Europa: Auf der einen Seite stehen die Nettozahler, die mehr einzahlen als sie zurückbekommen und daher Kürzungen oder Umverteilungen verlangen. Diese Gruppe wird von Deutschland und Frankreich angeführt. Auf der anderen Seite stehen die Freunde der Kohäsion, die von Ausgleichszahlungen profitieren, allen voran Polen. Haushaltskommissar Piotr Serafin muss nun zwischen beiden Lagern vermitteln und den Vorsitz bei den anstehenden Verhandlungen übernehmen. Beide Seiten arbeiten derzeit an ihren offiziellen Positionen für die Gespräche im Oktober.
GAZETA WYBORCZA: Kurzzeitvermietungen sorgen für Streit
Im Herzen Warschaus, in einem Hochhaus an der Chmielna-Straße 35, eskaliert ein Konflikt zwischen Dauermietern und Touristen, die Kurzzeitwohnungen nutzen. Fast die Hälfte der Apartments wurde in Ferienunterkünfte umgewandelt – sehr zum Ärger der Bewohner, berichtet Gazeta Wyborcza.
Kurzzeitvermietungen über Plattformen wie Airbnb oder Booking sorgen seit Jahren für Streit. Für Besucher sind sie eine günstige Alternative zu Hotels, für die ständigen Bewohner jedoch eine Quelle von Lärm, Müll und Unsicherheit. In vielen europäischen Städten wurden bereits strenge Regeln eingeführt, in Polen fehlen solche Vorgaben bislang. Besonders in den Innenstädten großer Metropolen ist der Effekt spürbar: Wohnraum verwandelt sich zunehmend in Tageshotels.
Das Hochhaus an der Chmielna 35 beherbergt inzwischen neben Mietwohnungen auch einen Nachtclub, ein Restaurant und einen Lebensmittelladen. Für die verbliebenen Mieter ist das Leben dort zu einem täglichen Kampf geworden. Junggesellenabschiede, Müll im Treppenhaus, zerkratzte Wände, herausgerissene Türgriffe, verstopfte Müllschlucker – hier kann man kaum noch wohnen. Sie habe Angst, dort würden so viele Fremde kursieren, berichtet eine 80-jährige Bewohnerin des Blocks.
Das Problem geht weit über dieses eine Gebäude hinaus. Ähnliche Entwicklungen wie in Warschau gibt es übrigens in vielen europäischen Metropolen. Die Folge: Die angestammte Bewohnerschaft verliert ihr Sicherheitsgefühl und ihre Nachbarschaften, während sich zentrale Stadtviertel in anonyme Übernachtungszonen verwandeln. Polen verfügt bislang über keine wirksamen Vorschriften, die diesen Trend eindämmen und die Rechte der Mieter schützen könnten, so das Fazit in Gazeta Wyborcza.
Autor: Jakub Kukla