Zugleich verwies er auf die historische Verantwortung Deutschlands. „Wir alle wissen, wie grausam die deutsche Besatzung in Polen war und zu welchen Opfern sie geführt hat“, sagte Berger. Er habe jedoch den Eindruck, dass es in Polen Politiker gebe, „die ein Bild von Deutschland haben, das der heutigen Realität nicht entspricht und vielleicht noch aus den 1950er-Jahren stammt“.
Nach Einschätzung des Botschafters würden bestehende Spannungen zwischen beiden Ländern zusätzlich von außen befeuert. Die Unterschiede zwischen Polen und Deutschland würden „noch durch russische Propaganda und Desinformation verstärkt, die versucht, die Einheit Europas und der NATO zu zerstören“, sagte Berger. Vor diesem Hintergrund appellierte er an beide Seiten, trotz der belasteten Geschichte nach vorne zu schauen. Man müsse sich – „bei vollem Verständnis für die Bedeutung der Vergangenheit und im Bewusstsein unserer Verantwortung“ – auf Fragen konzentrieren, „die unsere unmittelbare Sicherheit und unsere Zukunft betreffen“.
Die immer wieder aufflammende Debatte über deutsche Reparationszahlungen bewertete Berger kritisch. Seiner Ansicht nach gehe es dabei für einen Teil der politischen Akteure weniger um eine tatsächliche Lösung. „In Wirklichkeit geht es nicht darum, diese Frage zu klären, sondern politische Interessen zu bedienen“, sagte der Botschafter. Aus deutscher Sicht lenke dies „von wirklich wichtigen Themen und von der Zusammenarbeit für unsere Sicherheit ab“.
Zugleich betonte Berger, die Bundesregierung verstehe die politische Bedeutung der Frage von Entschädigungszahlungen für mehrere zehntausend noch lebende Opfer der deutschen Besatzung. Auf die Frage, ob Berlin derzeit an einem konkreten Vorschlag zu solchen Zahlungen arbeite, äußerte sich der Botschafter jedoch nicht.
Positiv bewertete Berger die deutsch-polnischen Regierungskonsultationen, die Anfang Dezember in Berlin stattfanden. Diese seien „gut und konstruktiv“ verlaufen. Deutschland wolle die bilaterale Zusammenarbeit mit Polen weiter ausbauen, insbesondere im Bereich der Verteidigung. „Wir möchten der deutsch-polnischen Verteidigungszusammenarbeit im Rahmen der NATO eine höhere Priorität einräumen“, sagte Berger.
Dabei gehe es auch um eine engere Kooperation der Rüstungsindustrien beider Länder. „Wir hoffen, dass es gelingt, die Zusammenarbeit zwischen unseren Verteidigungsindustrien zu entwickeln. Bislang war sie nicht besonders intensiv“, erklärte der Botschafter.
PAP/jc