Rzeczpospolita: Deutschland bricht mit der EU-Solidarität
Berlin nehme Verhandlungen mit Moskau über den Kauf des russischen Covid-Impfstoffs Sputnik V auf. Damit entgleise das europäische Vertragsprogramm für Impfungen, schreibt Jędrzej Bielecki am Freitag für die Zeitung Rzeczpospolita. Noch im März, lesen wir, habe der für den Import von Impfstoffen zuständige EU-Kommissar behauptet, dass Europa Sputnik absolut nicht brauche. Trotzdem soll der deutsche Gesundheitsminister, Jens Spahn, gestern auf einer Videokonferenz mit Vertretern der 27 Mitgliedstaaten gesagt haben, falls die EU sich weigere, den russischen Impfstoff zu importieren, so werde Deutschland "auf eigene Faust Gespräche aufnehmen".
Deutschlands Initiative, erklärt Bielecki, bedeute einen endgültigen Bruch mit dem EU-Programm der solidarischen Impfstoffvergabe in der gesamten Union, für das die Chefin der Europäischen Kommission und Angela Merkels ehemalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor einem Jahr die politische Verantwortung übernommen haben.
Ein bemerkenswerter Rollentausch, glaubt der Autor und erklärt, dass fünf Monate vor ihrem Ausscheiden aus der Politik Bundeskanzlerin Merkel, die seit 16 Jahren Garantin für die Stabilität der Union sei, zum Schlag gegen die Integration aushole. Ganz anders als Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, so Bielecki, der noch Mitte März bei seinem Treffen mit Emmanuel Macron in Paris versichert habe, Polen werde solidarisch zum EU-Impfprogramm stehen.
Auch der österreichische Bundeskanzler wolle nicht zu lange auf die EU-Zulassung warten und habe erklärt, dass er sich bei einer zu langen Verzögerung auf die heimische Arzneimittelzulassungsbehörde verlassen und das russische Präparat kaufen werde. Auch Ungarn, erfahren wir, sei bisher das einzige EU-Land, das Sputnik V nicht nur gekauft, sondern auch bereits verabreicht habe.
Spahns Erklärung, heißt es weiter, bringe Polen in eine schwierige Situation. Und das nicht nur wegen der Anbindung an das EU-Programm. Aus politischen Gründen sei es für Polens Regierung auch unmöglich, mit den Russen über den Kauf ihres Vakzins zu verhandeln.
Russland, fährt der Autor fort, habe zwar nicht genügend Impfstoffe für seine eigenen Bürger. Wladimir Putin werde aber eine so hervorragende Gelegenheit zur Spaltung der EU nicht verpassen. Ein Vertrag mit Berlin, heißt es am Schluss, trotz der Verhaftung von Alexej Nawalny, der Vorbereitungen für eine Offensive in der Ukraine und der Befriedung der demokratischen Revolution in Weißrussland, wäre ein Signal, so Jędrzej Bieleckis Fazit für das Tagesblatt am Freitag, dass Moskau noch einmal mit allen Sünden davonkomme.
Energetyka24: Werden Katholiken die globale Erwärmung bremsen?
Kann die katholische Kirche im Kampf gegen den Klimawandel helfen? Geht es nach Jakub Wiech, habe sie alle Mittel dazu, und schon der heilige Johannes Paul II. soll vor der globalen Erwärmung gewarnt haben. Klimaprobleme, schreibt der Energie-Experte in einem Feuilleton für das Branchenportal Energetyka24, sollen von der Kirche somit schon vor langer Zeit erkannt worden sein.
Bereits 1990 habe der damalige Papst Johannes Paul II. gesagt, dass "der Treibhauseffekt als Folge der kontinuierlichen industriellen Entwicklung, der großen städtischen Agglomerationen und des erhöhten Energieverbrauchs kritische Ausmaße erreicht hat." Der spätere Heilige habe auch deutlich gemacht, dass das Phänomen durch menschliche Aktivitäten entstanden ist. "Industrieabfälle, die Gase, die bei der Verbrennung von Mineralien entstehen, das unkontrollierte Abholzen von Wäldern - all das habe bekanntlich eine schädliche Wirkung auf die Atmosphäre und die gesamte Umwelt." Die ökologische Krise, so Wiech, sei für den Papst deshalb ein moralisches Problem gewesen. Auch sein Nachfolger, Benedikt XVI., habe auf die bereits erkennbaren Folgen eines Anstiegs der globalen Durchschnittstemperaturen und längerer Dürreperioden hingewiesen. Der Papst, der sich aber am meisten für ökologische Fragen einsetze, heißt es weiter, sei das derzeitige Oberhaupt der Kirche - Franziskus.
Die Kirche, fährt der Autor fort, fördere auch den Aktivismus, der auf den Strukturen der sog. Globalen Katholischen Klimabewegung basiere. Diese Organisation habe es sich zur Aufgabe gemacht, die 1,2 Milliarden Katholiken global für den Kampf gegen die Klimakrise zu engagieren. Die Kirche, die derzeit eine interne Krise durchgehe, stellt Wiech darüber hinaus fest, könnte sich den globalen Trend der Bekämpfung der Erderwärmung zunutze machen. Die jüngsten Generationen der katholischen Welt seien nämlich immer mehr säkularisiert und umweltbewusst.
Die katholische Kirche werde im Kampf gegen den Klimawandel sehr gebraucht, schreibt der Energieexperte am Schluss, und das nicht nur wegen ihres Einflusses und ihrer Reichweite, sondern vor allem, weil dieses Phänomen ein moralisches Problem sei, das alle Menschen auf dem Planeten betreffe. Und demgegenüber könne die Institution des Glaubens nicht gleichgültig bleiben, lautet Jakub Wiechs Schlussfolgerung für das Energie-Portal.
o2: Polnische Gene treffen in ein chinesisches Labor?
Das Genom von fünftausend Polen soll bald nach China transferiert werden, schreibt indes eines der größten Nachrichtenportale o2. Theoretisch, lesen wir, soll die Entschlüsselung des Genoms der Polen ihren Ärzten die Diagnose und die Wahl einer geeigneten und individuellen Therapie erleichtern. Allerdings sollen die Daten nach China geschickt werden, was, wie das Nachrichtenportal erfahren habe, Bedenken der polnischen Spionageabwehr hervorrufe. Die Forschungen sollen nämlich von dem chinesischen Unternehmen BGI durchgeführt werden, das weltweit führend in der Genforschung ist. Aber warum, fragt o2, werde diese Forschung für Polen von einer chinesischen Firma durchgeführt und nicht etwa von Amerikanern oder einem Land der Europäischen Union?
Ursprünglich, erfahren wir, sollte diese Aufgabe von einer US-Firma übernommen werden, doch die Amerikaner sollen weder die Technologie nach Polen transferieren noch den Auftrag vollständig ausführen wollen. Darüber hinaus sollen amerikanischen Dienste selbst Vorbehalte gegenüber Chinas Gengiganten haben.
Vor wenigen Tagen, so o2, habe der U.S.-Geheimdienst in einem Sonderbericht festgestellt, dass China personenbezogene und biomedizinische Daten als strategische Ware ansehe, für seine nationalen und wirtschaftlichen Sicherheitsprioritäten. Peking investiere auch stark in den Biotech-Sektor und wolle global zum Marktführer werden. Amerikanische Geheimdienste sollen zudem betonen, dass China Gesundheitsinformationen der Amerikaner sammeln und nutzten wollte, einschließlich ihrer genomischen Daten, was eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstelle. US-Experten sollen auch warnen, heißt es weiter, dass die Chinesen nach genetischen Schwachstellen in der US-Bevölkerung suchen und die Genetik nutzen könnten, um sich einen Vorteil für die chinesischen Streitkräfte zu verschaffen. Das Nachrichtenportal fragt deshalb abschließend, ob die polnischen Behörden im Fall der Sicherheit der genomischen und IT-Daten der Bürger genauso behutsam vorgehen, wie es die Dienste aller entwickelten westlichen Länder bereits tun.
ps