Deutsche Redaktion

Wohnungsskandal: Tusk greift Kaczyński scharf an

08.05.2025 17:09
Die Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) gerät wegen eines Skandals um ihren Präsidentschaftskandidaten Karol Nawrocki zunehmend unter Druck. Parteichef Jarosław Kaczyński reagierte im Sejm, dem Unterhaus des Parlaments, ungehalten auf Fragen von Journalisten. Er warf den Medien vor, sich wie „politische Operative“ zu verhalten – eine Formulierung, die an das Vokabular der kommunistischen Ära erinnert.
Tusk z ostrą krytyką wobec Jarosława Kaczyńskiego
Tusk z ostrą krytyką wobec Jarosława Kaczyńskiego JACEK DOMINSKI/REPORTER, Grzegorz Banaszak/REPORTER

Hintergrund ist ein Bericht, wonach Nawrocki eine Wohnung von einem 80-jährigen Mann zu ungewöhnlich günstigen Konditionen erworben haben soll. Der Fall sorgt seit Tagen für Schlagzeilen und bringt die rechtskonservative PiS in Erklärungsnot.

Die Journalistin und Kolumnistin der Zeitung Gazeta Wyborcza, Dominika Wielowieyska, deutete Kaczyńskis Ausbruch als Zeichen wachsender Nervosität innerhalb der Partei. „Nicht so sehr Nawrockis zweite Wohnung, sondern die Art, wie die Partei auf den Skandal eines ihrer langjährigen Weggefährten reagiert, könnte entscheidenden Einfluss auf den Wahlausgang haben“, schrieb sie.

Auch Polens Ministerpräsident Donald Tusk meldete sich mit scharfen Worten zu Wort und warf Kaczyński vor, über die Vorgänge rund um Nawrocki informiert gewesen zu sein. „Du wusstest alles, Jarosław“, sagte Tusk am Donnerstag. Er warf dem PiS-Chef vor, über angebliche Kontakte Nawrockis zur organisierten Kriminalität, über sexuelle Affären sowie über den umstrittenen Wohnungserwerb informiert gewesen zu sein.

„Du wusstest von den Verbindungen zu Gangstern, vom ‚Beschaffen von Mädchen‘, von der Liebeswohnung im Museum des Zweiten Weltkriegs, vom Wohnungsschwindel und von weiteren, noch verborgenen Angelegenheiten“, erklärte Tusk. „Die volle Verantwortung für dieses Desaster liegt bei dir.“

 

„Das sind doch alles unverschämte Lügen von Leuten, die offenbar diese Welt der Mädchen auf Bestellung kennen. Vielleicht kennt Herr Tusk sie – das ist seine Sache und vielleicht die seiner Frau, aber nicht meine“, antwortete Jarosław Kaczyński auf Tusks Worte.

Die Präsidentschaftswahlen finden am 18. Mai statt.

PAP/jc


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