Der im Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal im ukrainischen Energiesektor gesuchte Tymur Mindytsch ist in Israel fotografiert worden. Journalisten hätten dort den früheren und der Korruption im Energiesektor verdächtigten Mitarbeiter Präsident Wolodymyr Selenskyjs aufgespürt. Mindytsch soll demnach wenige Stunden vor Durchsuchungen bei Beteiligten der Affäre ins Ausland geflohen sein.
Das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine (NABU) und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) haben Anfang November ein ernstes Korruptionssystem im Energiesektor aufgedeckt. Nach Angaben der Ermittler sollen die Beteiligten von Geschäftspartnern des staatlichen Energiekonzerns Enerhoatom Bestechungsgelder in Höhe von zehn bis 15 Prozent des Auftragswertes kassiert haben.
Die illegalen Mittel sollen über ein sogenanntes Backoffice im Zentrum Kiews gewaschen worden sein. Den Ermittler zufolge seien auch rund 100 Millionen US-Dollar verschwunden . In den Akten tauche der Name des als Organisator des gesamten Systems geltende Geschäftsmanns Tymur Mindytsch auf. Medien zufolge habe er das Land wenige Stunden vor den Durchsuchungen bei Beteiligten der Affäre verlassen. Sein Name steht seitdem in die Fahndungsdatenbank des Innenministeriums der Ukraine.
Tymur Mindytsch ein enger Vertrauter Selenskyjs
Tymur Mindytsch war in der Vergangenheit ein enger Mitarbeiter Selenskyjs im Studio Kwartal 95, noch vor dessen Wahl zum Präsidenten im Jahr 2019. Nach Angaben des Portals „Ukrajinska Prawda“ habe Selenskyj auch nach seinem Amtsantritt weiterhin private Kontakte zu Mindytsch gepfelgt. Dem Portal nach seien Mindytschs Handlungen in den vergangenen Jahren und der Charakter seiner Tätigkeit nicht nur nicht öffentlich, sondern regelrecht konspirativ gewesen.
„Während seines Aufenthalts in der Ukraine ging er praktisch nie zu Fuß auf die Straße. Er genoss das Privileg, Fahrzeuge mit amtlichen Kennzeichen zu nutzen, obwohl er dazu kein Recht hatte“, schrieb „Ukrajinska Prawda“ über die NABU-Ermittlungen. Mindytschs Wohnung in Kiew habe sich zudem in demselben Gebäude wie Selenskyjs befunden. Das Verfahren gegen ihn wurde am 21. August dieses Jahres eingeleitet. Die Ermittlungen hätten bereits im Jahr 2024 begonnen.
Er werde der Gründung und Leitung einer kriminellen Vereinigung, der Geldwäsche aus illegalen Quellen sowie der Einflussnahme auf Mitglieder des ukrainischen Ministerkabinetts mit dem Ziel, rechtswidrige Entscheidungen herbeizuführen, beschuldigt.
Einfluss im Rüstungssektor
Mindytsch soll darüber hinaus Einfluss auf den ukrainischen Rüstungssektor und das Langstreckendrohnen herstellende Unternehmen Fire Point gehabt haben. Der Chefkonstrukteur und Eigentümer des Unternehmens, Denys Schtilerman, habe im Gespräch mit dem Portal „Dserkalo Tyschnja“ bestritten Mindytsch sei Miteigentümer der Firma. Mindytsch selbst soll 2024 den Kauf von Anteilen an Fire Point vorgeschlagen haben, sei damit jedoch auf Ablehnung gestoßen.
RMF24/ps