Deutsche Redaktion

100 Jahre Johannes Paul II.

18.05.2020 11:31
Ein zentrales Thema in den Zeitungen ist der 100. Geburtstag des polnischen Papstes - Johannes Paul II.
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RZECZPOSPOLITA: Fehlende Autorität

Am hundertsten Geburtstag von Johannes Paul dem II. denke er vor allem an die vergangenen 15 Jahre – jene Zeit ohne den Papst, schreibt in seinem Kommentar der Chefredakteur der Tageszeitung Rzeczpospolita, Bogusław Chrabota. Es sei eine schwierige Zeit gewesen im Vergleich mit den Jahren davor, als die Polen noch die Kraft des außerordentlichen Pontifikats spüren konnten. Es könne ja sein, dass rein zufällig Karol Wojtyła zum Papst gewählt wurde, als das kommunistische System zu wackeln begann. Doch die Entscheidung des Konklaves habe zweifelsohne den Zerfall des Regimes beschleunigt. Es gäbe genug Beweise dafür, dass Individuen den Lauf der Wirklichkeit stark beeinflussen können. Karol Wojtyła in Rom, ein Pole, der die Mission der Katholischen Kirche neu definierte sei eben eine solche Persönlichkeit gewesen, urteilt der Publizist.

Man könne heute seine Fehler aufzählen, die Unzulänglichkeiten seines Pontifikats aufzeigen, aber sogar die verbissensten Kritiker müssten zugeben, dass er die Welt verändert habe. Und wenn dass so sei, habe Johannes Paul II. auch den polnischen Weg zur Freiheit stark mitgestaltet. Und als Polen endlich zu einem freien Land geworden war, sei er der Einzige gewesen, der die Polen vereinen konnte. Politiker aller Parteien meldeten sich regelmäßig in Rom, und seine Pilgerfahrten in die Heimat hätten sich in Manifestationen der nationalen Einheit verwandelt.

Alles sei im April 2005 zu Ende gegangen, als der Papst gestorben war. Es sei ein großer Verlust für die Welt und ein weitaus größerer für Polen gewesen, führt Chrabota fort. Mit dem Tod des Papstes sei der wichtigste Pole in der neuen Geschichte des Landes gegangen, eine Autorität, die den Polen geholfen habe, die schwierigen Jahren der Transformation zu überstehen. Nach dem 2. April seien die Polen allein geblieben. Dazu seien noch weitere Katastrophen gekommen: die Politik sei brutaler geworden, das Flugzeugunglück von vor zehn Jahren habe die Polen radikal geteilt. Es sei den Polen nicht gelungen, die schwierigen Proben würdig zu überstehen. Einige hätten noch gehofft, dass das Erbe des Papstes zum Wegweiser werde. Seine Landsleute hätte die Lehren des Papstes aber weggeworfen, und dies sei eben die tragischste Zusammenfassung der Einsamkeit mit der das Volk nach dem Tod von Johannes Paul dem II. zu Recht kommen müsse, schreibt Bogusław Chrabota im Blatt Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Ein Freund der Juden

Pünktlich zum 100. Jubiläum des Geburtstages von Johannes Paul dem II. erinnert Oberrabbiner von Polen, Michael Schudrich an den päpstlichen Beitrag zur Verständigung zwischen Juden und Christen. Die Juden seien sich dessen bewusst, wie tief der Einfluss von Papst Johannes Paul dem II. auf die Ereignisse der Weltgeschichte gewesen sei. Sie wüssten auch genau, welch großen Einfluss er auf den christlich-jüdischen Dialog ausgeübt habe. Mit seine Haltung habe er stets an das Prinzip des gegenseitigen Respekts erinnert. Wie kein anderer, habe er zu Heilung der alten Wunden beigetragen, kein anderer habe mehr getan, um die Plage des Antisemitismus aus der Welt zu schaffen als Johannes Paul der II., schreibt Schudrich in einem Brief, der in der Tageszeitung abgedruckt wird.

Johannes Paul der II. habe nicht nur das Leid des jüdischen Volkes während seiner Visite in Auschwitz gewürdigt, sondern auch den Staat Israel und seine zentrale Rolle für das jüdische Leben anerkannt. Er habe sich nicht nur darum bemüht,, die bisherigen Kontakte zu verbessern, sondern auch eine solide Grundlage für einen tiefen und respektvollen Dialog in Zukunft aufzubauen.

Möge die Erinnerung an Johannes Paul den II. zu einer Inspiration werden, um seine Friedensmission fortzuführen, appelliert Michael Schudrich in Dziennik/Gazeta Prawna.

 

SUPER EXPRESS: Die Grenzen des Einflusses

Im Blatt Super Express erinnert sich der postkommunistische Präsident Aleksander Kwaśniewski an seine Begegnungen mit Johannes Paul dem II. Als amtierender Präsident habe er in seinen zwei Kadenzen den Papst um die zwanzigmal getroffen – zum ersten Mal im Jahr 1997. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche sei erneut nach Polen gekommen. Als amtierender Präsident habe Kwaśniewski den geistlichen auf den Flughafen in Wrocław offiziell begrüßen sollen. Das Wetter war katastrophal, es sei kalt gewesen, starker Wind und Regen hätten verursacht, dass das Orchester das Begrüßungslied nicht zu Ende spielen konnte. Bei einem späteren Empfang im Rathaus erklärte Präsident Kwaśniewski dem Papst, dass sich die Gastgeber bemüht hätten alles perfekt zu organisieren, dass Wetter, fügte Kwaśniewski scherzhaft hinzu, wäre aber eher im Kompetenzbereich des Papstes. Her Präsident, erwiderte Johannes Paul der II, sie würden allem Anschein nach, meine Kontakte überschätzen, lesen wir in Super Express.  


Jakub Kukla