Deutsche Redaktion

Der letzte Bialystoker: "Ich lebe nicht in der Vergangenheit"

24.08.2023 13:52
Einer der wahrscheinlich letzten lebenden Juden aus dem Bialystok der Vorkriegszeit, erinnert sich an die bunte, multikulturelle Stadt, aber auch daran wie der Krieg dem von Polen, Juden, Weißrussen und Ukrainern bewohnten Mikrokosmos ein brutales Ende setzte. 
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  • Ben Midler hat insgesamt die Gefangenschaft in sechs Konzentrationslagern überlebt.
Ben Midler und die Autorin des Buches Ostatni Białystoker, Marta Sawicka-Danielak.
Ben Midler und die Autorin des Buches "Ostatni Białystoker", Marta Sawicka-Danielak.Joanna Urbaniec/Materiały prasowe

In Bialystok waren vor dem Zweiten Weltkrieg über die Hälfte der über 100.000 Einwohner Juden. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht wurde Bialystok im September 1939 besetzt. Wenige Tage später marschierte die sowjetische Armee in Ostpolen ein und besetzte – in Übereinstimmung mit dem im August geschlossenem Hitler-Stalin-Pakt – große Teile des Landes, auch Bialystok. Als am 22. Juni 1941 das Deutsche Reich das Abkommen mit dem Angriff auf die Sowjetunion brach, besetzte die Wehrmacht Ende Juni Bialystok erneut. Anfang August 1941 richtete die deutsche Militärverwaltung ein Ghetto für 50.000 Juden ein. Vor der geplanten Endlösung des Ghettos kam es zu einem Aufstand.

Der in Amerika lebende Ben Midler ist wahrscheinlich der letzte lebende Augenzeuge der Ereignisse von vor 80 Jahren. Er ist auch einer der letzten Juden aus Bialystok, die sich an eine bunte, multikulturelle Stadt erinnern können. Ein von Polen, Juden, Weißrussen und Ukrainer bewohnter Mikrokosmos, dem der Krieg ein brutales Ende gesetzt hat. Ein Beitrag von Jakub Kukla.

Ben Midler Ben Midler
Ben Midler hat insgesamt die Gefangenschaft in sechs deutschen Lagern überstanden. Seine gesamte Familie aus Białystok wurde im Holocaust ermordet. Nach dem Krieg ist er zuerst nach Israel und dann in die USA ausgewandert.