„Bokser“: Eine (beinahe) wahre Sportlergeschichte
Der in 17 Ländern von der Kritik gefeierte Film „Bokser“ verdeutlicht, dass viele Spitzensportler in der Volksrepublik Polen oft nur Marionetten einer Idee waren, die mit dem Sport nichts zu tun hatte. Der Titelheld steht stellvertretend für die lange Liste polnischer Topathleten, die dem kommunistischen Land den Rücken kehrten.
Gerade diejenigen Leistungssportler, die internationale Erfolge und olympische Medaillen für ihr Land sammelten, wurden von dem Sicherheitsapparat streng überwacht und lebten häufig in Armut.filmweb
Die Sowjetrepubliken und Satellitenstaaten gaben sich während des Kalten Krieges alle erdenkliche Mühe, um sich gegenüber dem Westen international zu behaupten. In vielerlei Bereichen wollte es nicht so recht funktionieren. Anders im Sport: Hier konnten sie den westlichen Ländern gelegentlich vorgaukeln, dass sie ihnen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen seien. In dem zuletzt vielfach gelobten polnischen Sportlerdrama „Bokser“ sehen wir jedoch, wie es den Athleten in der Volksrepublik Polen tatsächlich erging. Gerade diejenigen Leistungssportler, die internationale Erfolge und olympische Medaillen für ihr Land sammelten, wurden von dem Sicherheitsapparat streng überwacht und lebten häufig in Armut. Hunderte Olympioniken waren des Systems überdrüssig, flohen in den Westen und wurden anschließend als „Vaterlandsverräter“ diffamiert. Nach dem Schwund des heimischen Publikums hatten sie es im Ausland allerdings oft nicht sonderlich besser. Diese Erfahrungen macht auch der fiktive Berufsboxer Jędrzej Czernecki, der in Polen als Medaillenhoffnung gilt, sich in England von seinen mitgereisten „Betreuern“ dennoch absetzt und in der Fremde neu anfangen möchte. Mehr darüber von Wojciech Osiński.