Rzeczpospolita: Impfen geht auch schneller
Nach dem Systemfehler von vor Ostern, beginnt auch die neue Woche mit weiteren Kontroversen rund um das Nationale Impfprogramm, lesen wir in der Rzeczpospolita. Der Grund: Wie sich herausstelle, seien es nicht die großen Städte mit Impfpunkten in provisorischen Krankenhäusern, die am schnellsten impfen, sondern kleine Städte, wie Sopot, wo der Anteil der Zahl der Impfungen an der Zahl der Einwohner 75 Prozent beträgt, Rzeszów mit knapp 63 Prozent und Wałbrzych mit 51 Prozent. Die Opposition wirft der Regierungspartei vor, dass das hohe Impftempo in Rzeszów teil der Wahlkampagne vor den Kommunalwahlen ist und dass dabei Prozeduren umgangen werden.
Geht es nach dem Chef der Kanzlei des Premierministers Michał Dworczyk, würden die Statistiken mit der spezifischen Aufteilung der Impfpunkte in der Region zusammenhängen, durch die sich die Einwohner eines Teils der Region in Rzeszów impfen würden. Laut Dariusz Joński von der Polnischen Initiative indes, habe sich in der Hauptstadt von Podkarpacie jeder impfen können, auch jüngere, während die Senioren weiter warten müssten.
Der politische Kontext der Impfbeschleunigung in Rzeszów sei zweifellos ein Skandal, schreibt in seiner Stellungnahme der Publizist Wojciech Tumidalski. Gleichzeitig, so der Autor, würden die Statistiken auch zeigen, dass es mit dem Impfen schneller gehe und man das System vereinfachen sollte. Der Weg, den Israel, Großbritannien und die USA gehen würden, sei nicht so schwierig. Wałbrzych, wo gerade ein Drive-Through Impfpunkt entstehe und Sopot, wo fast 75 Prozent der Einwohner geimpft seien, würden dies wissen. Auch die Regierung sollte aus den Erfahrungen dieser Gemeinden lernen, so Wojciech Tumidalski in der Rzeczpospolita.
Dziennik/Gazeta Prawna: Wenn Kernkraft, dann aus den USA?
Die USA, Frankreich und Südkorea - von diesen drei Staaten hat Amerika die größten Chancen, den Auftrag für den Bau von Kernkraftwerken in Polen zu erhalten, berichtet in der heutigen Ausgabe Dziennik/Gazeta Prawna. Die polnische Regierung sei, wie das Blatt erinnert, vor dem Hintergrund der von der EU angeordneten Grünen Ordnung und des dadurch erzwungenen stufenweisen Verzichts auf Kohle als Energiequelle, determiniert, möglichst schnell den Bau von Kernkraftwerken an der Weichsel zu beginnen.
Die Regierungspläne, erinnert das Blatt, würden den Bau von sechs Kraftwerken vorsehen, das erste soll 2033 in Betrieb genommen werden. Die USA sollen in zwei Jahren ihr Angebot vorstellen, Interesse an der Durchführung des Unterfangens hätten aber auch Frankreich und Südkorea gemeldet. Wie der Regierungsbevollmächtigte für strategische Infrastruktur, Piotr Naimski betont, würde für die US-Firma Westinghouse die Tatsache sprechen, dass sie über funktionierende Infrastruktur verfügt, die “ohne Änderungen” in Polen eingesetzt werden könnte. In Bezug auf den französischen Hersteller EDF äußerte Naimski Zweifel an der Einhaltung eventueller Liefertermine, da das Unternehmen gleichzeitig Kraftwerke in Frankreich baue und noch zwei in Großbritannien fertigstelle. Die koreanischen Lösungen würden sich indes auf der Technologie von Westinghouse stützen, für deren Nutzung außerhalb Südkoreas die Einwilligung der USA notwendig ist, so Piotr Naimski im Gespräch mit Dziennik/Gazeta Prawna.
Rzeczpospolita: Der Troubadour, der ein zweites Leben hatte
Mit Krzysztof Krawczyk ist einer der farbenprächtigsten Musiker Polens gestorben, schreibt in seinem Nachruf für die Rzeczpospolita der Publizist Jacek Cieślak. Seine Karriere, schreibt der Autor, habe Krawczyk als Musiker der Bigbeat Band Trubadurzy begonnen. Dann kam die Solokarriere in den 70-er Jahren. Für die jüngere Generation, die Rock hörte, sei er zum Symbol der Dancing-Musik und des kitschigen Scheinglanzes der 70-er geworden, auch wenn ihm Talent und eine große Stimme niemand aberkannt habe. 1978 galt er als Favorit des Festivals in Sopot. Dafür, dass er es letztendlich doch nicht gewann, habe der Chef des Radiokomittees Michał Szczepański ihm den Weg zu Radio und Fernsehen versperrt. Deprimiert emigrierte Krawczyk nach Amerika, wo er in Las Vegas als “Kristof from Poland” auftrat und nicht immer nüchterne Amerikaner unterhalten sollte. “Manchmal”, erinnerte sich Krawczyk, “habe ich nur für die Kellner gesungen, da der Saal leer war. Ich hatte vier Auftritte pro nacht, bis 5.00 Uhr morgens. Nur Montag war frei.” Er habe Dächer mit Pappe bedeckt. Eines Tages sei er auf ein Dach gestiegen und habe sich die linke Hand mit einer Büroklammer durchlöchert.
Um das Tempo durchzustehen, habe er alles genommen außer Heroin. Tabletten und Spritzen, nach denen er über die Bühne gesprungen sei, wie ein Känguruh. Und sogar Beruhigungsmittel für Nilpferde. Und er sei, wie sich der Musiker erinnerte, auf dem Weg in den Abgrund gewesen. Dann habe er seine spätere Ehefrau Ewa getroffen. “Gott”, so Krawczyk, “hat mir einen Rettungsring geworfen”.
Er habe nie seine Religiosität versteckt, sie habe ihm, wie er sagt, geholfen, die schwersten Zeiten zu überstehen, besonders nach dem Autounfall, in dem er ein Auge verloren habe. “Ich nehme den Glauben ernst. Ich glaube an die Lehre von Christus, ich habe ihm vertraut”, so Krawczyk. Krawczyk ist am Montag, kurz nach einer überstandenen Covid-19-Infektion gestorben. Er war 74 Jahre alt.
Autor: Adam de Nisau