Deutsche Redaktion

Außenminister Sikorski: "Offenbar hat die Kanzlerin vergessen, wie ihr Regierungskurs aussah"

07.10.2025 10:20
Sikorski erinnerte daran, dass Polen bereits 2007 gegen die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream protestiert habe. „Man sollte sich ansehen, wie die deutsche Regierung damals auf meine Worte reagierte, als ich sagte, wir mögen keine Absprachen über unsere Köpfe hinweg", so der Politiker.
Der stellvertretende Ministerprsident und Auenminister der Republik Polen, Radosław Sikorski, whrend einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit der finnischen Auenministerin Elina Valtonen am 6. dieses Monats im Auenministerium in Warschau. (sko) PAPRafał Guz
Der stellvertretende Ministerpräsident und Außenminister der Republik Polen, Radosław Sikorski, während einer Pressekonferenz nach einem Treffen mit der finnischen Außenministerin Elina Valtonen am 6. dieses Monats im Außenministerium in Warschau. (sko) PAP/Rafał GuzPAP/Rafał Guz

Nach der Welle der Empörung über das Interview von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merke für den ungarischen Internetkanal Partizan, hat auch Außenminister und Vizepremier Radosław Sikorski die Äußerungen Merkels zu Polen und den baltischen Staaten kommentiert. „Ich interpretiere ihre Worte so, dass sie ebenso wahr sind wie die Behauptung, niemand habe gegen Nord Stream protestiert“, sagte Sikorski am Montag in Warschau.

Sikorski erinnerte daran, dass Polen bereits 2007 gegen die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream protestiert habe. „Man sollte sich ansehen, wie die deutsche Regierung damals auf meine Worte reagierte, als ich sagte, wir mögen keine Absprachen über unsere Köpfe hinweg. Offenbar hat die Kanzlerin vergessen, wie ihr eigener Regierungskurs damals aussah“, erklärte er.

Interview sorgt für Welle der Empörung

Hintergrund ist ein Interview Merkels mit dem ungarischen Internetkanal Partizan, das die deutsche Zeitung Bild unter der Überschrift „Merkel gibt Polen Mitschuld an Putins Krieg“ zusammenfasste. In dem Gespräch selbst finden sich solche Aussagen jedoch nicht. Merkel sagte dort, Polen und die baltischen Staaten hätten 2021 ihren Vorschlag für ein neues Gesprächsformat zwischen der EU und Russland abgelehnt.

Merkel sagte in dem Interview, sie habe 2021 den Eindruck gewonnen, Wladimir Putin nehme das Minsker Abkommen nicht mehr ernst, und habe daher gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron neue Gespräche zwischen der EU und Russland vorgeschlagen. Die Worte Merkels haben in Polen hohe Wellen geschlagen. Eine Sprecherin der früheren Kanzlerin erklärte gegenüber der polnischen Presseagentur, Merkels Aussagen sprächen im Original für sich und enthielten nichts Neues.

PAP/adn

Merkel gibt Polen Mitschuld an Putins Krieg

06.10.2025 10:32
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Polen und den baltischen Staaten eine Mitverantwortung am Abbruch direkter diplomatischer Kontakte zwischen der EU und Russland im Jahr 2021 zugeschrieben. In einem Interview mit dem ungarischen Online-Portal „Partizan“ sagte Merkel, dass dadurch indirekt auch der russische Angriff auf die Ukraine wenige Monate später begünstigt worden sei.

Empörung nach Interview zum Ukraine-Krieg: “Merkel hat Blut an den Händen”

06.10.2025 12:33
Die Andeutungen der ehemaligen Kanzlerin, die eine Mitschuld Polens am Ausbruch des Kriegs in der Ukraine suggerierte, haben eine Lawine von Kommentaren im polnischen Internet ausgelöst. Sicherheitsexperte Szeligowski warnt davor, sich nur auf das Szenario russischer Truppen an der Weichsel zu fokussieren. Und: Ukrainischer Ex-Geheimdienstoffizier verteidigt Nord-Stream-Sabotage und erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Ermittler.

Kommentar: Wer hat wirklich Öl ins Feuer gegossen?

07.10.2025 09:48
Angela Merkel hat wieder gesprochen. Diesmal deutete sie in einem Gespräch mit dem ungarischen Portal „Partizán“ an, dass zur russischen Aggression 2022 auch Staaten beigetragen hätten, die seit Jahren Alarm schlugen: Polen und die baltischen Länder. Klingt das paradox? Eher wie bequeme Amnesie. Denn wenn jemand Berlin über Jahre konsequent vor Projekten warnte, die Europa in Abhängigkeit vom Kreml bringen würden, dann waren es eben polnische und baltische Politiker, Expertinnen und Journalisten. Ihre Diagnose war einfach: Jeder in die russischen Pipelines investierte Euro kehrt zu uns zurück — in Form russischer Aufrüstung, schreibt der Publizist und Historiker Sławomir Sieradzki.